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Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Geheimnummer. Kein Sex nach Plan

Titel: Geheimnummer. Kein Sex nach Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Leipert
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Es waren wirklich körperliche Schmerzen. Ich konnte schwören, irgendwo da drinnen ging bei jeder Trennung etwas kaputt. Es starb nicht ab, und es vernarbte auch nicht. Man stumpfte nicht mit den Jahren ab, wie viele behaupteten. Es war wie eine Entzündung, eine chronische Entzündung, die jedes Mal mit neuen Schmerzen wiederaufflammte.
    Meistens hatte ich es meinen Freunden überlassen, mit mir Schluss zu machen, ihnen aber vorher genügend Gründe dafür geliefert. Tim hatte sich sogar ziemlich geschickt aus der Affäre gezogen. Er hatte nicht einmal Schluss gemacht, zumindest nicht auf direktem Wege. Er war einfach gegangen. Ein kurzes, viel- und nichtssagendes »Ich brauche Zeit«, und das war es dann. Und ich musste mit Daniel die komplette Prozedur durchstehen, obwohl wir noch nicht einmal zusammen gewesen waren. Er tat mir unendlich leid. So leid hatte ich mir nicht einmal selbst getan, nach Tim. Vielleicht auch, weil es mit Tim und mir sehr langsam zu Ende gegangen war. Stückchen für Stückchen, immer etwas weniger Tim. Wie eine Entziehungskur. Ich hatte stattdessen die Radikalkur gewählt. Tschüs, Daniel.
    Ich war total erschöpft, als ich gegen fünf endlich zu Hause ankam. Ich legte mich mit Jacke und Jeans aufs Bett und schlief sofort ein.
    Erst gegen Abend wachte ich mit pochenden Kopfschmerzen wieder auf. Ich fühlte mich richtig verkatert. Trotz aller Gegenanzeigen wegen der Schwangerschaft löste ich mir eine Aspirin in etwas Leitungswasser auf, aber bevor ich sie trinken konnte, waren meine Kopfschmerzen schon wieder vergessen. Meine Mutter hatte mir eine Nachricht auf dem AB hinterlassen: »Karina, du musst dringend mal dein Telefon reparieren lassen. Was ist eigentlich mit deinem Handy passiert? Du bist ja überhaupt nicht mehr zu erreichen. Und das in deinem Beruf. Wie auch immer, Tina hatte einen Ski-Unfall. Sie haben sie jetzt in die Kölner Uniklinik geflogen, vielleicht willst du sie ja mal besuchen. Ach, und meld dich mal wieder bei mir, ja?«
    Wie konnte meine Mutter erst stundenlang über Telefone philosophieren, wenn meine beste Freundin schwerverletzt im Krankenhaus lag? Ich stürzte sofort aus der Wohnung und raste zur Uniklinik. Ich wusste noch nicht einmal, von wann die Nachricht war. Gestern oder heute. Alles vermischte sich zu einem einzigen schrecklichen, elendig langen Tag.

Zickenalarm
    Sie hatten tatsächlich eine Tina Bartelt in der Uniklinik, konnten aber nichts über ihren Zustand sagen. Ihr Zimmer lag im ersten Stock. Trotzdem brauchte der Fahrstuhl ewig. Ich rannte etwas orientierungslos durch die Flure, bis ich Tinas Zimmer endlich gefunden hatte. Aber gerade, als ich klopfen wollte, hatte ich ein Déjà-vu. Ich sah mich um. Tatsächlich, da stand mein Déjà-vu, keine zehn Meter von mir entfernt an einem Kaffeeautomaten. Derselbe lange Ledermantel, dieselben strähnigen, braunen Haare. Tim war noch mit dem Kaffee beschäftigt und hatte mich nicht bemerkt. Dafür versperrte er jetzt den einzigen Fluchtweg. Tinas Zimmer lag ganz am Ende des Flures. Kein anderes Zimmer in der Nähe, in das ich kurz hineinschlüpfen könnte. Nur ein Balkon zwei Meter weiter, am Ende des Ganges. Ich riss die Balkontür auf, zog sie hinter mir zu und duckte mich, so tief es ging, unter das Fenster daneben. Es war ein kleiner Balkon, anscheinend für Raucher, denn auf dem Fenstersims standen zwei Aschenbecher, in denen der Regen eine ekelhafte schwarze Zigarettensuppe hinterlassen hatte. Ich wagte nicht, mich zu bewegen. Ich traute mich noch nicht einmal zu atmen.
    Mindestens fünf Minuten hockte ich ziemlich belämmert unter dem Fenster und hielt, so gut es ging, die Luft an. Bis ich plötzlich Tims Stimme hörte. Das Fenster zu Tinas Zimmer war nur einen halben Meter vom Balkon entfernt. Ich starrte wie hypnotisiert auf das Fenster. Zwar würde es diese ganze Aktion nur noch lächerlicher machen, wenn ich Tim nun fröhlich durch das Fenster zuwinkte, aber ich musste einfach wissen, wie es Tina ging. Vielleicht war sie querschnittsgelähmt und an tausend Schläuchen angeschlossen. Sie konnte noch nie gut Ski fahren. Vielleicht hatte sie vor Tim ein bisschen zu viel angegeben, war von der Piste abgekommen und Hunderte von Metern den Abhang hinuntergestürzt.
    Ich beugte mich vorsichtig über das Geländer und versuchte, einen Blick durch das Fenster zu werfen. Aber es war noch zu weit entfernt. Ich kletterte über das Geländer, umklammerte mit beiden Händen die Balustrade und schob meinen

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