Geheimnummer. Kein Sex nach Plan
Tim ist wirklich der glücklichste Mensch auf der Welt!«
Wie aufs Stichwort kam Tim nun auch in die Küche. »Was bin ich?«
»Der schlechteste Verlierer der Welt«, antwortete ich und zog ihn an mich.
»Sagte die Frau, die die längste Handelsstraße mit Händen und Füßen verteidigt hat!«
»Wie bitte? Ich bin total …«
»… unschuldig, ich weiß!«
Er schlang seine Arme um meine Hüften und gab mir einen langen Kuss, bis Tina Protest anmeldete.
»Och nee, Kinders, nicht hier in der Küche. Wenn ihr euch nicht zurückhalten könnt, geht wenigstens ins Schlafzimmer.«
Tim ließ mich los. Ich räusperte mich. »Ähm, ja, können wir dir nicht doch irgendwie helfen?«
»Du kannst das hier schon mal rüberbringen.« Sie drückte mir einen Teller mit den Datteln in die Hand. »Aber nicht alle allein essen. Und äh, Tim, kannst du mir gerade noch kurz bei der zweiten Ladung helfen?«
Tim nickte etwas irritiert.
Es dauerte ziemlich lange, bis die beiden wieder ins Wohnzimmer kamen. Özlem erzählte mir in der Zwischenzeit ihr ganzes Leid mit ihrem untreuen Ehemann und schien sich dabei köstlich zu amüsieren. Ich hoffte, dass Tim und Tina ihre Streitigkeiten in der Küche endlich beigelegt hatten, aber als sie sich wieder zu uns gesellten, wirkten sie kein bisschen gelöster. Im Gegenteil. Özlem spielte weiter die Alleinunterhalterin und erzählte, dass ihr die Scheidung gar nicht so ungelegen kam, weil sie selbst schon ein Auge auf den Juniorpartner der Kanzlei geworfen hatte. Ich war immer noch die Einzige, die das Spiel ernst nahm, und baute unbehelligt Straßen, Siedlungen und Städte. Und Tina und Tim übertrafen sich gegenseitig darin, angespannten Smalltalk zu betreiben.
Nachdem ich eine weitere Partie gewonnen und mindestens zwei Dutzend Datteln verdrückt hatte, drängte ich Tim zum Aufbruch.
Unten angekommen, ließ ich ihm kaum Zeit, den Wagen zu starten.
»Tim, es ist nicht Tinas Schuld, dass sie dir nichts gesagt hat.«
Er sah mich erstaunt an. Verstand nur Bahnhof.
»Ich meine, sie musste mir hoch und heilig versprechen, dir nichts von dem Baby zu sagen. Also wenn du deswegen auf jemanden wütend sein willst, dann auf mich!«
»Ach so. Ich weiß, und ich werde es dir auch bis zu deinem Lebensende vorhalten.«
Er grinste mich an und fuhr los. Offenbar hatte er immer noch nicht verstanden, worum es mir ging.
»Also kannst du dich wieder mit Tina vertragen, oder?«
Tim sah mich eine Weile nachdenklich an. Er schien sich seine Antwort genau zu überlegen.
»Ich finde nur, manche Sachen sind so wichtig, dass man sie einem guten Freund trotzdem erzählen sollte, auch wenn man jemand anderem versprochen hat, es nicht zu tun. Meinst du nicht?«
Es war etwas merkwürdig, dass Tim sich plötzlich so umständlich ausdrückte. Aber für mich war die Sache trotzdem klar.
»Nein, versprochen ist versprochen. Wenn es dem anderen so wichtig ist.« Zumal der andere in dem Fall auch noch ich war!
Tim schien nicht sehr zufrieden mit meiner Antwort zu sein. Er fuhr schweigend weiter.
»Also, versprichst du mir, dass du dich wieder mit Tina verträgst? Oder zumindest wieder Rohstoffkarten mit ihr tauschst?«, fragte ich nach einer Weile.
Tim rang sich ein Lächeln ab und nickte.
Das unausgesprochene Wort
Aber auch Tims Problem mit Tinas Auffassung von Versprechen war schnell wieder vergessen. Zwischen uns beiden lief es endlich so, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Harmonisch und unproblematisch. Wir waren unglaublich verliebt und glücklich.
Bis der Tag kam, an dem mir das Glück ein kleines bisschen zu viel wurde. An dem Tag weckte Tim mich mit einem Frühstück im Bett und setzte zu einer Rede an, die er anscheinend den ganzen Morgen in der Küche einstudiert hatte.
»Karina, ich weiß, dass es zwischen uns nicht immer einfach verlaufen ist und dass es auch immer wieder schwierige Zeiten geben wird, weil du ein sturer Dickkopf bist und ich ein eifersüchtiger Dummkopf, aber jetzt, wo wir ein Baby kriegen und Chris und deine Mutter geheiratet haben, sollen wir nicht vielleicht …«
Ich ließ ihn nicht mehr weiterreden, sondern fing lautstark an zu husten. Dabei brauchte ich ihm nicht einmal etwas vorzuspielen, denn mir war vor Schreck ein Schluck Orangensaft in die falsche Röhre geraten. Ich sprang auf und lief ins Bad. Tim folgte mir und blieb vor der Tür stehen. »Karina? Ist dir schlecht?«
Mir war nicht schlecht. Mir war schon seit dem fünften Monat nicht mehr schlecht
Weitere Kostenlose Bücher