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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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Stimmung, ihnen von dem Baby zu erzählen. Tim sollte es wenigstens noch vor Chris und meiner Mutter erfahren.
    Zum Glück waren die Temperaturen selbst in Köln inzwischen auf novembertaugliche stürmische fünf bis acht Grad gesunken, so dass ich meinen Bauch unter einer dicken Winterjacke verstecken konnte, die ich wegen einer ›sich anbahnenden Erkältung‹ auch im gut geheizten Wohnzimmer anbehielt. Ich lehnte den Kaffee, den Chris mir einschenken wollte, ab und bat um Kräutertee, für meinen rauen Hals.
    Angespannt lauschte ich auf Schritte im Treppenhaus oder Schlüssel im Türschloss, die zu Tim gehören könnten, während ich gleichzeitig mit meiner Mutter über die Reformpolitik der Bundesregierung diskutierte. Wenn sie wusste, warum ich mich hier in letzter Zeit so selten blicken ließ, konnte sie es gut überspielen. Aber ich vermutete eher, dass Tim unsere Trennung auf Zeit, wie ich es immer noch optimistisch nannte, nicht an die große Glocke gehängt hatte. Das rechnete ich ihm hoch an, da besonders Chris in diesen Dingen nicht sehr einfühlsam war.
    »Warum rufst du ihn nicht einfach an?«, platzte er denn auch ungefragt mit dem Tee in unsere Unterhaltung.
    »Weil ich ihn überraschen will«, antwortete ich nicht sehr überzeugend und fügte schnell hinzu: »Außerdem habe ich Zeit. Ich kann warten.«
    Das hieß zwar auch, dass ich ihm und meiner Mutter nun weiter beim Flirten zusehen durfte, aber was blieb mir anderes übrig? Ich konnte Tim schlecht anrufen, nach seiner genauen Definition von Zeit fragen und nebenbei fallenlassen, dass ich im vierten Monat schwanger war. Chris hatte keine Ahnung, wo sein Mitbewohner an einem verregneten Sonntagnachmittag sein könnte, und daher hoffte ich, dass Tim nicht zu lange wegbleiben würde.
    Ich konnte mich nur schwer an den Anblick von Chris und meiner Mutter gewöhnen. Wie sie so eng beieinander auf dem Sofa saßen und verliebt mit ihren Fingern spielten. Sie gaben schon ein seltsames Paar ab, auch wenn meine Mutter nicht unbedingt wie fünfundfünfzig aussah. Es war auch nicht nur der Altersunterschied, der sie trennte. Chris, braungebrannt und breitschultrig, strahlte immer einen leichten Hauch von Adidas-Vorstadt-Mafioso aus. Neben ihm wirkte meine Mutter fast winzig. Sie war noch kleiner als ich, hielt ihren Körper dafür aber mit viel Yoga in Form und sah selbst im Jogginganzug noch elegant aus. Sie gab sich betont locker, aber auch wenn sie sich noch so sehr bemühte, konnte sie gegenüber Chris’ pseudoamerikanischer Coolness kaum ihren Akademikerstatus leugnen. Sie hatte es bis ganz nach oben geschafft und leitete inzwischen das mathematische Institut der Kölner Uni, an dem Tim studierte. Dort hätten sich mit Sicherheit viele renommierte, geschiedene Professoren um sie gerissen, aber sie musste sich ausgerechnet für Chris entscheiden, der nie etwas anderes gelernt hatte, als American Football zu spielen. Diese Konstellation war mir ein absolutes Rätsel. Seit er aus den Staaten wieder da war, tat Chris nicht viel mehr als abzuhängen und mit meiner Mutter rumzumachen, und ich konnte einfach nicht erkennen, was sie, die Karrierefrau schlechthin, an ihm fand. Ich konnte mich noch nicht einmal mehr daran erinnern, was ich damals an ihm gefunden hatte.
    »Geht es dir nicht gut, mein Schatz?«, fragte meine Mutter plötzlich. »Du siehst so blass aus?«
    Ich schaute irritiert auf. Dieser Ausbruch von Mütterlichkeit kam völlig überraschend, und ich musste mich erst vergewissern, dass sie mit »mein Schatz« wirklich mich meinte. Sie sah mich besorgt an. Sie mochte vielleicht mehr Zeit mit meinen Exlovern verbringen als ich und von Tag zu Tag jünger werden, aber ich war immer noch ihre Tochter, und sie merkte sofort, wenn mit mir etwas nicht stimmte.
    Nein, es ging mir nicht gut, und ich konnte es nur schwer vor ihr verbergen. Ohne Tim ging es mir einfach nicht gut, da konnte ich mich noch so sehr mit Arbeit eindecken. Überall lauerte seine Abwesenheit auf mich, wie ein Abdruck, den er zurückgelassen hatte: zu Hause, im Auto, im Bett, auf dem Sofa, im Kino, hinter mir, neben mir, über mir. Ich konnte ihn nicht von einem auf den anderen Tag wegrationalisieren. Die letzten Wochen waren ein grausamer Vorgeschmack auf das gewesen, was mich womöglich ab heute endgültig erwartete. Allein der Gedanke daran schnürte alles in mir zusammen.
    Und zu allem Überfluss gaben die Nebenwirkungen meiner Schwangerschaft seit drei Tagen eine

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