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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Wort.« Gail versuchte zu lächeln, aber ihre Anspannung war unverkennbar.
    Diane eilte zur Vorratskammer und kam mit einer Rolle Klebeband und einem verrosteten Steakmesser zurück. Sie reichte Gail die Taschenlampe und hackte von dem Klebeband mehrere Streifen ab. Dann riss sie ein weiteres Stück von ihrem T-Shirt ab, das inzwischen bis zum Bauchnabel verkürzt war. Mit Hilfe dünner Klebebandstreifen fabrizierte sie Schmetterlingsverbände, indem sie die Stoffstücke ihres T-Shirts jeweils als Mittelteil des Verbandes verwendete, damit das Klebeband die Wunde nicht berührte. Sie arbeitete schnell, die ganze Zeit nach den Hunden lauschend.

    Gail lauschte ebenfalls, doch sie hörte nichts. Sie hatte schon seit zehn Minuten nichts mehr gehört.
    »Vielleicht haben sie unsere Spur verloren«, meinte sie.
    »Vielleicht lauern sie auch direkt vor der Tür.« Diane beendete das Anlegen des Verbands und bemerkte, dass die Blutung allmählich nachließ. Sie nahm Gail die Taschenlampe wieder ab und lief zurück in die Vorratskammer.
    Mit einer schwarzen Sprühflasche und einem Päckchen bewaffnet kam sie zurück, in dem sich so etwas wie Gummistrippen befanden, an denen schmut zi ge weiße Lappen befestigt waren.
    »Das kön nen wir gebrauchen«, sagte sie, legte die Sachen auf den Tisch und musterte die Kleidungsstücke, die an der Wand hingen. Gail saß einfach nur da und wartete. Diane drehte sich langsam um, leuchtete nach allen Seiten den Raum ab und nahm ihn zum ersten Mal genau in Augenschein. Sie richtete den Strahl auf eine der oberen Ecken des Raums, ließ ihn in die nächste Ecke huschen, leuchtete dann den Boden ab und ließ den Strahl wieder die Wand hinaufwandern.
    »Gail!«, rief sie plötzlich, »guck mal!«
    Gail starrte den Lichtfleck an der leeren Zedernholzwand an.
    »Was denn?«, fragte sie. »Was ist denn da?«
    Der Strahl huschte zurück.
    »Tinkerbell!« Diane lachte, kroch unter eine der Pritschen, klopfte den Boden ab, kam wieder hervor und rutschte unter die andere.
    »Na bitte!«, rief sie. »Ich wusste doch, dass es irgendwo ein Versteck geben muss. Neun von zehn Häusern haben ein Versteck.«
    »Was kommt denn jetzt?« Gail hörte Holz auf Holz schaben, dann kroch Diane wieder unter der Pritsche hervor und richtete sich auf.

    Sie hielt einen Revolver in der Hand. Einen kurzläufigen schwarzen Revolver. Und, wie es aussah, eine Schachtel Kugeln.
    »Ein Colt«, stellte Diane fest.
    Gail starrte sie an und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ein 357er«, fügte Diane hinzu. »Damit kann man mit Sicherheit jemanden umpusten.«
    »Damit kann man was?«, fragte Gail aufgebracht. »Jemanden umbringen?«
    »Vergiss nicht«, erwiderte Diane grinsend, »ich bin ein ausgebildeter Profi.«
    In ihrem Tonfall lag eine Spur Sar kasmus, der Gail ei nen Schauer über den Rücken jagte. Diane nahm sich selbst nicht ernst genug. Zum ersten Mal konnte sie sich Diane in einer Uniform vorstellen, in einer Polizeiuniform mit einer Waffe, einem Funkgerät, Handschellen und all dem anderen Zeug, das Polizisten an ihren Gürteln trugen. Sie konnte sich vorstellen, wie Diane auf dem Revier herumstand und schlechten Polizeiwitzen und Kriegsgeschichten lauschte. Vielleicht sogar selber welche zum Besten gab.
    »Lass sie hier«, verlangte Gail.
    Diane ließ die Waffe sinken.
    »Du bist wohl nicht ganz bei Trost«, entgegnete sie. »Hinter uns sind bewaffnete Männer mit Hunden her, die unsere Ärsche zurück ins Gefängnis befördern wollen, und du willst, dass ich die Knarre hierlasse?«
    »Was hast du vor? Willst du sie abknallen?«
    Diane klappte die Trommel aus und begann, die Patronen einzulegen.
    »Keine Ahnung, was ich damit vorhabe«, stellte sie mit wilder Entschlossenheit klar. »Aber ich weiß mit absoluter Sicherheit, was ich nicht vorhabe, nämlich mich zurück ins Gefängnis verfrachten zu lassen.«

    Sie standen da und starrten einander an, beide im vollen Bewusstsein, dass die Hunde ihre Spur wieder aufgenommen hatten. Ihr furchtba res, hei se res Keuchen hall te durch den Wald. Noch war es fern, doch sie bewegten sich in ihre Richtung.
    Diane stopfte sich den Revolver hinten in den Hosenbund, direkt über dem Gesäß, schnappte sich eine Jeansjacke von einem der Haken, schlüpfte hinein und zog sie über die Waffe. Dann kippte sie die Kugeln aus der Schachtel und ließ sie in den Jackentaschen verschwinden. Als Nächstes nahm sie die Gummistrippen vom Tisch und zog sie sich so über ihre Schuhe, dass

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