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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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geworfen?«
     »Meine Ansichten über das Leben haben sich gewandelt, das ist es. In den Sommerferien habe ich einmal einem Freund geholfen, seine Verwandten aus der Tschechoslowakei heraus­ zuschaffen. Dabei entdeckte ich, wie spannend das Abenteuer sein kann.«
     Sie seufzte und schüttelte verzweifelt den Kopf, als hätte sie ihn bei einem dummen Streich ertappt. »Und deshalb ent­ schlossen Sie sich, das Abenteuer zu Ihrem Beruf zu machen?«
     »Inzwischen bin ich auf diesem Gebiet sogar ein Fachmann geworden. Vor einiger Zeit hat man mich geholt, um dem Dalai-Lama aus Tibet nach Indien hinüberzuhelfen.«
     »Was hält eigentlich Ihre Mutter davon?«
     Chavasse grinste jungenhaft. »Sie glaubt, ich hätte die höhere Beamtenlaufbahn eingeschlagen. In gewisser Weise stimmt das ja auch.«
     Katja machte immer noch einen verwirrten Eindruck. »Und dieses Leben gefällt Ihnen wirklich? Diese dauernde Lebensge­ fahr?«
     »Ach, so schlimm ist es meistens gar nicht«, sagte er. »Die Arbeit im Büro ist sehr abwechslungsreich. Solche Aufträge wie dieser gehören dazu. Aber dann müssen wir auch wieder aufpassen, daß ein russischer Diplomat bei seinem Besuch in London nicht versehentlich erschossen wird. Gefällt Ihnen das nicht?«
     »Es geht doch nicht darum, was mir gefällt und was nicht! Ich meine – es hat nichts mit Politik zu tun. In meinen Augen ist es nur falsch, wenn man seine Fähigkeiten und Talente so nutzlos vergeudet.«
     Er schloß die Augen und erinnerte sich daran, daß jemand einmal fast genau dieselben Worte zu ihm gesagt hatte. Ihre Worte glitten an seinem Ohr vorbei, die Stimme wurde lauter und wieder leiser, dann vermischte sie sich mit dem Rauschen des Flusses in der Schlucht, und dann war sie eins mit dem leisen Plätschern des Wassers an den Steinen.
     Ganz plötzlich wurde er wieder wach. Über seinem Kopf hatten sich Wolken zusammengeballt. Sie zeigten einen bevor­ stehenden Wetterumschwung an. Er sprang auf und schaute sich um.
     Katja war verschwunden. Kein Zeichen von ihr war zu sehen. Beunruhigt rannte Chavasse zum Rand des Abhangs, von wo aus man das Flußufer sehen konnte. Da stand sie auf einem großen Stein und warf Kiesel ins Wasser. Sie schien tief in Gedanken versunken zu sein.
     Als sie seinen Schritt hörte, drehte sie sich um.
     »Sie haben mich schnöde verlassen«, beklagte er sich mit gespieltem Kummer. »Als ich aufwachte, waren Sie fort – genau wie die bezaubernde Tatarenprinzessin im Märchen.«
     Sie sprang von ihrem Stein herunter und stolperte dabei. Mit einem großen Schritt stand er vor ihr und hielt sie in seinen Armen fest.
     »Haben Sie sich weh getan?«
     »Nein … Paul, ich wünschte mir so sehr, daß dies alles nur ein Märchen wäre! Ich möchte einen Zauberstab haben und diesen wundervollen Tag berühren, damit die Zeit stillsteht. Ich möchte, daß wir für immer beisammenbleiben können – nur du und ich.«
     Sie sagte das mit großem Ernst. Einen Augenblick lang schaute er sie an, dann küßte er sie sehr zart. Sie drängte sich leicht an ihn. Der Boden unter ihren Füßen schien sich zu bewegen, aber dann löste sie sich aus seinen Armen und eilte hastig zum Pfad zurück.
     Als Chavasse die Hügelkuppe erreichte, saß sie schon im Sattel und galoppierte davon. Es dauerte eine Weile, bis er sein Pony eingefangen hatte und ihr nachjagen konnte. Die Wolken am Himmel ballten sich immer drohender zusammen und warfen lange, dunkle Schatten. Chavasse sah, wie sich einer dieser Schatten auf Katja zuschob. Er trieb sein Pferd an, weil er aus einem unerklärlichen Grund davon überzeugt war, daß er sie vor dem dunklen Schatten erreichen mußte.
     Aber die Wolke war schneller. Dreißig oder vierzig Schritte vor ihm erreichte sie das Mädchen. Er zügelte das Pferd und wurde ebenfalls von dem Schatten eingehüllt. Eine plötzliche Kälte, eine unbekannte Furcht umfing ihn. Er saß im Sattel und lauschte ihren Hufschlägen, bis sie in einer Geländefalte verschwunden war. Dann folgte er ihr im Schritt.
     Als er Hoffners Haus erreichte, stand Joro mit ernster Miene vor der Tür und wartete auf ihn. Chavasse stieg ab und reichte ihm die Zügel.
     »Hauptmann Tsen war hier und hat allerlei Fragen gestellt«, berichtete der Tibetaner.
     »Wonach hat er gefragt?«
     »Er stellt einen Bericht für Lhasa zusammen«, antwortete Joro. »Eine halbe Stunde lang hat er mich verhört. Ich habe ihm erzählt, daß wir in der Nähe von Rudok

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