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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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und über einem mit Steinplatten ausgelegten Vorhof zog sich ein tiefer Dachüberhang, wodurch der Eindruck einer Art Bauernhausveranda entstand. Die große eichene Haustür, in deren oberen Bereich Buntglasfenster eingelassen waren, zierte ein Messingtürklopfer in der Form eines Löwenkopfes. Rund um die Veranda hingen in Macramé-Aufhängern handgefertigte Tontöpfe voller dunkelrosa und weißer Springkräuter. Auf der Veranda standen ein Tisch aus Zedernholz und dahinter zwei Schaukelstühle.
    Am sachte abfallenden Dach der Doppelgarage war ein Basketballkorb angebracht, dahinter, im Hof, stand ein Trampolin. Gail nahm all diese Eindrücke auf, während sie und Diane auf die Haustür zugingen, und wunderte sich, dass sie sich Chris und Michelle nie als Familie mit Kindern vorgestellt hatte. Aber natürlich hatten sie eine Familie gegründet. Sie hatten in dem Jahr nach dem Banküberfall geheiratet, wenn sie sich recht er innerte. Das ge naue Datum wusste sie nicht, nur, dass sie in dieser furchtbaren, rot angestrichenen Sperrholz-Telefonzelle vor dem Überwachungsraum gestanden und ein R-Gespräch mit ih rer Mutter geführt hatte, die ihr erzählte, dass sie eine Einladung bekommen habe, der ein kurzer Brief von Michelle und Chris beigefügt sei, in dem sie
schrieben, wie leid es ihnen tue, dass Gail nicht kommen könne. Sie wollten sie jedoch wis sen lassen, dass sie an sie dächten. Damals war Gail noch nicht lange im Gefängnis gewesen. Sie hatte noch gehofft, nach vier oder fünf Jahren wieder draußen zu sein, obwohl ihr auch das in der Anfangsphase ihrer Haft wie eine Ewigkeit vorgekommen war.
    Sie waren noch nicht einmal ausgestiegen, als Michelle aus der Haustür kam; sie trug einen fließenden braunen, orientalisch gemusterten langen Rock und ein hellbraunes Tanktop aus irgendeinem faserigen Material, vielleicht aus Leinen oder Hanf. Ihr lockiges Haar reichte bis über die Schultern. Mit ausgebreiteten Armen und einem freundlichen Lächeln kam sie auf Gail zu und begrüßte Diane nicht minder überschwänglich.
    »Kommt rein, kommt rein!« Sie deutete schwungvoll auf die Tür. Ihr breiter Akzent überraschte Gail.
    Plötzlich hielt sie inne und musterte den Taurus, den Diane in der Zufahrt geparkt hatte.
    »Vielleicht sollten wir den lieber in der Garage verschwinden lassen«, schlug sie vor.
    Diane nickte und kehrte zurück zum Auto. Sie startete den Motor und wartete, bis Michelle das Garagentor hochgezogen hatte, dann fuhr sie den Wagen hinein. Das Tor quietschte metallisch, als Michelle sich abmühte, es wieder zuzuziehen.
    »Chris hat mir versprochen, die Scharniere zu schmieren«, sagte Michelle. »Irgendwann mal.«
    Sie führte sie aus der Abendhitze ins klimatisierte Haus, wo sie einen gefliesten Eingangsbereich durchquerten und in ein ge räumiges Küchen-, Wohn- und Esszimmer gelangten. »Wir wollten uns ein bisschen das Ambiente einer Loftwohnung hereinholen«, sagte Michelle und blickte sich stolz um. »Eistee?«
    »Klingt super«, erwiderte Diane, während sie sich umsah
und die gemütliche Einrichtung im Südweststaatenstil bewunderte. Viel Holz, viele Kissen, mexikanische Decken und ein großer gemauerter Kamin. Eine komplette Wand war mit einem überquellenden Bücherregal ausgefüllt, die anderen waren aus Adobeziegeln, alles sehr rustikal. Auf dem Kaminsims fiel Gail eine Märchenerzählerin aus Keramik ins Auge, eine großmütterliche Figur mit winzigen Kindern auf dem Schoß und auf den Schultern; sie klammerten sich an ihre Arme und hörten gebannt zu, während die Großmutter ihnen Geschichten aus der Geisterwelt erzählte.
    »Ihr habt es schön«, sagte Diane und nahm das große Glas Eistee entgegen, das Michelle ihr reichte.
    »Du hättest das Haus sehen sollen, als wir es gekauft haben«, entgegnete Michelle, führte Diane und Gail in den Wohnbereich und ließ sich in einem Schaukelstuhl nieder. »Es war eine Ruine. Ein totaler Trümmerhaufen. Im Laufe der Jahre haben wir alles nach und nach erneuert.«
    Gail ließ sich in die Kissen eines Sofas sinken, Diane setzte sich neben sie.
    »Also dann.« Michelle wickelte eine Locke um ihren Zeigefinger und nahm einen Schluck Eistee. Diane nippte ebenfalls an ihrem Tee, wobei sie immer noch die Einrichtung auf sich wirken ließ. Sie spürte, wie ein Unbehagen in den Raum kroch, vielleicht war es auch schon mit ihnen durch die Haustür hineingekommen. Sie fühlte sich nicht willkommen.
    »Wo ist Chris?«, fragte Gail.
    »Er besorgt Fisch

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