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Geheimorder Riesenauge

Geheimorder Riesenauge

Titel: Geheimorder Riesenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Ers­te Brut­wäch­ter, Eu­er Ver­klärt­heit«, brach­te er sei­nen Spruch von neu­em vor. Er sprach sei­ne ei­ge­ne Spra­che. Der Trans­la­tor, der mir vom Hals hing, über­setz­te sei­ne Wor­te. »Ich ha­be von dem Ge­spräch er­fah­ren, das Sie mit un­se­rem Bru­der Ror­rho­do-Sqyn ge­führt ha­ben. Ror­rho­do-Sqyn han­del­te oh­ne Au­to­ri­tät. Er hat­te kein Recht, auf die Be­din­gun­gen Eu­er Ver­klärt­heit ein­zu­ge­hen. Das Reich der Or­ghs ist ein au­to­no­mes Staats­ge­bil­de. Als Ers­ter Brut­wäch­ter muß ich Eu­er Ver­klärt­heit fra­gen, mit wel­chem Recht Sie hier ein­drin­gen und uns Ih­ren Wil­len auf­zu­drän­gen ver­su­chen.«
    Da­mit hat­te er na­tür­lich ge­nau an der rich­ti­gen Sai­te ge­zupft. Ich trat auf ihn zu, bis ich un­mit­tel­bar vor ihm stand. Er war einen hal­b­en Kopf klei­ner als ich, wo­durch ich psy­cho­lo­gisch im Vor­teil war.
    »Hör zu, Wicht!« fuhr ich ihn an. »Noch die­ses ei­ne Mal will ich Gna­de vor Recht er­ge­hen las­sen und dei­ne ein­fäl­ti­ge Fra­ge ei­ner Ant­wort wür­di­gen. Mit wel­chem Recht ich hier bin, willst du wis­sen? Mit dem­sel­ben Recht, mit dem ihr Or­ghs seit Jahr­zehn­ten über frem­de Ster­nen­völ­ker her­fallt, die euch nie im Le­ben et­was ge­tan ha­ben, um sie zu un­ter­jo­chen. Kennst du die­ses Recht? Es nennt sich das Recht des Stär­ke­ren!«
    Er schi­en un­ter der Last der An­schul­di­gung fast zu­sam­men­zu­bre­chen. In die­sem Au­gen­blick tat er mir leid; aber ich schüt­tel­te das Mit­leid so­fort und ent­schlos­sen von mir ab. In Wirk­lich­keit wa­ren wir die Schwä­che­ren, nicht die Or­ghs. Es brauch­te nur ein win­zi­ges De­tail un­se­res Pla­nes schief­zu­ge­hen, und sie wür­den die wah­re Sach­la­ge er­ken­nen. Und wo blieb ich dann, wenn sie den Spieß um­kehr­ten und über uns her­fie­len, mit mei­nem Mit­leid?
    Plötz­lich emp­fing ich einen schar­fen, war­nen­den Men­ta­lim­puls. Wel­cher Narr ver­such­te da, mich aus­ge­rech­net im kri­tischs­ten al­ler Au­gen­bli­cke ab­zu­len­ken?
    »Nicht jetzt!« ant­wor­te­te ich te­le­pa­thisch, und ziem­lich wü­tend oben­drein.
    Aber der Ru­fer war hart­nä­ckig. Der Warn­im­puls bohr­te sich in mein Be­wußt­sein.
    »Hau ab!« wehr­te ich ihn ab, aber im sel­ben Au­gen­blick, in dem ich die Sper­re öff­ne­te, um mei­nen Ge­dan­ken ab­zu­strah­len, drang er sei­ner­seits zu mir durch.
    »Hör zu, Großer! Es gibt Ge­fahr!«
    »Wo­her willst du das wis­sen? Was liegt an?« frag­te ich nicht ge­ra­de freund­lich.
    »Sieh dich um!« for­der­te er mich auf. »Du stehst vor dem Rat der Drei­zehn Brut­wäch­ter, nicht wahr?«
    »Was soll das Ge­schwätz?«
    »Zähl sie!«
    Ich ge­horch­te wi­der­wil­lig. Ich hat­te mich bis­lang mit der Er­kennt­nis zu­frie­den­ge­ge­ben, daß wir sämt­li­che Zu­gän­ge be­setzt hiel­ten und den Rat da­mit völ­lig in der Ge­walt hat­ten. Die Din­ge hat­ten sich zu rasch ent­wi­ckelt, als daß ich mich hät­te mit Ein­zel­hei­ten be­fas­sen kön­nen. Jetzt wur­de ich durch Han­ni­bals War­nung da­zu ge­zwun­gen.
    Ich über­flog mit ra­schem Blick die Grup­pe meist äl­te­rer Or­ghs, de­ren ein­fa­che Klei­dung sie von den Saal­die­nern un­ter­schied und als Mit­glie­der des Ra­tes iden­ti­fi­zier­te. Han­ni­bal hat­te recht! Es wa­ren nur zwölf. Der Ver­dacht lag auf der Hand, daß der drei­zehn­te un­ter­wegs war, um ir­gend­wel­chen Auf­ga­ben nach­zu­ge­hen, die uns wahr­schein­lich nicht ge­nehm wa­ren.
    »In Ord­nung«, rief ich Han­ni­bal te­le­pa­thisch zu. »Die La­ge ist er­kannt. Du schal­test so­fort auf die Men­tal­ebe­ne um und un­ter­hältst stän­di­gen Kon­takt mit Ki­ny. Au­ßer­dem horcht ihr bei­de, ob ihr den drei­zehn­ten Brut­wäch­ter ir­gend­wo fin­det. Ich will wis­sen, was er vor­hat.«
     
     

10.
     
    Als mein Be­wußt­sein in die Welt der greif­ba­ren Din­ge zu­rück­kehr­te, sah ich das Au­ge des ers­ten Brut­wäch­ters mit ver­wir­ren­der Neu­gier­de auf mich ge­rich­tet. So­lan­ge ich te­le­pa­thisch ak­tiv war, er­starr­te ich nach au­ßen hin in ei­ner Art Tran­ce. In die­sem Zu­stand konn­te man mich an­spre­chen, oh­ne

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