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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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mit dem Doktor, diesem Lepin, viel geredet, Penn, während er mich verarztete?«
    »Wenig. Er ist ein sehr schweigsamer Mensch, und ich ließ Pierre den Dolmetscher spielen.«
    »Waren Sie schon mal selbst in Fontaine?«
    »Nein, ich habe mich immer nur übers Feld an Lepins Schuppen herangeschlichen, um Nachrichten zu hören. Jeden Augenblick konnten die Deutschen das Dorf besetzen, und ich wollte hierbleiben, bis es Ihnen besserging.«
    »Wem gehören diese Gebäude? Vermutlich einem Bauern, oder?«
    »Ja, doch der hat sich auch aus dem Staub gemacht. Wir können hier unbesorgt abwarten, bis die Straßen sich wieder leeren. Auf der Hauptstraße durch Fontaine und auf dem Marktplatz drängen sich die Flüchtlinge. Wahrscheinlich müssen wir noch einige Tage hierbleiben.«
    »Holen Sie mir die Karte, Penn. Mir schmeckt es absolut nicht, noch vier Tage an einem Punkt hinter den deutschen Linien festzusitzen. Wir haben bis jetzt Glück gehabt, doch das kann sich jeden Moment ändern. Wir müssen hier weg.«
    »Sie sind doch gerade erst aufgestanden…«
    »Und ich bleibe auch auf. Sagen Sie Reynolds, er soll alle Vorkehrungen für den Aufbruch treffen. Und ich könnte etwas zu essen vertragen, wenn noch etwas da ist.«
    Die Stimmung veränderte sich mit jedem von Barnes’
    Worten mehr, das spürte Penn ganz deutlich. Eine innere Unruhe hatte von dem Sergeant Besitz ergriffen und übertrug sich auch auf den Corporal. Trotzdem wagte er einen letzten Einwand.
    »Ich bin dennoch der Meinung, Sie sollten sich noch ein wenig ausruhen, ehe…«
    »Ich werde mit Pierre nach Fontaine gehen und mich dort umsehen. Wir brechen auf, sobald ich zurück bin. Damit wir uns nicht mißverstehen, Penn – bei Einbruch der Dunkelheit verschwinden wir von hier.«

    Der Wunsch, so schnell wie möglich aufzubrechen, wurde immer stärker, während Barnes mit Pierre die Straße nach Fontaine entlangschritt. Die Nachmittagssonne schien hell auf die französischen Felder, brannte ihnen ins Gesicht und wärmte mit ihren heißen Strahlen die Hände.
    Aus zweierlei Gründen wagte Barnes diesen Spaziergang. Er wollte die Lage mit eigenen Augen erkunden und gleichzeitig seine körperliche Verfassung testen.
    Die brütende Hitze verstärkte sein Schwächegefühl. Neben dem Pochen der Wunde spürte er leicht stechende Schmerzen unter dem Verband. Am liebsten hätte er ihn abgenommen. Er hatte Kopfschmerzen, sein Gang war schwerfällig. Er machte lange, weit ausholende Schritte und fühlte bei jedem einzelnen den Schmerz bis in die Schulter hinaufschießen. Aber er hielt sich krampfhaft auf den Beinen, alles andere war unwichtig. In seinem Pistolenhalfter steckte der Webley-455-Revolver; die Klappe der Tasche stand offen.
    »Das Dorf, Sergeant Barnes.«
    »Was tun all die Leute auf der Straße?«
    »Das sind Flüchtlinge. Sie ziehen ununterbrochen Tag und Nacht durch Fontaine. Es ist fast unmöglich, den Marktplatz zu überqueren.«

    Aus einer Ansammlung geduckter kleiner Häuser ragte eine mit grauem Schiefer gedeckte Kirchturmspitze hervor. Die beiden Männer konnten von ihrem Standort aus die Straße einsehen, die von beiden Ortsausgängen im rechten Winkel zu der Straße abknickte, auf der sie standen. Über die Hauptstraße des Dorfes schob sich eine Menschenschlange so langsam vorwärts, daß sie sich kaum zu bewegen schien. Barnes verließ die Straße und marschierte quer über die Felder auf den östlichen Rand des Dorfes zu.
    »Gehen wir nicht nach Fontaine hinein?« fragte Pierre.
    »Ich will mir diesen Flüchtlingstreck mal näher ansehen. Später gehen wir dann ins Dorf und kaufen Proviant.«
    »Da werden Sie Pech haben. Im Laden gibt es nichts mehr. Der Besitzer ist vor zwei Tagen getürmt. Er hatte fürchterliche Angst und sagte, es sei höchste Zeit zu verschwinden.«
    »Er hatte Angst vor den Deutschen?«
    »Nein, vor den Dorfbewohnern. Er behauptete, sie würden sich ohnehin bald nehmen, was sie wollten, ohne ihm einen Sou dafür zu bezahlen. Ich habe selbst gehört, wie ein Mann ihn einen Dieb schimpfte. Andere Kunden haben ihn bedroht.«
    Dieser Zwischenfall war ein schlechtes Omen; er spiegelte deutlich die Stimmung in der Bevölkerung wider. Barnes’ Unruhe verstärkte sich. Am besten verschwanden sie so schnell wie möglich aus dieser Gegend. Doch erst wollte er sich einen Überblick über die Situation auf der Straße verschaffen.
    ›Okay, wir sitzen in der Klemme‹, dachte er. ›Wenn alle Landstraßen so verstopft sind,

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