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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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eigentlich nur zu ihm. Daniel war mir völlig egal. Hätte ich geahnt, dass sein unverhoffter Besuch so viele Schwierigkeiten mit sich bringen würde, hätte ich ihn gar nicht erst hereingelassen. Hoffentlich würde sich zwischen Tim und mir alles wieder einrenken, wenn wir über das Baby redeten. Tim unterhielt sich mit Mona, als er durch die Tür kam. Er sah mich sofort und blieb vor mir stehen. Mona ging diskret weiter. Ich rutschte von der Mauer runter. Nach unserem Streit gestern hatte sich keiner mehr von uns gerührt, und ich wusste immer noch nicht genau, wie ich anfangen sollte. Nur eins war klar: Tim musste endlich von unserem Baby erfahren, egal, wie das Gespräch ausgehen würde.
    »Hi«, sagte ich leise, traute mich aber nicht, ihn zu küssen oder zu umarmen. »Wie war die Vorlesung?«
    »Ganz gut. Es ging um retardierte Differenzialgleichungen.«
    »Hört sich schwer an.«
    »Ist es auch.«
    »Aha.« Ich verstummte. War es sinnvoller, mit Daniel und Tina anzufangen und die Geschichte von der Schwangerschaft quasi als Sahnehäubchen obendrauf zu packen? Oder würde ein gemeinsames Baby die weitere Aussprache über Daniel und Tina von vornherein überflüssig machen? Weil dann alles vergessen wäre oder wir plötzlich ganz andere Probleme hätten. Wie ich es auch drehte und wendete, beide Seiten waren für einen lockeren Einstieg nicht sehr geeignet.
    Tim wurde ungeduldig. »War das alles, was du wissen wolltest? Wie die Vorlesung war?«
    »Nein, ich dachte, ich komme einfach mal vorbei, weil … weil … ich das Gefühl habe, dass unser Gespräch gestern irgendwie dumm gelaufen ist.«
    Tim stieß ein leises Schnauben aus. »Da könnte dein Gefühl ausnahmsweise mal stimmen.«
    Ich nickte, ohne auf seine Ironie einzugehen. »Ja, also, es ist so, dass ich … nämlich … eigentlich … mit dir gerne was besprechen würde.« Nervös sah ich mich um. Ein paar Meter entfernt wartete Mona und blätterte scheinbar interessiert in einer Unizeitschrift. »Können wir vielleicht irgendwo hingehen, wo wir in Ruhe reden können?«
    Tim schaute kurz zu Mona, dann auf den Boden, bevor er antwortete: »Ich weiß nicht, Karina. Ich kann jetzt nicht einfach darüber reden und alles ist wieder wie immer. Ich denke, ich brauche mal ein bisschen Zeit.«
    »Ach so, ja, natürlich. Ich kann … ich kann heute Abend bei dir vorbeikommen. Um sechs habe ich noch eine Besprechung, aber danach …«
    »Nein, ich meine wirklich Zeit«, unterbrach Tim mich etwas ruppig. »Damit wir beide mal in Ruhe über unsere Beziehung nachdenken können. Oder über das, was davon noch übrig ist, verstehst du?«
    Nein, ich verstand gar nichts. Was mich anbetraf, war von unserer Beziehung mehr übrig geblieben, als ich erwartet hatte, und darüber hatte ich schon lange genug nachgedacht. Ich hatte keine Ahnung, wovon Tim sprach, und überhaupt hasste ich solche abstrakten Begriffe wie Zeit und Nachdenken .
    »Ist es wegen Tina? Tim, es ist mir egal, was da zwischen euch gelaufen ist, ich …«
    »Genau das meine ich ja. Es soll dir eben nicht egal sein, dass ich die Nacht in ihrem Bett verbracht habe, auch wenn da nichts gelaufen ist. Es soll dir auch nicht egal sein, dass Daniel dich küsst, nur weil er in dich verliebt ist, oder dass ich vielleicht eine Affäre mit Mona haben könnte oder womöglich dreimal die Woche ins Pascha zu meiner Stammprostituierten gehe. Glaub mir, Karina, mir würde es wirklich bessergehen, wenn dir das alles nicht egal wäre. Aber so bist du nun mal, und ich bin nun mal anders. Ich weiß auch nicht, vielleicht brauchen wir einfach Zeit für uns allein.«
    Plötzlich zog sich alles in mir zusammen. Mein Herz schlug schneller. Mein Magen verkrampfte. Ich konnte ihm gar nicht mehr zuhören. Das Einzige, woran ich denken konnte, war: Zeit. Warum Zeit? Wofür Zeit? Wie viel Zeit? Ich hatte keine Zeit. Ich hatte noch nie Zeit gehabt und jetzt schon mal gar nicht. Wir brauchten bestimmt keine Zeit für uns allein, wir brauchten Zeit für uns!
    »Meinst du, du kannst mir etwas Zeit geben?«, fragte Tim jetzt fast freundlich.
    Auf gar keinen Fall. Tim hätte alles von mir bekommen können, nur keine Zeit. Er sah mich lange an, und ich versuchte in seinen Augen zu erkennen, was er noch für mich empfand. Ob er noch etwas für mich empfand. Ich nickte zögerlich. Tränen schossen mir in die Augen, und ich schaute schnell auf den Boden.
    »Ja, natürlich«, flüsterte ich, ohne ihn anzusehen.
    »Ja, ähm, ich melde mich

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