Geheimnisvolle Palmblätter: Ist unser Leben Schicksal oder Zufall, Karma oder Chaos? (German Edition)
Psychologin Verena Kast und der deutsche Mythenforscher Bernd A. Mertz haben in ihren Büchern immer wieder Beispiele dafür dargestellt, welche bedeutende Rolle Archetypen auch für das personale Erleben des Einzelnen spielen können.
Man kann diese weniger greifbaren vorherbestimmenden Einflüsse indes auch unter dem oben genannten Begriff des „kulturellen Umfelds“ einordnen und für unsere Zwecke festhalten, daß – soweit ihre Wirksamkeit existent sein mag – allgemeinmenschliche und kulturbedingte Archetypen eine Art der Festlegung für den Einzelnen mit sich bringen.
Bei der Frage, ob Anlagen und Talente, intellektuelle Fähigkeiten und emotionale Empfindungen, künstlerischeGaben und geistige „Antennen“ bereits bei der Geburt genetisch, kulturell oder anders vorgeprägt und mehr oder weniger festgelegt sind, werden sich die Geister scheiden.
Auch die Frage danach, inwieweit – falls eine Bestimmung mit der Geburt noch nicht erfolgen sollte – der Einfluß der Familie beziehungsweise des unmittelbaren frühkindlichen Umfelds dafür entscheidend sein mag, wird keine einhellige Antwort finden.
Alle Mütter wissen aus eigener Erfahrung: kein Kind kommt mit einem total „leeren“ Gemüt auf die Welt, sondern mit einer Fülle an eigenen Charakterzügen, die nicht anerzogen sind, sondern von irgendwoher „mitgebracht“ werden oder sich aus einem unsichtbaren Inneren entwickeln. Frappierende Unterschiede zwischen Geschwistern, auch zwischen eineiigen Zwillingen, bestärken diese Erfahrung.
überlegen wir eindeutige Extremfälle: bei musikalischen, sprachlichen oder mathematischen Wunderkindern handelt es sich ganz offenbar um eine Vorausbestimmung und Festlegung, die nichts oder fast nichts mit den biologischen Genen zu tun hat. Und selbst familiäre Förderung sowie das sozio-kulturelle Umfeld bieten zwar oft – nicht immer – den Nährboden zur Entfaltung, können jedoch nicht als kausal verantwortlich für die Existenz der überdurchschnittlichen Gaben und Fähigkeiten betrachtet werden.
Zumindest bei Wunderkindern sind wir uns wohl einig, daß auf eine unerklärliche Weise etwas angelegt und damit vorausbestimmt ist – vielleicht in den Lebensplan „hineingeschrieben steht“ –, was sich „normalen“ Erklärungen – Talent, Fleiß, Förderung durch gute Lehrer/innen, ein günstiges Umfeld und so fort – entzieht. Denken wir an den österreichischen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, der bereits mit dreizehn Jahren Konzerte, Sonaten, Symphonien und Operetten geschrieben hatte. Der Ire Sir William Rowan Hamilton beherrschte mit dreizehn Jahren dreizehn Sprachen und zeichnete sich als hervorragender Mathematiker aus. Der Franzose Blaise Pascal galt ebenfalls als Wunderkind, der in jungen Jahren, „wie von selbst“ wissenschaftliche Konzepte erdachte; er wurde nach einem religiösen Erlebnis übrigens zu einem faszinierenden Mystiker.
Ebenso werden wir uns vermutlich einig sein, daß es unumkehrbare, dem Willen nicht unterworfene Festlegungen gibt, wenn es sich um solche krassen, sehr schmerzlichen Vorherbestimmungen eines menschlichen Lebens handelt, wie sie durch angeborene und „unheilbare“ Krankheiten erfolgen.
In vielen Fällen gibt es keine genetisch-biologischen und auch keine moralisch-sozialen Erklärungen – weder für den betroffenen Menschen selbst noch für die Umwelt.
Spätestens in den Fällen, die uns persönlich sehr nahe gehen, werden wir fragen müssen, ob es irgendwelche Gründe für diese Festlegungen gibt.
Knapp gesagt können wir festhalten, daß es eine Reihe von Festlegungen und damit Vorherbestimmungen für uns Menschen gibt, an deren Vorhandensein wir nach der Geburt nichts mehr ändern können. Es ist jedoch durchaus denkbar, daß wir darauf Einfluß haben, wie wir mit diesen Lebensumständen umgehen.
Warum ist manches „fremdbestimmt“ festgelegt?
Ist es der „unerforschliche Ratschluß“ eines unbegreiflichen und offensichtlich mitleidslosen Gottes, der ein Schicksal auferlegt, das gläubig zu erdulden ist? Falls dies die Antwort wäre, wäre es sicher nicht unbillig, mit jener Macht zu hadern und zu rechten, die Lasten austeilt, die von ihren selbsternannten Sprechern als per se und per definitionem unergründlich und unverstehbar erklärt werden?
Geht es um „Prüfungen“, die uns aus einer unverständlichen Himmelsferne auferlegt werden? Schlägt eine angebliche „Erbsünde“ oder „Urschuld“ im individuellen Einzelschicksal
Weitere Kostenlose Bücher