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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Weile, dann seufzte sie. »Ich denke manchmal daran, wie es wäre, eine Familie zu haben. Und ob ich wohl noch Zeit habe, eine zu gründen.«
    »Was? Willst du etwa einen Buchhalter oder jemanden in der Art heiraten, deine Vergangenheit verleugnen und so tun, als ob es sie nie gegeben hätte? Willst du dein Glück finden, indem du dich in irgendeiner Vorstadt mit Spießern umgibst?«
    »Du bist knallhart«, entgegnete Gail. »So jung und schon so zynisch.« Sie sah aus dem Fenster. Der Mähdrescher war nur noch ein grüner Punkt in der Ferne, und dann sah sie nur noch abgemähte Felder, so weit ihr Auge reichte. »Ich weiß ja nicht mal, ob ich überhaupt noch Kinder bekommen kann. Immerhin bin ich jenseits der magischen Grenze von vierzig. Dass ich noch schwanger werde, wird immer unwahrscheinlicher.«
    »Möchtest du wirklich ein Baby haben?« Dianes Stimme war jetzt wei cher, damit die Frage ein we nig behutsamer herüberkam.
    »Ja. Ich möchte ein Baby. Und es ist keine Kopfentscheidung. Der Wunsch kommt aus meinem Inneren.«
    »Renfro hat auch manchmal davon geredet. Für mich war es nie ein Thema. Familie. Aber wenn ich du wäre, wür de ich die Hoffnung nicht so schnell aufgeben. Man kann da heutzutage eine Menge tun.«
    »Ich glaube, der schwie rigste Part dürfte sein, den passenden Ehemann zu finden.«
    »Wer sagt denn, dass du dafür einen Ehemann brauchst?« Diane sah zum Beifahrersitz hinüber, den Kopf in je ner typischen Weise geneigt, von der Gail inzwischen wusste, dass sie damit die Kluft betonen wollte, die zwischen ihnen lag. Jene Geste, die sagte, dass Gail vielleicht älter und weiser sein mochte, aber trotzdem keine Ahnung hatte. »Kernfamilien sind inzwischen in der Minderheit. Habe ich in ei ner Zeitschrift
gelesen. Ich meine die klassische Fami lie mit Mann, Frau und ein oder zwei Kindern. Sie machen nur noch etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung aus. Die anderen sind entweder geschieden oder homosexuell oder weigern sich zu heiraten, weil sie auf die Tradition pfeifen. Und auf den ganzen juristischen Hickhack. Vom an fallenden Kummer ganz zu schweigen.«
    »Und was ist mit der Freude? Und mit der Zufriedenheit, die du verspürst, wenn du in einer Beziehung aufgehst - einer Beziehung, die darauf ausgerichtet ist, eine Familie zu gründen?«
    »Gail! Was ist los mit dir? Wo her rührt dieser ganze Unfug?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist es eine Art Anpassungsangst. Vielleicht fühle ich mich unter Druck gesetzt, mich einzufügen.«
    »Und zwar volles Rohr, wie mir scheint. Aber es besteht kein Grund zur Eile.«
    Gail zuckte mit den Schul tern und lächelte Diane halbherzig an. Tick, tack, tick, tack.
    »Ich drücke dir trotzdem die Daumen. Hoffentlich wendet sich alles zum Guten für dich. Ich stelle mir meine Zukunft eben einfach anders vor.«
    »Vielleicht denkst du anders darüber, wenn du älter bist.«
    »Kann schon sein. Ich will einfach nur - Scheiße!« Diane nahm den Fuß vom Gaspedal und drosselte das Tempo, ohne die Bremslichter aufleuchten zu lassen.
    »Was ist los?«
    »Im Rückspiegel. Highway-Polizei.«
    Gail verkrampfte sich in ihrem Sitz. »Okay. Wir fahren doch nicht etwa zu schnell, oder?«
    »Natürlich nicht. Ich mag ja verrückt sein, aber ich bin nicht blöd.«

    »Bleib hinter dem Laster. Fahr einfach weiter.«
    »Das hatte ich mir auch schon überlegt.«
    »Wir tun nichts Verbotenes. Fahr einfach weiter.«
    »Sie haben es eilig.«
    »Ich weiß, ich sehe es.«
    Diane fuhr hinter dem Laster her und ließ sich lediglich ein kleines Stück zurückfallen, um den Abstand zu vergrößern. Sie musterte die Umgebung. Nichts als Felder und Flachland. Keine Möglichkeit, zu fliehen oder sich zu verstecken. Der Polizeiwagen war auf der linken Spur und kam schnell näher.
    »Wie es aussieht, sind sie hinter jemandem her.«
    »Aber nicht hinter uns. Sie haben es nicht auf uns abgesehen.« Diane wuss te nicht, ob Gail eine Tatsache vermerkte oder laut betete. Der Polizeiwagen war drei Autolängen hinter ihnen, dann nur noch zwei, dann in ihrem toten Winkel, dann kam er wieder heraus und war direkt neben ihnen. Diane sah kurz zur Seite und richtete ihre Augen sofort wieder auf die Straße. So wie es jeder tun würde, hoffte sie. Sie zwang ihre Hände, entspannt das Lenkrad zu halten. Fahr einfach weiter. Fahr einfach nur die Straße lang wie die gesetzestreue, temperamentvolle amerikanische Bürgerin, die du bist.
    Dann war der Streifenwagen an ihnen vorbei, überholte den Lastwagen

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