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Gehetzt

Titel: Gehetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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fünfzehn Minuten. Pausenlos fielen Bomben, einige explodierten so nah, daß Reynolds vor Panik fast den Verstand verlor. Nur Barnes’ Anwesenheit hinter der trennenden Stahlwand hielt den Fahrer davon ab, das Luk zu öffnen und vor diesen verdammten Batterien zu flüchten. Er hatte einen Zustand erreicht, wo er sich eher eine Überlebenschance draußen im Freien als im Schutz der dicken Panzerplatten ausrechnete.
    Dann wurde es plötzlich still. Alle warteten darauf, daß das Bombardement jeden Moment wieder einsetzte. Barnes erholte sich als erster, kletterte in den Turm und hob vorsichtig das Luk. Der Staub in der Luft reizte die Schleimhäute, und er mußte husten. Die Sonnenstrahlen wärmten seinen Nacken, das Stahlblech am Turm brannte heiß gegen die Handfläche.
    Viele der leeren Häuserfassaden und überhängenden Zwischendecken waren eingestürzt, über der ganzen Gegend schwebte eine dichte Staubwolke, die die Sonne in eine blasse Scheibe verwandelte. Auch Berts Außenhaut trug eine dicke graue Staubschicht, als hätte man ihn für eine Operation in einer grauen Wüste mit dieser Tarnschicht versehen. Beinahe wäre Barnes ausgerutscht und hätte sich das lädierte Knie zum zweitenmal angeschlagen, als er zu Boden stieg. Er befahl den anderen, zu ihm ins Freie zu kommen. Sie atmeten zwar nichts als Staub ein, waren aber wenigstens nicht mehr in der bedrückenden Enge des Panzers gefangen, der beinahe zu ihrem Metallsarg geworden wäre.

    Der Panzer stand auf einer Art Marktplatz im weniger zerstörten Westteil der Stadt. Die Mannschaft erwartete gespannt das Auftauchen des unbekannten Eindringlings, das erste Anzeichen menschlichen Lebens seit ihrer Einfahrt in die Stadt. Ruinen säumten den Platz zu allen Seiten, und die friedhofsähnliche Atmosphäre schien sich während ihres Wartens zu verstärken. Reynolds saß wieder auf seinem Fahrersitz, Penn stand im Turm und hielt die Maschinenpistole im Anschlag. Barnes hatte vor einer Ecke des Platzes an einer Hauswand Posten bezogen. Vorsichtig vermied er es, die Wand zu berühren, und hielt den Revolver auf die Ecke gerichtet.
    Seit ihrer Ankunft waren noch keine zehn Minuten verstrichen. Reynolds untersuchte Bert gerade auf etwaige Schäden, bis Barnes mit seinen empfindlichen Ohren das Geräusch vernahm, ein seltsames Schlurfen, als würde jemand verstohlen durch die Trümmer schleichen. Die Schritte klangen jetzt sehr nahe und wurden schneller. Barnes und Penn hoben gleichzeitig ihre Waffen.
    Ein Mann kam um die Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Über die Schulter trug er einen schlaffen Sack, sein knochiges Gesicht zeigte unbändige Furcht. Doch erholte er sich anscheinend rasch von seinem Schrecken, zog grüßend seine Mütze und lächelte schief. Er war eher dünn als schlank und etwas seltsam gekleidet. Er trug einen schäbigen alten Anzug, dazu aber eine teure Seidenkrawatte. Barnes’ Blick fiel auf eine goldene Uhr, ehe der Mann hastig seinen Jackenärmel darüberzog. Seine Füße steckten in einem Paar brandneuer Schuhe aus Krokodilleder.
    In sanftem Ton sprach Barnes ihn an.
    »Entschuldigen Sie, daß wir Sie erschreckt haben, können Sie uns sagen, wie diese Stadt heißt?«
    »Engländer, wie?«
    Der Mann lächelte immer noch gezwungen. Langsam wich er vor Barnes zurück. Dabei schielte er gelegentlich zu dem Panzer hinüber, als befürchtete er jeden Moment einen Angriff.
    Barnes versuchte es nochmals.
    »Wir sind britische Soldaten. Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir tun Ihnen nichts. Ich wüßte nur gerne den Namen dieser Stadt.«
    Ein Schwall französischer Worte ergoß sich über Barnes und Penn. Beide verstanden kein Wort. Schritt für Schritt zog sich der Mann zurück, wobei er ununterbrochen weiterredete. Er hatte die Ecke fast erreicht, als er die freie Hand hob und mit heftigen Bewegungen in die Richtung deutete, aus der der Panzer gekommen war. Dann zog er wieder grüßend seine Kappe. Als Barnes langsam auf den Panzer zuging, verschwand der Mann mit seinem Satz blitzschnell um die Ecke.
    Erstaunt schaute Penn zu Barnes hinunter.
    »Warum haben Sie ihn nicht festgehalten? Er hätte uns sagen…«
    »Schnell, Penn, die Maschinenpistole!«
    »Was…?«
    »Beeilen Sie sich, Mann!«
    »Hier, aber was soll…?«
    »Ihr beide wartet hier. Wenn ihr hört, daß ich das Ding benutze, folgt ihr mir – aber mit Bert.«

    Barnes lief zur Ecke und sah gerade noch, wie der Mann über eine Schutthalde kletterte. Er folgte ihm im

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