Gehetzt
überholen.«
»Daran müssen Sie ihn unbedingt hindern.«
Reynolds begann in Schlangenlinien über die Straße zu kurven und blockierte die Überholversuche des Lasters im Ansatz. Colburn wunderte sich laut, daß die Deutschen nicht längst das Feuer eröffnet hatten. Barnes erinnerte ihn daran, daß hinter ihnen ein Tank mit siebzig Millimeter dicken Panzerplatten stand. Die Silhouette unter der Plane machte auch den Deutschen klar, daß sie mit ihren Maschinenpistolen gegen ein Panzerfahrzeug absolut nichts ausrichten konnten.
Deshalb wollten sie den Transporter unbedingt überholen, um dann von vorn einen Kugelhagel in das Führerhaus zu jagen.
›Und es dürfte nicht mehr lange dauern, bis sie es schaffen. Wir müssen unbedingt etwas unternehmen‹, dachte Barnes. Er überlegte eine Weile und erklärte dann seinen Plan.
Anschließend stieß er mit einem heftigen Ruck die Beifahrertür nach hinten auf und kletterte rückwärts nach draußen, wobei er sich mit den Händen am Türrahmen festhielt. Den rechten Fuß setzte er auf die oberste Metallsprosse der. Einstiegsleiter. Die Maschinenpistole über der Schulter brachte ihn fast aus dem Gleichgewicht, und der Fahrtwind peitschte seinen Körper wie ein minderer Hurrikan und versuchte, ihn vom Wagen herunterzuwehen. Barnes fragte sich, ob er vom Lastwagen aus zu sehen war, doch der Panzer deckte ihn gegen die Sicht von hinten. Vorsichtig schwang er den linken Fuß herum und tastete nach der Ladefläche hinter der Fahrerkabine. Der Fuß stieß ins Leere, und Barnes wäre fast vom Wagen gestürzt, als Reynolds das Steuer herumriß.
Der Sergeant hatte mehrere Umstände gleichzeitig zu berücksichtigen. Er mußte sich an der Tür festklammern, die Kurvenfahrt des Transporters ausgleichen und mit einem Fuß einen Halt auf dem Hänger suchen. Und die ganze Zeit über zerrte der Fahrtwind mit elementarer Wucht an seinem Körper.
Das ganze Unternehmen war schwieriger als erwartet. In seiner Schulter zuckte ein wilder Schmerz auf. Der Sergeant wurde von einem plötzlichen Schwindelgefühl erfaßt, in seinem Kopf wirbelte alles durcheinander. Ihm blieb nichts anderes übrig, als alles auf eine Karte zu setzen.
Er biß die Zähne zusammen, winkelte in einer unglaublichen Kraftanstrengung das linke Bein an und schwang es in Richtung der Ladefläche. Sein Fuß schlug hart auf den Holzboden auf. Er löste die linke Hand vom Türrahmen und griff nach dem Seil der Plane, konnte nur beten, daß es straff am Führerhaus festgezurrt war. Er klammerte sich an das Seil und gab mit der rechten Hand die Tür frei. Sein ganzes Gewicht hing jetzt an dem Seil.
In diesem Augenblick machte der Transporter wieder einen seiner Schwenks, und Barnes’ Körper schwang nach außen. Er drehte sich um seine eigene Achse, wobei der linke Fuß wie eine Angel wirkte, die Hände rutschten an dem Seil entlang nach hinten, und der Sergeant krachte mit voller Wucht gegen den Panzer. So hing er mit dem Gesicht zur Straße, nur noch mit der linken Hand am Seil, für einige hilflose Sekunden, und sein rechter Fuß suchte vergeblich auf der Ladefläche nach Halt. Seine Schulter schmerzte höllisch, Wellen von Übelkeit stiegen in ihm auf, das Schwindelgefühl war fast übermächtig.
Und all das wurde übertönt vom Wummern der Geschütze an der Front und dem ständigen Gehupe des Lasters hinter ihnen.
Der Transporter schaukelte und schwankte gefährlich hin und her. Barnes war fertig, brachte gerade noch genug Willenskraft auf, um seinen Halt nicht loszulassen. Er kämpfte die Übelkeit nieder und schmeckte das Blut auf den zerbissenen Lippen…
In diesem Augenblick packte ihn Jacques mit festem Griff an beiden Oberarmen und hielt den hin und her schwankenden Körper fest. Barnes griff mit der rechten Hand wieder nach dem Seil, zog sich zwischen das Führerhaus und das Heck des Panzers und kroch auf der Plane bis zur Motorhaube von Bert.
Dort blieb er schwer atmend liegen und kämpfte die aufkeimende Bewußtlosigkeit nieder. Er registrierte kaum, daß Jacques neben ihm hinter dem Turm lag. Und die ganze Zeit kurvte der Transporter von einer Straßenseite zur anderen.
Langsam erholte sich Barnes und versuchte gleichmäßig zu atmen. Zwei Dinge erleichterten ihm die Sache: Die frische Luft und das ununterbrochene Gehupe hinter dem Transporter, das ihm die Gefahr wieder deutlich bewußt machte. Er befahl Jacques, flach liegenzubleiben, kam mühsam auf die Knie und hob die Zeltplane ein Stück an.
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