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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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unbedingt nötig ist«, mahnte Barnes. »Wir haben auch angehalten, und das wird ihnen bestimmt merkwürdig vorkommen. Aber sie werden mit Sicherheit ihren eigenen Transporter erkennen. Wir halten auf keinen Fall an, was auch geschieht. Vielleicht öffnen sie sogar den Schlagbaum. Reynolds, geben Sie Gas. Ich möchte mit mindestens fünfzig Sachen die Sperre passieren. Schaffen Sie das?«
    Der Fahrer nickte nur und preßte den Fuß aufs Gaspedal. Mit vierzig Sachen donnerten sie an dem Renault vorbei. Die Lichter an der Straßensperre schossen auf sie zu. Barnes hatte sich vorgebeugt und starrte auf das Hindernis, das jetzt deutlich im Scheinwerferlicht vor ihnen sichtbar wurde. Ein schmaler Schlagbaum überspannte die Fahrbahn.
    Am linken Straßenrand lag ein Soldat hinter einer Panzerbüchse, hinter ihm entdeckte Barnes die Silhouette eines Krades mit Seitenwagen. Der Fahrer hatte sich schon in den Sattel geschwungen.
    Der Schlagbaum blieb unten.
    »Reynolds, überfahren Sie die Panzerbüchse und auch das Motorrad, wenn Sie es schaffen, anschließend den Transporter wieder auf die Piste zu bringen. Ich überlasse es Ihnen…«, rief Barnes dem Fahrer zu.
    Reynolds antwortete nicht. Er hing geduckt über dem Steuer und schaute stur geradeaus durch die Windschutzscheibe.
    Noch feuerten die Deutschen nicht. Der Anblick eines ihrer eigenen Fahrzeuge hatte sie verwirrt. Barnes erwartete jeden Moment den Zusammenprall. Mit der rechten Hand hielt er sich am Fensterrahmen fest und legte den linken Arm quer über Colburns Brustkorb, um ihn gegebenenfalls zurückzudrücken. Bis zum letzten Moment verschleierte Reynolds klugerweise sein Vorhaben und hielt in der Straßenmitte fahrend auf den Schlagbaum zu. Dabei beschleunigte er. Noch zwanzig Meter, fünfzehn, zehn…

    Reynolds riß das Steuer herum. Die Panzerbüchse, der Soldat dahinter, der Kradfahrer flogen auf der Transporter zu. Wie ein tonnenschweres Geschoß raste das Fahrzeug mit seiner Last in die Hindernisse hinein. Die Räder rumpelten über etwas hinweg, das Krad wurde samt Seitenwagen zur Seite geschleudert, der Motorradfahrer wirbelte durch die Luft…
    Das Hindernis lag hinter ihnen. Reynolds steuerte den Lastwagen auf die Straße zurück. Kein einziger Schuß war gefallen. Barnes hatte nur auf die Panzerbüchse geachtet und deshalb nicht mitbekommen, wie der Schlagbaum zersplitterte.
    Als er sich aus dem Fenster beugte und zurückschaute, waren die Lichter auf der Straße verschwunden. Nur die Scheinwerfer des Renaults verblaßten allmählich hinter ihnen in der Nacht.
    Barnes sagte nur ein Wort:
    »Aufdrehen!«

11
Sonntag, 26. Mai

    General Storch stürmte in das Bauernhaus in Lemont, das ihm als Befehlsstand diente. Seine Stimme hallte durch die Diele.
    »Meyer, wo stecken Sie?«
    Er stieß die Tür zu seinem provisorischen Büro auf, warf sie hinter sich ins Schloß und riß seine Offizierskappe vom Kopf.
    »Da sind Sie ja. Was ist hier eigentlich los?«
    Mit raschen Schritten trat er an den großen Kartentisch mit dem Lageplan.
    »Ich habe gerade erfahren, Sie haben über Funk meinen Befehl widerrufen.«
    »Nur vorläufig, Herr General.«
    Oberst Meyer erhob sich hinter dem Tisch und klemmte sein Monokel ins Auge. Er machte ein sorgenvolles Gesicht. Das würde wieder eine schlimme Nacht für ihn werden.
    »Aber wir haben doch erst vor einer Stunde den Angriffsbefehl für vier Uhr morgens ausgegeben. Auf der Straße nach Dünkirchen steht das Wasser keine zehn Zentimeter hoch – trotz der Tatsache, daß die Franzosen in Gravelines die Schleusentore geöffnet haben. Also, was ist passiert?«
    Meyer nahm den Meldezettel mit dem Funkspruch vom Tisch und reichte ihn dem General zum Lesen. Doch Storch nahm keine Notiz davon und streifte statt dessen die Lederhandschuhe ab. Seine Stimme klang drängend.
    »Sie kennen doch den Inhalt, also reden Sie schon.«

    »Eine Botschaft vom Generalstab. Sie waren kaum weg, als sie durchkam. Deshalb gab ich entgegengesetzte Order – durch Sie persönlich aber noch zu bestätigen.«
    »Was haben die da oben am grünen Tisch jetzt wieder ausgeheckt?«
    »Der Funkspruch ist unvollständig, konnte nur teilweise entschlüsselt werden. Wir haben immer noch Probleme mit den Funkgeräten. Meiner Meinung nach ist der Sinn aber klar und eindeutig.«
    »Nun reden Sie doch schon, Mann. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Der General beugte sich über die Karte.
    »Wir haben Befehl, in den gegenwärtigen Positionen an den Kanälen zu

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