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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Handschellen um.«
    »Dann sende keine falsche Schwingung aus.«
    »Kannst du mir sagen, wie das geht? Ich kenne mich nur mit dem Empfangen krimineller Schwingungen aus, nicht mit dem Aussenden.«
    »Na gut. Dann sende eben am besten gar keine Schwingungen aus. Versetz dich irgendwo anders hin, mental meine ich. Sei einfach gar nicht hier.« Gail gab kluge Ratschläge, als ob sie wüsste, wovon sie redete, aber es war mehr der Versuch, Diane zu beruhigen, die völlig durch den Wind war.
    »Viele Cops sind sich die ser Schwingungen gar nicht bewusst
oder glauben nicht an sie, aber die guten sind dafür empfänglich. Sie vertrauen auf ihr Bauchgefühl.«
    »Du zum Beispiel?«
    »Meinem Bauchgefühl verdanke ich, dass ich jetzt hier bin.«
    »Ich würde an deiner Stelle weiter darauf hören.«
    »Es rät mir, nach Texas zurückzukehren.«
    »Dann sag ihm, es soll noch mal darüber nachdenken.«
    »Ich meine es ernst, Gail. Ich meine es absolut ernst. Du verstehst das nicht.« Gail stand auf und starr te sie an. »Ich verstehe sehr wohl. Du verstehst nicht! Warst du jemals in deinem Leben auf der Flucht?« Sie wartete. »Ich glaube kaum. Wenn man auf der Flucht ist, gibt es ein paar Din ge, die man beachten muss, und ein paar Dinge, die man nicht einmal in Erwägung ziehen sollte. Was glaubst du, steht ganz oben auf der Liste der Dinge, die absolut tabu sind?«
    »Grundlagen polizeilicher Ermittlungsarbeit: Der Täter kehrt immer nach Hause zurück.«
    »Na bitte. Warum erwägst du es dann?«
    »Ich muss.«
    »Was sagst du denn da? Denk doch mal nach! Du musst nicht.«
    »Sie haben mich reingelegt.«
    »Und was lässt dich glauben, dass sie es nicht wieder tun werden? Oder dich sogar noch schlimmer linken?«
    Diane schwieg und spielte mit den Schnürsenkeln ihrer Stiefel. In dem Punkt hatte Gail recht. Die Arschlöcher würden sie, ohne mit der Wimper zu zu cken, kaltmachen, wenn sie könnten. Als sie schließ lich antwortete, kamen ihre Worte kaum lauter als ein Flüstern heraus, aber voller stoischer Entschlossenheit.
    »Sie können mir nichts antun, wenn sie mich nicht schnappen.«
    »Glaubst du vielleicht, ich hätte mir auch nur im Traum
vorstellen können, geschnappt zu werden und eine zweiundsiebzigjährige Haftstrafe aufgebrummt zu bekommen?« Gail schüttelte vehement den Kopf. »Ich dachte, ich wäre ge rissener als ihre besten Leute. Für mich waren die Vertreter der Macht nichts als ein Haufen Donut mampfender Hohlköpfe. Und wie es sich an hört, hast du verdammt viel mehr zu befürchten, als nur wieder eingebuchtet zu werden.«
    Diane seufzte. »Ich will nicht mit dir streiten. Aber ich muss zurück. Punkt, aus.«
    »Du klingst, als wärst du nicht ganz richtig im Kopf.«
    »He, können wir nicht einfach das Thema wechseln?« Dianes Stim me wurde lauter. »Du tust, was du für am bes ten hältst, und ich tue, was ich tun muss, damit ich mit mir selber ins Reine komme. Darauf läuft es wohl hinaus.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass du nicht ganz richtig im Kopf bist, ich habe nur gesagt, dass du dich so anhörst. Du bist viel zu clever, um so eine Dummheit zu begehen. Also komm schon.« Gail öffnete die Tür zu der winzigen Toilette in der Ecke des Abteils und verzog das Gesicht. »Ich dachte, ich hätte zum letz ten Mal eine Edelstahltoilette gesehen«, stellte sie trocken fest, als hätte ihr hitziger Wortwechsel gar nicht stattgefunden. »Wenigstens hat diese hier keinen Wasserspender oben drauf.«
    Diane legte die Füße auf ihren Koffer, der bis auf die marineblaue Farbe genauso aussah wie der von Gail. Was wuss te Gail schon? Egal, sie konnte es auch ohne sie schaffen. »Hm«, entgegnete sie mürrisch.
    Gail ließ sich gegenüber von Diane nieder und fuhr mit einer Hand über den Stoff ihres Sitzes. »Ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen, auf weichen Möbeln zu sitzen.«
    »Du wirst schon noch genug Zeit dazu haben.«
    »Als ob du das verstehen würdest«, entgegnete Gail, lächelte
jedoch, um die geladene Atmosphäre zu entspannen. »Du warst doch gar nicht so lange drinnen.«
    »Drei Minuten sind lange genug«, stellte Diane klar. »Was rede ich, durch das Haupttor hineingeführt zu werden, ist schon lange genug.« Sie zog erneut die Jalousie hoch und in einer einzigen Bewegung sofort wieder runter. »Überhaupt daran zu denken, ist schon lange genug.«
    Gail lächelte wieder. Gut. Der Zug setzte sich mit einem leichten Ruck in Bewegung und schaukelte sanft hin und her, während er in die

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