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Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition)

Titel: Geheimnisvolles Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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und auch meiner Schwester gestohlen.«
    James schaute sie eindringlich an und bot ihr schließlich den Arm an. »Ich merke doch, dass da noch mehr ist, als du mir erzählst«, sagte er. »EinStück weiter die Straße hinunter gibt es einen kleinen Platz mit einer Bank. Sollen wir da hingehen und uns einen Moment setzen?«
    Grace nickte, und sie gingen schweigend die dunkle Straße entlang, bis sie einen gepflasterten Platz mit einem steinernen Pferdetrog und einer kleinen Holzbank erreichten.
    »Willst du mir die ganze Geschichte erzählen?«, fragte James, nachdem er Grace hatte Platz nehmen lassen und sich neben sie gesetzt hatte. »Du musst nicht, aber vielleicht geht es dir besser, wenn du sie jemandem mitteilen kannst.«
    Grace schwieg eine Weile und versuchte, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Dann seufzte sie tief und sagte, dass sie ihm alles erzählen werde.
    »Lily und ich kamen nach dem Tod unserer Mutter in ein Waisenhaus«, fing sie an, »und dort fühlten wir uns auch einigermaßen wohl. Als ich vierzehn wurde, wurden wir in ein Ausbildungsheim für Mädchen geschickt, wo Lily Hausarbeit lernen und ich eine Ausbildung als Lehrerin bekommen sollte.« Sie schwieg einen Moment und tupfte sich mit dem Taschentuch die Augenwinkel ab. Dann fuhr sie fort: »Wir erfuhren, dass unsere Unterkunft und Ausbildung von einem wohlhabenden und bedeutenden Mann finanziert würden, der Mädchen aus der Arbeiterklasse eine zweite Chance im Leben geben wolle, und dass wir uns glücklich schätzen dürften, hier zu sein.« Sie schauderte und fuhr nach einer Weile mit zaghafterStimme fort: »Leider glaubte dieser Mann, dass er, wenn er eine Ausbildung für ein Mädchen finanzierte, dass er dann auch   … «–   sie stockte und holte tief Luft, bevor sie fortfuhr   –, »dass er dann das Recht hätte, sich zu ihr ins Bett zu legen.«
    James fasste ihre Hand, doch Grace schüttelte sie mit den Worten ab, er solle erst alles hören, bevor er ihr sein Mitleid anbot. Sie schloss die Augen, um sich das Sprechen zu erleichtern.
    »Ich hatte ein Kind bekommen«, fuhr sie mit einer Stimme kaum lauter als ein Flüstern fort. »Und es starb. An dem Tag   … an dem Tag, als ich dir in Brookwood begegnete, da war ich nicht dort, um das Grab meiner Mutter zu besuchen. Sondern allein zu dem Zweck, das kleine Bündel zu beerdigen.«
    Sie stockte erneut, und als James diesmal ihre Hand umfasste, war sie so dankbar für seinen Trost, dass sie ihre Hand nicht wegzog.
    »Ich konnte es niemandem erzählen.«
    »Aber niemand kann dich für das tadeln, was dieser Mann getan hat«, sagte er sanft.
    »Halt«, sagte Grace, »da ist noch etwas, was du wissen solltest. Das Baby, das ich zur Welt brachte – ich konnte mir kein anständiges Begräbnis für es leisten oder auch nur einen Sarg, und so habe ich das Kind jemand anderem in den Sarg gelegt, der an diesem Tag begraben wurde.«
    »Ich habe schon gehört, dass so etwas manchmal vorkommen soll.«
    »Der Sarg, den ich ausgesucht hatte   … «–   sie zögerte und sagte dann rasch   –, »   … enthielt die sterblichen Überreste deiner Schwester.« Sie schaute angespannt zu James auf. »Ich habe ihren Sarg nur deshalb gewählt, weil sie sich nach jemand Freundlichem anhörte. Ich hatte das Gefühl, dass sie nichts dagegen hätte, mein Kind im Grab bei sich zu haben.«
    James schwieg eine ganze Weile, dann sagte er bloß: »Du armes Kind.«
    »Damals wusste ich noch nicht, dass der Mann, von dem ich sprach, Sylvester Unwin war, aber jetzt weiß ich es. Und erst später fand ich heraus, dass er auch Lily missbraucht hatte.«
    James nickte langsam. »Er hat mehrere solcher Einrichtungen unterhalten, und es gab Gerüchte über sein Verhalten in den Mädchenheimen. Letztes Jahr wurden zwei Beschwerden gegen ihn vorgebracht.«
    »Und wurde er angeklagt?«
    »Nein, leider wurden die Anschuldigungen wieder fallen gelassen. Ob er den Mädchen etwas gezahlt oder sie eingeschüchtert hat, damit sie die Anschuldigungen zurückziehen, weiß ich nicht.«
    Grace lehnte sich zurück und atmete tief durch, denn es hatte sie Mühe gekostet, all das zu erzählen.
    »Und die   … die Adoptionsurkunde ist noch immer in dem Sarg?«
    Grace schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe sie bei mir. Ich bin um ihn herumgegangen, wie er da auf dem Boden lag, und habe sie geholt.«
    »Das sind exzellente Nachrichten!«
    »Aber was passiert denn jetzt?« Sie schaute James angsterfüllt an. »Werde ich des

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