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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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stillen beschloß er, den Jungen zurück nach Lemont zu schicken, sobald er ihnen die Seitenstraße gezeigt hatte. Der Sergeant bot Colburn, für einen Augenblick die Beobachtung von Jacques’ Wagen zu übernehmen, zog die Karte hervor und suchte Lemont. Es war ein kleiner Ort, kaum mehr als ein Punkt auf der Karte in der Nähe von Gravelines, der Stadt nordöstlich von Calais. Beide Städte lagen an den Wasserstraßen, einem System von Kanälen mit zahlreichen Schleusen. Barnes faltete die Karte zusammen, drehte das Fenster etwas herunter und schaute nach Osten, wo die Lichtblitze der Abschüsse am Himmel immer wieder den Mondschein überstrahlten. Doch nicht nur das Lichtgewitter zeigte ihm, daß sie sich der Kampfzone näherten. Jetzt hörte er auch in der Ferne das dumpfe Grollen schwerer Geschütze. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und trocknete die Hände an der Hose.
    In der Fahrerkabine war die Spannung inzwischen fast greifbar, jeder der Männer spürte sie. Lag es nur an dem lauter werdenden Geschützdonner oder an der Tatsache, daß sie sich unausweichlich der Konfrontation mit den Deutschen näherten? Fünf Minuten verstrichen, fünf Minuten in spannungsgeladenem Schweigen.
    Ohne Vorwarnung war der Feind dann plötzlich da.

    Sie waren hinter Jacques in eine scharfe Kurve gefahren, als Reynolds hart auf die Bremse trat. Das schwere Fahrzeug geriet leicht ins Schlingern und kam nach wenigen Metern zum Stehen.
    Siebzig Meter vor ihnen hatte der Renault gehalten. Vor ihm in etwa fünfzig Metern Entfernung schimmerten Lichter quer zur Fahrbahn. Eine rote Lampe wurde hin und her geschwenkt.
    »Straßensperre«, krächzte Barnes.
    Colburn richtete sich auf.
    »Sollten wir nicht besser zu Jacques aufschließen?«
    »Nein, wir bleiben hier. Reynolds, schalten Sie die Scheinwerfer aus. Lassen Sie aber die seitlichen Begrenzungsleuchten brennen. In spätestens einer Minute dürften wir Besuch bekommen. Stellen Sie auch den Motor ab.
    Ich möchte hören, was da vorn los ist. Halten Sie sich aber bereit, auf mein Kommando sofort loszufahren.«
    Barnes beugte sich aus dem Fenster und lauschte. Im Moment schwiegen die schweren Geschütze, und er hörte eine Stimme, die – wahrscheinlich auf deutsch – hastig einige Sätze sagte. Vor ihnen wendete Jacques seinen Wagen auf der Straße, hatte aber das Manöver kaum beendet, als eine Maschinenpistole losratterte. Der Wagen blieb in halber Drehung stehen und rollte langsam rückwärts in den Graben.
    Die Vorderräder klebten noch auf der Straße. Wenig später zerriß ein zweiter Feuerstoß die nächtliche Stille. Der Sergeant hörte ein schwaches Geräusch und spähte die Straße entlang, konnte aber in dem Stück zwischen dem Renault und dem Transporter kaum etwas erkennen. Die Scheinwerfer des Personenwagens leuchteten quer über die Fahrbahn.
    Colburn packte Barnes am Arm.
    »Um Himmels willen…«
    »Still, ich glaube, er kommt.«

    Hastende Schritte klangen auf. Barnes sprang aus dem Führerhaus. In der nächsten Sekunde stand Jacques vor ihm. Er atmete schwer. Sein Gesicht war ausdruckslos. Schnell sagte er: »Alles in Ordnung. Sie eröffneten das Feuer, als ich nicht bis zum Schlagbaum fuhr. Soweit ich erkennen konnte, sind sie nur zu dritt oder zu viert.«
    »Irgendein Geschütz – vielleicht eine Haubitze? Eine Kanone mit langem Rohr und Schutzschild?«
    »Nein, aber da lag ein Mann neben der Straße hinter einer Art Gewehr auf Stützen.«
    »Eine Panzerbüchse. Auf welcher Straßenseite?«
    »In Ihrer Fahrtrichtung auf der linken. Hinter der Stellung stand ein Motorrad mit Seitenwagen.«
    »Mit Soldaten?«
    »Nein, dafür stehen aber drei hinter der Sperre. Einer von ihnen hat auf mich geschossen. Ich konnte gerade noch auf der anderen Seite aus dem Wagen springen.«
    »Kriech schnell hier drunter.«
    Barnes löste eine Ecke der Plane und hielt sie hoch, bis Jacques daruntergeschlüpft war.
    »Klettere auf den Panzer, und leg dich flach auf die Motorhaube. Der Turm wird dich vor den Kugeln schützen.«
    »Wir brechen durch?«
    »Ja, also behalte den Kopf unten.«
    Der Sergeant zurrte die Plane wieder fest, stieg ins Führerhaus und befahl Reynolds loszufahren. Den Lauf seiner Waffe hielt er dicht unter der Windschutzscheibe. Colburn zog seine Maschinenpistole unter dem Sitz hervor.
    Der Transporter fuhr an, die Scheinwerfer flammten auf. Im Führerhaus starrten drei Männer mit steinernen Gesichtern nach vorne.
    »Nicht schießen, wenn es nicht

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