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Gehetzte Uhrmacher

Titel: Gehetzte Uhrmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Deaver
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viel Geld er verloren hat oder wie tief der Bus der Kirchengemeinde in die Schlucht gestürzt ist, und geht dann weiter.
    Aber er stellt sich nicht mitten auf die windige Straße, um den Klatsch auf Seite sechs zu lesen.
    Sie konnte den Mann nicht genau erkennen – er wurde durch die Zeitung und einen Schutthaufen der Baustelle teilweise verdeckt. Doch eines sah sie ganz deutlich: seine Stiefel. Sie verfügten höchstwahrscheinlich über eine Sohle mit ausgeprägtem Profil, das eventuell zu den charakteristischen Abdrücken passte, die Amelia an der Mündung der Gasse sichergestellt hatte.
    Sachs überlegte. Die meisten der anderen Beamten waren längst abgerückt. Simpson und Rettig trugen zwar Waffen, verfügten aber über keinerlei taktische Ausbildung, und der Verdächtige stand jenseits einer einen Meter hohen Metallabsperrung, die man wegen
einer bevorstehenden Parade errichtet hatte. Falls Amelia sich ihm von ihrem jetzigen Standort aus quer über die Straße näherte, würde er mühelos die Flucht ergreifen können, also musste sie etwas subtiler vorgehen.
    Sie ging zu Pulaski und flüsterte: »Auf sechs Uhr steht jemand. Ich will mit ihm reden. Der Kerl mit der Zeitung.«
    »Der Täter?«, fragte er.
    »Keine Ahnung. Vielleicht. Wir machen Folgendes: Ich lasse mich von Simpson und Rettig mitnehmen. An der nächsten Ecke in Richtung Osten steige ich wieder aus. Können Sie einen Wagen mit Gangschaltung fahren?«
    »Sicher.«
    Sie gab ihm den Schlüssel zu ihrem leuchtend roten Camaro. »Sie folgen der Cedar Street nach Westen zum Broadway, aber nur zehn, zwölf Meter weit. Dann halten Sie an, steigen aus, springen über die Absperrung und kommen hierher zurück.«
    »Ich soll ihn aufscheuchen.«
    »Richtig. Falls er tatsächlich nur Zeitung liest, unterhalten wir uns kurz, überprüfen seine Identität und lassen ihn gehen. Falls nicht, wird er sich vermutlich umdrehen und mir genau in die Arme laufen. Sie kommen von hinten und geben mir Deckung.«
    »Alles klar.«
    Sachs sah sich überdeutlich ein letztes Mal am Tatort um und stieg dann in das große braune Einsatzfahrzeug der Spurensicherung ein. Sie beugte sich vor. »Wir haben ein Problem.«
    Nancy Simpson und Frank Rettig sahen sie an. Simpson öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke und legte eine Hand auf den Griff ihrer Pistole.
    »Nein, das wird nicht nötig sein. Hört gut zu.« Sie erklärte die Situation und wandte sich dann an Simpson, die am Steuer saß. »Fahr nach Osten. An der Ampel biegst du links ab, aber schön langsam. Ich springe raus.«
    Pulaski stieg in den Camaro, ließ den Motor an und konnte nicht widerstehen: Er trat ein wenig aufs Gas, um den hochgezüchteten Motor aufheulen zu lassen.
    »Wir sollen nicht anhalten?«, fragte Rettig.
    »Nein, ihr werdet nur langsamer. Der Verdächtige soll denken, dass ich mit euch wegfahre.«

    »Okay«, sagte Simpson. »Es kann losgehen.«
    Der Transporter fuhr davon. Im Seitenspiegel sah Sachs, wie Pulaski ebenfalls aufbrach – sei vorsichtig, mahnte sie in Gedanken; der Motor war wie ein wildes Tier, und die Kupplung sprach sofort an. Aber Ron kam gut damit zurecht und rollte sanft in entgegengesetzter Richtung los.
    An der Kreuzung von Cedar und Nassau Street bog der Transporter ab, und Sachs öffnete die Tür. »Fahr weiter. Nicht noch langsamer.«
    Simpson machte ihre Sache großartig. »Hals- und Beinbruch!«, rief sie.
    Sachs sprang.
    Oha, etwas schneller als geplant. Sie geriet fast ins Stolpern, fing sich aber und dankte im Stillen der Straßenmeisterei für das großzügig gestreute Salz auf der vereisten Fahrbahn. Dann näherte sie sich auf dem Bürgersteig von hinten dem Mann mit der Zeitung. Er sah sie nicht.
    Sie war einen Block entfernt, dann nur noch einen halben. Amelia öffnete die Jacke und griff nach der Glock, die hoch an ihrem Gürtel hing. Ungefähr fünfzehn Meter jenseits des Verdächtigen hielt Pulaski plötzlich am Bordstein, stieg aus und sprang mühelos über die Absperrung, ohne dass der Mann es bemerkte. Sie hatten ihn nun zwischen sich. Links von ihm stand das Absperrgitter, rechts das Haus, das renoviert wurde.
    Ein guter Plan.
    Mit einem kleinen Schönheitsfehler.
    Gegenüber von Sachs standen zwei bewaffnete Posten vor dem Amt für Wohnungsbau und Stadtentwicklung. Die beiden hatten am Tatort geholfen, und einer von ihnen entdeckte nun Amelia auf der anderen Straßenseite. »Haben Sie was vergessen, Detective?«, rief er und winkte ihr zu.
    Scheiße. Der

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