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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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erwiderte Alfie und fuhr sich dabei mit der schmutzigen Hand durch den schwarzen Haarschopf. »Der is geklautworden. Weißte, der richtige Besitzer, der will ihn wiederhaben und bietet dafür ’ne Belohnung. ’ne saftige Belohnung.«
    Lilys Augen leuchteten. »Hat das in der Zeitung gestanden?«
    »Ganz genau«, sagte Alfie.
    »Ja, und wieso holst
du
ihn dann nicht?«, fragte Lily.
    »Weil der Kerl da wie ’n Luchs aufpasst, dass seinem hübschen neuen Hündchen ja keiner zu nah kommt«, erklärte Alfie geduldig. »Bei mir wär der sofort misstrauisch, aber nich bei ’m eleganten jungen Fräulein wie dir.«
    Lily strahlte ihn an.
    »Du kannst ganz leicht die Leine durchschneiden und   … «
    »Die Leine durchschneiden?«
    »Genau. Ich hab hier ’n scharfes Messer«, sagte alfie. »Damit schneidest du die Leine durch, hebst das Hündchen hoch und verduftest, bevor der irgendwas merkt. Dann gehste einfach zu dem Zaun da hinten und gibst das Hündchen Billy, und der gibt dir ’n Shilling dafür.«
    »Einen Shilling!« Lilys Augen leuchteten.
    »Und ob! Leichter kannste dein Geld nicht verdienen. Hier haste das Messer.« Er drückte ihr ein kleines Taschenmesser in die Hand. »Na los, nu geh schon. Und mach fix.«
    Lily zögerte keinen Augenblick länger, denn siehatte in ihrem ganzen Leben noch nie die Gelegenheit gehabt, einen Shilling zu verdienen. Sie verbarg das Taschenmesser in ihrer Hand, huschte um die Hausecke herum auf den Platz und stellte sich mitten in die Menge, direkt neben das Hündchen. Alle schauten gebannt dem Magier zu, der gerade eine nicht enden wollende Kette von seidenen Taschentüchern aus seinem Jackettärmel zog, lauter verschiedene Farben, eines größer als das vorherige, bis schließlich das letzte so groß wie eine Flagge zum Vorschein kam. Daraufhin rollte er sie alle zu einem Bündel zusammen und warf es in die Luft, wo es sich unter dem Beifall des Publikums in ein weißes Kaninchen verwandelte.
    Lily traute ihren Augen kaum. Ein echtes Kaninchen! Sie schaute sich nach Alfie um und zeigte, mit vor Staunen aufgerissenem Mund, auf die Darbietung, doch Alfie schüttelte bloß den Kopf und bedeutete ihr, sich mit ihrem Auftrag zu beeilen. Rasch bückte sie sich, schnitt die Leine durch, nahm das Hündchen auf den Arm und rannte damit vom Platz.
    In dem Menschengetümmel dauerte es eine Weile, bis der Hundebesitzer merkte, dass er bloß noch eine schlaffe halbe Leine ohne Hund in der Hand hielt, und zu diesem Zeitpunkt hatte Billy, der zweite Pope-Junge, ihn Lily bereits aus der Hand gerissen.
    »Los, gib her!«, rief er, packte hastig den Hund und wollte sich schon umdrehen, um ihn über dennächsten Zaun zu reichen, wo ein weiterer der Brüder bereitstand.
    »Und mein Geld?«, fragte Lily.
    Billy drückte ihr eine Münze in die Hand, und Lily schaute sie neugierig an. »Ist das ein Shilling?«, fragte sie, denn sie konnte sich nicht erinnern, je schon mal einen gesehen zu haben.
    »Klar is das einer!« Billy hielt den Hund hoch über den Zaun, und »Scout« ließ sich mit einem Japser bereitwillig in Georges Hände fallen. Während George, der dritte Bruder, mit dem Hund unterm Arm davonrannte, drehte sich Billy noch einmal zu Lily um und lächelte sie so freundlich an, als könnte er kein Wässerchen trüben. »Das is einer von den neuen Shillingen«, sagte er.
    »Ach so«, sagte Lily.
    »Die sehn jetzt anders aus, weißt du. Wann haste denn zuletzt ein’ gesehen?«
    Lily schüttelte den Kopf. »Weiß nicht.«
    »Na also, da siehst du’s. Das is jedenfalls ein Shilling!«
    Plötzlich drang aus der Menschenmenge vor dem Zauberer der Schrei »Mein Hund! Jemand hat meinen Hund gestohlen!«, und die Hälfte der Versammlung löste sich auf, um nach dem Hund zu suchen (und außerdem, weil der Magische Marvo sowieso gleich den Hut herumgehen lassen würde).
    Hätten die Leute zum Zaun hinübergeschaut, so hätten sie nur noch gesehen, wie Billy Pope sich daranlehnte und mit dem Messer, das ihm Lily zurückgegeben hatte, in aller Ruhe ein Stöckchen schnitzte, sowie eine verunsichert dreinblickende Lily, die mit ihrem »Shilling« in der Hand nach Hause trottete.
    »Das ist kein Shilling!«, stellte Grace fest. »Wer hat dir denn das weismachen wollen?«
    »Es ist einer von den neuen«, wandte Lily ein. »Er hat gesagt, es ist einer von den neuen.«
    »Wer hat das gesagt? Du hast doch gesagt, du hast ihn auf der Straße gefunden!«
    Lily wurde rot. »Billy Pope hat’s gesagt.«
    Grace

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