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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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sich verstecken konnte: Rasch zog sie die Tür des großen Wandschranks auf, schlüpfte hinein und hielt mit zitternden Fingern die Tür von innen zu.
    Durch den winzigen Türspalt sah sie, wie Sylvester Unwin gefolgt von Rose das Zimmer betrat. Das Dienstmädchen staubte schnell den Kaminsims ab, ging wieder hinaus und kam einen Augenblick später mit einem Tablett zurück, auf dem eine Karaffe mit einer satten roten Flüssigkeit stand. Sylvester Unwin verlor kein Wort des Dankes, sondern zog seine Jacke aus, hängte sie an den Kleiderständer, goss sich ein Glas Portwein ein und zog sich einen bequemen Sessel vor den Kamin.
    Grace atmete so flach, wie es ihr möglich war, doch sie fühlte sich ganz schwach vor Angst. Sie biss sich fest auf die Lippe, um klar bei Sinnen zu bleiben, und redete sich im Geiste zu, dass sie dies überstehen, dass sie gewinnen könne – sie musste nur ganz still halten, bis er wieder hinausging   …
    Allerdings schien Sylvester Unwin kein Bedürfnis zu verspüren, den Raum so bald wieder zu verlassen. Stattdessen fing er an, es sich richtig gemütlich zu machen. Grace blieb nichts anderes übrig, als ihm zuzusehen, wie er sich in seinem Sessel breitmachte, die Beine von sich streckte, die Brust wölbte – von sich eingenommen, selbst wenn er einfach nur dasaß.einen Moment später zog er auch noch seine Stiefel aus und beugte sich vor, um sie neben den Kamin zu stellen. Dann zog er seine Handschuhe aus, erst den rechten, dann den linken, und ließ sie zu Boden fallen. Er drehte sich ein wenig zur Seite, um sich eine Zigarre aus der Jackentasche zu angeln, wodurch seine linke Hand deutlich zu sehen war, und erst jetzt sah Grace zu ihrem maßlosen Staunen und Entsetzen, dass seine ganze linke Hand ein Apparat aus Metallplatten und Nieten war, die mit Bändern an seinem Armstumpen befestigt waren.
    Und in diesem Augenblick wurde ihr alles klar: der Grund, weshalb der Geruch nach Zigarrenrauch und Haaröl eine unterbewusste Kette von Erinnerungen in ihr ausgelöst hatte, die sie lieber nicht hatte weiterverfolgen wollen; der Grund, weshalb ihr Körper jedes Mal vor Abscheu aufschrie, wenn er in ihrer Nähe war. Sylvester Unwin war der Mann in der Kirche bei der Welland-Scropes-Beerdigung gewesen, dessen bloße Gegenwart ihr schon einen Anflug von Übelkeit bereitet hatte. Sylvester Unwin war der Mann, der sie in jener Nacht im Heim aufgesucht hatte   …

Kapitel 26
    Diesmal biss sich Grace so fest auf die Unterlippe, dass sie Blut im Mund schmeckte und beinahe würgen musste. Hundert Fragen und Empfindungen durchzuckten sie, so dass sie sich kaum noch unter Kontrolle halten konnte. Sie verspürte den Drang, aus dem Schrank zu stürmen und auf Sylvester Unwin einzuschlagen, ihn anzuschreien und mit Beschimpfungen zu überschütten. Sie wollte am liebsten den Brieföffner packen und ihm ins Herz stoßen! Wie sie gelitten hatte wegen dieses Mannes. Er hatte ihr die Unschuld geraubt, die Vergangenheit gestohlen und die Zukunft zerstört – und jetzt hatte er einen Plan geschmiedet, um das Erbe zu entwenden, das ihrer Familie rechtmäßig zustand. Weshalb sollte solch ein Mann weiterleben dürfen? Sie wollte ihn nur noch auf der Stelle umbringen.
    Dennoch war sie sich, wie sie so im Dunkeln stand und nur mit aller Mühe ihren Zorn im Zaum halten konnte, der Aussichtslosigkeit ihrer Situation bewusst. Sie durfte jetzt nicht ihrem unmittelbaren Drang nachgeben. Sie besaß weder die Körperkraft noch die Kühnheit dazu und fürchtete viel zu sehr dieFolgen, die dies für sie hätte. Ein Mann seiner Größe und Kraft könnte sie in einer Sekunde überwältigen. Und außerdem, selbst wenn sie ein Messer oder gar eine Pistole in der Hand gehabt hätte – einem anderen Menschen kaltblütig das Leben zu nehmen war eine gewaltige, eine fürchterliche Tat. Dazu war sie nicht fähig!
    Ihr Herz pochte ihr in den Ohren, während sie darum kämpfte, die Kontrolle über sich zu bewahren und mucksmäuschenstill zu stehen. Sie musste jetzt ruhig bleiben, hellwach sein und auf ihre Gelegenheit zur Flucht warten. Nur wenn sie es schaffte, ungesehen aus diesem Zimmer zu gelangen, hatte sie noch eine Chance, die Unwins zu besiegen.
    Unterdessen wähnte sich Sylvester Unwin vollkommen allein im Zimmer und klopfte mit seiner mechanischen Hand die Zigarre auf der Tischplatte auf. Im Kopf überschlug er die zu erwartende Geldsumme, die ihnen durch den Betrug winkte. Das gesamte Erbe belief sich auf hunderttausend

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