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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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nächste Maschine heranjagte. In diesem Moment ging ein Pferd durch und riß mit dem Wagen eine Schneise in die Menschenmenge, die verzweifelt versuchte, dieser neuerlichen Gefahr auszuweichen.
    Insgesamt rauschten sechs Maschinen über die Flüchtlinge hinweg und spuckten Tod und Verderben. Nachdem ihr Brummen in der Ferne verklungen war, legte sich eine schreckliche Stille über die Szenerie, nur unterbrochen von dem herzzerreißenden Schluchzen einiger Frauen. Barnes taumelte auf die Füße und lief zu dem stehenden Renault hinüber. Er warf einen Blick auf die Frau und preßte grimmig die Lippen zusammen. Eine Salve des Bord-MGs hatte die Fahrerin buchstäblich in Stücke gerissen, von ihrem Körper war nicht mehr viel übrig. Der Motor des Wagens lief noch.
    Barnes beugte sich vor und drehte die Zündung aus. Er wollte diesen Flüchtlingen soweit wie möglich helfen und dann nonstop nach Arras rollen.
    Mit Höchstgeschwindigkeit fuhr der Tank Richtung Süden.
    Nichts rührte sich auf der Straße vor ihnen; soweit das Auge reichte, dehnte sich das belgische Weideland. Nur vereinzelt sahen sie Bäume oder Strauchwerk, keinesfalls geeignet als Deckung gegen Luftangriffe. Barnes stand im Turm und beobachtete aufmerksam das Land ringsum – das verlassene Band der Straße vor sich und hinter sich, die Felder zu beiden Seiten, auf denen in der Ferne Menschen arbeiteten und keine Notiz von dem vorbeifahrenden englischen Panzer nahmen.
    Doch vor allem suchte er immer wieder den Himmel ab, aus dem der Tod ohne Vorwarnung auf sie herabstürzen konnte.
    Unter ihm hatte Penn den Platz von Davis an den Waffen eingenommen. Vorne im Chassis schwitzte Reynolds an seinen Steuerhebeln, sein Kopf ragte aus dem offenen Luk. Er schien froh zu sein, daß sie wieder unterwegs waren und Barnes das Kommando führte. Für Reynolds war die Welt in Ordnung, solange Barnes ihm sagte, was er tun sollte. Hinter dem Turm hockte Pierre auf der Motorhaube und hatte sich schon an die sanfte Vibration gewöhnt, mit der sich die Ketten bei jeder Umdrehung südwärts fraßen.
    Wegen des Belgiers wäre es beinahe zu einer Auseinandersetzung zwischen Barnes und Penn gekommen.
    Zuerst war Barnes strikt dagegen gewesen, ihn mitzunehmen.
    »Wir brauchen ihn als Verbindungsmann«, hatte Penn protestiert. »Er kennt Land und Leute, wir nicht. Was ist, wenn wir in eine Stadt an der Front einfahren? Dann sind genaue Informationen über die Lage wichtig, sogar lebenswichtig.
    Und die kann uns nur Pierre schnell und mühelos beschaffen.
    Er hat schon einige kritische Situationen mit uns zusammen durchgestanden, zum Beispiel den deutschen Panzereinmarsch in Fontaine. Wir wußten das zwar zu der Zeit nicht, aber wenn die Deutschen ihn bei uns geschnappt hätten, wäre er erschossen worden. Außerdem hat er uns mit Lebensmitteln versorgt.«
    Und genau das war wahrscheinlich der Grund, weshalb Barnes Pierre doch mitnahm, um ihn dann vielleicht in einer friedlicheren Gegend zurückzulassen. Sie wollten gerade abfahren, als der Junge aus dem Dorf zurückgelaufen kam, einige Stangenbrote unter den Armen und mit einem Beutel voll Fleischdosen. Sogar ein Paket Kaffee hatte er ergattert.
    Keiner hatte ihn gefragt, wie er an diese Kostbarkeiten gekommen war. Schließlich war Krieg.
    Barnes ging alles mögliche durch den Kopf. Es war zwar schön, daß die Sonne schien, aber die deutsche Luftwaffe pflegte ihre Angriffe aus der Sonne heraus zu fliegen. Deshalb beschattete er die Augen immer wieder mit der Hand und suchte den Himmel ab, lauschte angespannt nach dem Brummen von Flugzeugmotoren. Die Landschaft vor ihnen wurde hügelig, sanfte Bodenwellen wechselten mit flachen Talmulden. Auf den Kämmen konnten feindliche Geschütze im Hinterhalt liegen, denn von dort aus beherrschten sie das Gelände ausgezeichnet. Doch bis jetzt waren den versprengten Kämpfern nur einige belgische Pferdefuhrwerke auf der einsamen Straße begegnet, die sich bis in die Unendlichkeit zu dehnen schien. Die Lenker der Fuhrwerke starrten verblüfft auf den Panzer, als trauten sie ihren Augen nicht. Hin und wieder zog Barnes die Karte zu Rate und verfolgte ihren Weg. Dabei machte er eine erstaunliche Entdeckung. Von Fontaine aus führte eine Straße in südwestlicher Richtung nach dem fernen Arras. Ihre Straße dagegen hatte einen weiten Bogen beschrieben und führte jetzt genau in südlicher Richtung. Der Sergeant verschwieg den anderen seine Entdeckung und achtete auf auffällige Markierungen im

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