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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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aus den Fenstern gegenüber.
    Gail sah, wie Diane Tränen in die Augen stiegen, und nahm sie in den Arm.
    »Diane, du hast keine Wahl!«
    Diane nickte mit gesenktem Kopf. Gail spürte Dianes Schultern unter ihrem Arm zusammensacken. Sie drückte sie an sich, umarmte sie und ließ spie le risch ihre Finger durch Dianes inzwischen rotes Haar fahren.
    »Du siehst gut aus als Rotschopf.«
    »Danke.« Diane warf dem Busfahrer einen Blick zu, sah, dass er beschäftigt war, und wischte sich die Augen trocken. »Okay«, brachte sie hervor.
    »Dann kommst du also mit?«
    »Ich muss darüber nachdenken. Du hast doch nicht etwa geplant, noch heute Abend auszuchecken, oder?«
    »Ich habe keinen genauen Plan. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich glaube, im Moment scheint alles in Ordnung zu sein. Ich meine, wir haben sie abgehängt - zumindest vorläufig. Aber nach dem, was wir letzte Nacht durchgemacht haben, könnten wir gut noch eine Nacht hier vertragen. Frische Kraft tanken. Obwohl ich mir Orte vorstellen kann, an denen ich lieber wäre.«
    Am Flughafen schenkte ihnen niemand Beachtung. Sie erhielten den Wagen und waren so rechtzeitig auf dem Rückweg zum Motel, dass sie der Rushhour zuvorkamen, die dem Radio zufolge irgendwann kurz vor vier Uhr nachmittags einsetzte.
    Sie waren noch keine zehn Minuten wieder in ihrem Zimmer,
als Gail beschloss, in das Einkaufszentrum auf der anderen Seite des Highways zu gehen.
    »Wir brauchen neue Kleidung«, sagte sie. »Und ich brauche ein Paar Laufschuhe.«
    »Du kannst doch wohl nicht im Ernst schon wieder ans Laufen denken!« Diane war in ihrer typischen Motel-Position. Sie lag bäuchlings auf dem Bett, hatte sich ein Kissen unters Kinn geschoben und hielt die Fernbedienung des Fernsehers in der Hand.
    Gail schüttelte den Kopf. »Ich will bloß die richtigen Schuhe haben - nur für den Fall. Er scheint schließlich fast immer dann einzutreten, wenn ich am wenigsten damit rechne.«
    »Es kann nicht noch einmal passieren. Ausgeschlossen. Das fühle ich!«
    »Glaub mir, wenn du am we nigsten damit rechnest, passiert es.«
    »Nimmst du das Auto?«
    »Eigentlich hatte ich vor, zu Fuß zu gehen. Ich würde mich zur Abwechslung gerne mal im Gehtempo bewegen.«
    Diane kicherte. »Da draußen ist es viel zu heiß. Ich bleibe hier.« Die Hitze hätte ihr nichts aus gemacht; sie mochte Hitze. Aber sie wollte alles vermeiden, wodurch sie möglicherweise irgendwelche Aufmerksamkeit auf Gail und sich zog. Wer konnte es schon wissen? Sie waren zwar ein paar hundert Kilometer von Bolton entfernt, aber es konnte ja irgendjemand hier raufgefahren sein, um einen Cousin zu besuchen oder sonst was zu er ledigen, sich zufällig in das Einkaufszentrum verirren und sie sehen. Nicht, dass sie leicht zu erkennen wäre, aber man konnte nie wissen. Und dann wurde ihr bewusst, dass diese Gefahr immer bestand, solange sie in Texas war oder irgendwo in der Nähe.
    »Hast du irgendwelche speziellen Wünsche?« Gail stand da und starrte auf den Fernsehbildschirm. Diane hatte den
Ton stumm gestellt und las die neusten Nachrichten über ihre Flucht, die im Laufband unten über den Bildschirm liefen. Das Polizeivideo lieferte ein paar aufregende Bilder. Tom im grellen Licht des auf ihn gerichteten Suchscheinwerfers, wie er mitten auf dem Feld stand und wie verrückt mit den Armen wedelte; seine Hand hatten sie verpixelt. Den Stinkefinger wollten sie im Fernsehen nicht zeigen.
    »Nur eine Levi’s«, erwiderte Diane. »Und dann kannst du mir noch ein T-Shirt aussuchen. Größe 38.«
    »Soll ich dir auch ein Paar Schuhe mitbringen?«
    »Kann ich mich denn auf deinen Geschmack verlassen?«
    »Besser als auf deinen eigenen, Sweetheart. Welche Größe?«
    »40½. Irgendwelche Treter mit Luft im Absatz.«
    »Kein Problem.«
    Diane zog eine völlig gelangweilte Miene.
    Gail nahm den Zimmerschlüssel, der jedoch gar kein Schlüssel war. Nicht wie die richtigen Schlüssel, die an grünen rechteckigen Plastikschildchen baumelten, auf de nen die Zimmernummer, der Name und die Adresse des Motels notiert waren, wie sie sie von den Urlauben mit ihren Eltern in Erinnerung hatte. Dieser Schlüssel sah eher aus wie eine Kreditkarte, nur dass sie glatt war und aus biegsamem Plastik. Die Karte verfügte über keinerlei Vermerk, welche Zimmertür sich mit ihr öff nen ließ, nur über ei nen Pfeil, der an zeigte, wie herum man sie in den Schlitz in der Tür schieben musste.
    Diane sah, wie Gail die Karte anstarrte und fragte:

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