Gehetzt - Thriller
Überreste eines Grills. Eine Lichterkette aus Plastik-Jalapeño-Chilischoten war zwischen einem Abzug neben der Eingangstür und einem gut drei Meter entfernt stehenden arthritisch aussehenden Apfelbaum gespannt und tauchte den platt getrampelten Flecken nackter Erde, der als Vor hof fungierte, in rotpinkes Licht. Unter dem Baum türmte sich ein be eindruckender Haufen grüner, brauner und durchsichtiger Bierflaschen. Daneben türmte sich ein Haufen mit größeren Flaschen. Fast ausschließlich Wild-Turkey-Flaschen, wie es aussah. Efird trank einen Stiefel weg.
Offenbar war er heute Abend früh nach Hause gekommen. Durch die Fenster fiel gelbes Licht. Diane war noch nicht einmal ausgestiegen, als die Wohn wagen tür auf ging und Efird hinaustrat, in der Hand eine Pistole.
»Wer, zum Teu fel, ist da?« Sei ne Stim me klang halb drohend, halb scherzhaft, als ob er sich seines Machogehabes bewusst wäre und sich darüber lustig machte.
»Die Expolizistin«, gab Diane zurück. Sie zwang sich zu einem Lachen und sorgte dafür, dass nichts Bedrohliches in ihrer Stimme lag. Er erstarrte auf der wa ckeligen Treppe aus Holzplanken und Steinblöcken, eine Hand noch immer am Türknauf, und versuchte, die Stimme zuzuordnen. Diane schloss die Autotür und ging auf ihn zu; die Hände ließ sie locker an ihren Seiten herunterhängen, damit er sie sehen konnte. Als sie in das rötliche Licht der Lichterkette trat, sah sie, wie Efird der Mund offen stehen blieb und ihm vor Überraschung fast die Augen aus dem Kopf fielen.
»Himmel, Arsch und Zwirn!« Es war etwas zwischen einem Aufschrei und einem Flüstern, zwischen einem Schöndich-wiederzusehen und einem Was-zum-Teufel-hast-dudenn-hier-zu-suchen. Etwas, aus dem sie nicht richtig schlau wurde, ob er freudig überrascht war, sie zu sehen, oder ob sie ihn zu Tode erschreckt hatte. »Himmel, Arsch und Zwirn!« Er kam rasch die Stufen hinunter, steckte sich die Pistole vorn in die Hose und breitete, während er auf sie zukam, die Arme aus. »Verdammt und zugenäht, Mädchen, bist du es wirklich? Was, um al les in der Welt, tust du hier, Well man? Bist du scharf darauf, verhaftet zu werden?«
»Nein danke, das hat te ich schon«, entgegnete Diane und erwiderte Efirds Umarmung.
»Komm rein, komm rein«, forderte er sie in breitem Texanisch auf. »Los, hereinspaziert. Ja, gibt’s das denn!«
»Warte, Efird.« Diane trat einen Schritt zurück und steckte die Hände in ihre Gesäßtaschen. »Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen. Wenn du willst, dass ich gehe, gehe ich sofort, und es ist, als wäre ich nie hier gewesen. Ich will dir keinen Ärger bereiten.«
»Unsinn!«, rief er. »Du bist mir will kommen!« Er sah sich mit großer Geste um, richtete seinen Blick gen Himmel und spähte in den Wald. »Hast du hier irgendjemanden gesehen?
Ich sehe niemanden. Ich hab’ hier draußen nicht mal ein verdammtes Telefon. Zum Teufel mit den Dingern! Komm rein!«
Drinnen sah es aus wie auf ei nem Schlachtfeld, oder jedenfalls annähernd.
»Entschuldige das Chaos«, sagte Efird. »Ich habe noch nicht alles ausgepackt. Das ist hier nur eine vorübergehende Bleibe. Mein Onkel kommt manchmal zum Jagen her. Den Rest des Jahres steht der Wohnwagen leer.« Diane nickte und starrte auf die herumstehenden Kisten, die Bücherstapel auf dem Sofa und die schmutzige Wäsche, die unter einen kleinen Beistelltisch gestopft war.
Sie ließen sich in einer gepolsterten Sitzecke in der Kochnische nieder. Efird nahm zwei Gläser der Texas Rangers aus dem Geschirrständer, die Null-komma-zwei-Liter-Größe mit den gekreuzten Schlägern und dem Baseball-Design, die es bei Exxon als Gratisbeigabe für eine Tankfüllung gab. Efird stellte sie auf die weiße Resopaltischplatte, nahm die Flasche Wild Turkey, die neben den Salz- und Pfefferstreuern stand, und schenkte ein. Di ane bedeutete ihm mit ei ner Handbewegung, dass es reichte, und sagte ihm das auch mehrfach, bis er sie schließlich erhörte und sein eigenes Glas füllte.
»Möchtest du Eis?« Er verschloss die Flasche. Diane nickte. Efird beugte sich hinüber zum Kühlschrank, öffnete ihn und nahm eine Eiswürfelform heraus. Er brach ei nige Würfel heraus und bot sie Diane an. Sie nahm zwei und ließ sie in ihr Glas fallen. Und dann noch zwei in der Hoff nung, dass sie schnell schmolzen.
Efird stieß sein Glas gegen ihres und nahm einen kräftigen Schluck; ein Schauer durchfuhr seinen Körper. Diane nippte an ihrem Glas und spürte in ihrer
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