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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Segeltuchbanner, auf denen für das Schnäppchen des Monats geworben wurde oder für ein Freiangebot für dies oder das, wenn man einen Zweijahresmietvertrag unterschrieb. Dann kamen wieder Felder, aber nur kurz, und dann Wohnsiedlungen, die etwas zurückgesetzt vom Highway aus dem Boden gestampft worden waren. Aber nicht weit genug zurück. Und weitere Geschäftsstraßen sowie riesige lagerhausartige Läden, große, langgestreckte, niedrige Gebäude, Baumärkte, Cowboystiefel-Läden, Möbel- und Elektrogeschäfte. Gail starrte aus dem Fenster und staunte über die Vielzahl an Geschäften. Was mochten sie bloß alle verkaufen, dass sie es geschafft hatte, beinahe zwanzig Jahre lang ohne diese Produkte zu überleben? Im Wesentlichen
hatte sie mit Nahrungsmitteln und Büchern überlebt. Und mit Stift und Papier. Das hatte ihren Verstand einigermaßen beieinandergehalten, dachte sie. Jedenfalls scharf genug, um zu kapieren, dass das, was sie da drau ßen sah, obs zön war, typisch amerikanisch.
    Gail und Diane waren die ein zigen Fahrgäste im Bus, und sie hatten sich ziemlich weit hinten hingesetzt, wo der Fahrer sie nicht hören konnte. Nicht dass er den Eindruck machte, als ob er es darauf anlegte. Er hatte ein CB-Funkgerät und brabbelte schnell irgendetwas hinein. Vielleicht auf Arabisch. Oder Urdu. Außer dem Verkehr und seinem Funkgerät nahm er nichts um sich herum wahr.
    Gail wandte sich an Diane.
    »Ist es hier so wie da, wo du aufgewachsen bist? Und wo du gearbeitet hast?«
    »Ja und nein.« Diane sah ebenfalls aus dem Fenster, als wollte sie sich vergewissern, ob es stimmte. »Ich bin in einem winzigen Kaff groß geworden, in einem wirklich armseligen Kaff. Da gab es nichts von dem, was du hier siehst. Es gab ein Lebensmittelgeschäft, eine Apotheke, die Kirche, den Secondhandshop der Kirche für wohltätige Zwecke, die Post und die Tankstelle. Ich glaube, das war alles. Und wo ich gearbeitet habe? Ja, da sieht es ziem lich ähnlich aus. Nicht so viele Highways und nicht annähernd so groß wie der Dallas-Fort-Worth-Metroplex …«
    »Was auch immer das ist.«
    »… aber, ja, es ist ähnlich. Es gibt dort ein Cineplex, ein Home Depot, einen Wal-Mart, all diese Läden.«
    »Wie deprimierend!«
    »Wenigstens kannst du ins Kino gehen. Als Kind musste ich fast fünfzig Kilometer fahren, um einen Film zu sehen. Bis sie irgendwann ein Kabel nach Overton gelegt haben.«
    »Ich denke daran, Richtung Westen weiterzuziehen«, sagte
Gail und musterte Diane, um zu sehen, wie die reagierte. Diane versteinerte und setzte eine Maske absoluter Gleichgültigkeit auf.
    »Wohin?«
    »Weiß ich noch nicht genau. Erst mal nach New Mexiko. Und wenn es da nicht gut läuft, vielleicht weiter nach Arizona. Vielleicht probiere ich einfach verschiedene Orte aus, bis ich einen finde, der mir so gut ge fällt, dass ich bleiben möchte. Oder ich ziehe immer weiter, bis ich den Pazifik erreiche.«
    »Weißt du, dass ich das auch will?«, entgegnete Diane.
    Gail sah Diane in die Augen. »Ehrlich?«
    »Es wäre doch das Klügste, was wir machen können.«
    Gail legte den Kopf kaum wahrnehmbar zur Seite.
    »Und nicht nur klug, es wäre bestimmt auch lustig«, fügte Diane schnell hinzu. »Ich meine, wir haben schließlich monatelang zusammen in einer zweieinhalb mal drei Meter kleinen Zelle gelebt. Da müssten wir doch wohl auch in der großen Welt miteinander klarkommen.«
    »Ich rede nicht über irgendwelche langfristigen Pläne, Diane.« Gail sah auf und lächelte. »Aber ich denke, es wäre für uns beide gut, noch eine Zeit lang aufeinanderzählen zu können. Bis wir irgendeine Art, ich weiß auch nicht, wie ich’s sagen soll, irgendeine Art Stabilität in unser Leben gebracht haben. Oder so etwas.«
    »Also kann ich auf dich zählen!«
    »Ja, fürs Erste bleiben wir also ein Team. Tja, aber was nun? Ich meine, wir mussten ja gezwungenermaßen den nächstbesten Ort ansteuern, an dem wir mit neuen Identitäten ausgestattet werden konnten. Schließlich hätten wir schlecht noch einmal zurück nach Chicago fahren können. Aber wie soll es jetzt weitergehen? Wir müssen uns entscheiden, wo wir hinwollen und was wir tun wollen.«
    »Du willst aus Texas raus, stimmt’s?« Diane klang bedrückt.
    »Diese Frage stellt sich überhaupt nicht«, erwiderte Gail. »Wir müssen aus Texas raus. Vor allem du musst aus Texas raus.«
    Diane saß einen langen Moment einfach nur da und starrte über die blaue Innenausstattung des Shutt lebusses hinweg

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