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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Vierteldollarmünzen gegeben hatte, mit denen sie den kleinen Metallkasten neben dem Bett gefüttert hatte, woraufhin die Matratze fünf kribbelige Minuten lang von Kopf bis Fuß zu vibrieren begonnen hatte.
    »Ich halte es jedenfalls für eine wirk lich gute Idee, Jura zu studieren.«
    »In die Richtung weist zumindest meine innere Stimme. Kriminalrecht.« Wenigstens war es nicht ganz gelogen.
    »Ich hoffe, du meinst es ernst. Ich glaube sogar, du wärst gut. Und nach al lem, was du jetzt weißt, könn test du auch einiges Gutes bewirken.« Gail rollte sich herum, sodass sie zur Wand sah, wie sie es immer in ihrer Zelle getan hatte, um zu signalisieren, dass die Unterhaltung beendet und Schlafenszeit war. Nur dass die Wand in diesem Zimmer nicht wenige Zentimeter von ihrer Nase entfernt war.

    Diane starrte das Licht an, das durch die Fenster fiel. Hörte auf ihre innere Stimme. Das war genau das Problem. Die Stimme in ihrem Kopf redete nur von Breard County und Sheriff Gib Lowe und Bezirksstaatsanwalt Al Swerdney. Und von Rick und Juanita Churchpin. Die Stimme in ihrem Kopf verlangte, ob sie es wollte oder nicht, die of fene Rechnung zu begleichen.

KAPITEL 13
    Diane scherte aus, um eine Lastwagenschlange zu überholen, doch nach einem Blick auf den Tacho überlegte sie es sich anders. Besser überschritt sie die Höchstgeschwindigkeit um nicht mehr als sechzehn Stundenkilometer. Aber es fiel ihr schwer, schließlich war sie es gewohnt, ungestraft zu rasen. Mit einer Dienstmarke in der Tasche. Und jetzt war sie in Eile, auch wenn sie sich be mühte, es nicht zu zeigen. Während sie durch das ländliche Amerika rollte, vorbei an Häusern, Farmen und endlosen Mais- und Weizenfeldern, wollte sie nichts weiter, als Gail möglichst schnell nach Oklahoma zu karren und dann selber weiter Richtung Süden zu fahren. Nach Texas. Nach Hause - was auch immer sie dort erwartete. Sie spürte eine seltsame Zuversicht. Doch wenn sie ihren Gedanken freien Lauf ließ, hatte sie unter der Fassade ihrer äußeren Ruhe eine Wahnsinnsangst. Also hielt sie ihre Gedanken im Zaum und zwang sich, an der Oberfläche zu bleiben, wo sie klar den ken konnte und nicht von Gefühlen wie Angst und Abscheu belastet wurde. In diesem Zustand musste sie verharren: einsam und allein. Drau ßen zog das Flachland des mittleren Amerikas vorbei, so ruhig und glatt wie ein Teich in der Morgendämmerung, wenn auch nicht an nähernd so schimmernd.
    »Willst du jetzt mal weiterfahren?« Diane krümmte ihren Rücken und lehnte sich wieder zurück in ihren Sitz. Chicago hatte noch geschlafen, als sie lange vor Sonnenaufgang mit ihrem gemieteten silbernen Taurus aufgebrochen waren. Inzwischen
ging es auf den Abend zu, und sie merkte, wie müde sie war, nachdem sie den ganzen Tag gefahren war.
    »Kann ich machen. Wenn du nicht mehr willst.« Gail wollte sich immer noch nicht hinters Steuer setzen, falls es sich irgendwie vermeiden ließ. Sie vertraute ihrer Fähigkeit noch nicht ganz, eine Metallkarosse mit achtundachtzig Stundenkilometern die Straße entlangzusteuern. Außerdem fühlte sie sich unbehaglich. Atemlos. Als ob sie einfach nur dasitzen können musste, aus dem Fenster starren und die Landschaft vorbeirauschen sehen und versuchen, die Tage seit ihrer Flucht aufzuarbeiten. Die Dinge waren aus dem Gleichgewicht. Wenn sie sich in Erinnerung rief, wann sie zum ersten Mal an Ausbruch gedacht hatte - und dabei ganz ehrlich war -, dann war es ihr durch den Kopf gegangen, noch bevor sie an jenem Tag aus dem Gerichtssaal geführt worden war, unmittelbar nachdem der Richter sie zu einer Gefängnisstrafe von zweiundsiebzig Jahren verurteilt hatte. Der Gedanke hatte nicht einmal in Form von Worten in ihrem Kopf Gestalt angenommen; er war vage und verschwommen gewesen, nicht mehr als eine Art unterbewusstes Wissen, dass sie unter keinen Um ständen so lange eingesperrt blei ben würde. Die Art der Flucht war in ihrem Kopf in jenem Moment noch sehr abstrakt gewesen. Die tatsächlich erforderlichen logistischen Details mussten ja gezwungenermaßen vage sein. Vielleicht würde sie die Mauern überwinden oder einen Tunnel graben oder in irgendeiner Verkleidung durchs Haupttor herausspazieren. Oder sie würde fliehen, indem sie sich aufhängte oder eine Überdosis Pillen schluckte. Sie hatte schließlich schlecht eine Flucht aus einem Gefängnis planen können, das sie noch nicht einmal gesehen hatte. Das Einzige, was sie gewusst hatte, war, dass sie nicht so viel Zeit

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