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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Staunen. Daß sie hübsch und attraktiv war, hatte er vom ersten Augenblick an gewußt. Aber in den Sekundenbruchteilen, als es blitzte, da hatte er noch etwas anderes erkannt. Sie hatte etwas von einem unschuldigen Kind an sich, das vergeblich versucht, die harte Wirklichkeit der grausamen Welt zu erfas­ sen. Das wiederum erinnerte ihn an ein anderes Mädchen, von dem ihn im Augenblick Ewigkeiten trennten.
     »Können Sie auch nicht schlafen?« fragte er.
     Sie schüttelte den Kopf. »Es geht mir zu viel durch den Kopf.«
     »Dann gehen wir lieber hinein und reden darüber«, schlug er vor. »Das Feuer ist ausgegangen, aber es ist noch angenehm warm.«
     Schweigend glitt sie an ihm vorbei. Er folgte ihr ins Zimmer und schloß die Balkontür. Als er sich umdrehte, sah er sie vor dem Kamin knien. Sie fachte die Glut wieder an und legte einige Holzstücke auf.
     Als die Flammen emporzüngelten, blieb sie auf dem Schaffell vor dem Feuer sitzen. Er zog sich einen Stuhl heran.
     Ohne ihn anzublicken, sagte sie: »Ich habe gesehen, daß Hoffner vorhin bei Ihnen im Zimmer war. Er hat Ihnen sicher von meiner Unterhaltung mit ihm erzählt?«
     Er nickte. »Er hat mir erzählt, daß Sie unser Gespräch be­
    lauscht haben.«
     Unvermittelt drehte sie sich zu ihm um. Ihre Augen blitzten. »Darüber brauche ich mich nicht zu schämen! Er ist ein alter Mann. Wenn ich mich nicht um ihn kümmere, ist er ganz allein.«
     Ihre unerwartete Heftigkeit deutete auf ein stärkeres Gefühl hin, das er nicht vermutet hatte. In gespieltem Schrecken hob er die Hand. »Augenblick – ich stehe doch auf Ihrer Seite!«
     »Tut mir leid«, murmelte sie zurückhaltend. »Aber Hoffner war wie ein Vater zu mir. Er ist ein wunderbarer alter Herr, und ich möchte nicht, daß ihm etwas zustößt.«
     »Bis dahin sind wir uns einig.«
     »Wirklich? Glauben Sie im Ernst, daß ein vierundsiebzigjäh­
    riger Mann mit einem kranken Herzen auch nur die leiseste Chance hat, eine Reise zu überleben, wie Sie sie vorhaben?«
     »Unter gewissen Umständen schon«, sagte er.
     »Aber er ist doch krank und alt!« wiederholte sie. »Glauben Sie, daß er es schafft, auf einem Pferd in dieser Höhe durch das wildeste Land der Erde zu reiten?«
     »Das braucht er vielleicht gar nicht.«
     Sie zog die Stirn kraus. »Ich fürchte, das verstehe ich nicht ganz.«
     »Das verlangt auch niemand. Im Augenblick soll es nicht einmal der Doktor selbst verstehen. Überlassen Sie nur die Einzelheiten mir.« Er lächelte sie an. »Regen Sie sich nicht unnötig auf. Es wird schon alles gut werden, das verspreche ich Ihnen.«
     Sie schüttelte den Kopf. »Wenn Sie es sagen, dann klingt alles so einfach! Bei meinem Vater war das genauso. Wenn er etwas sagte, dann war es eben so und nicht anders.«
     »Kein schlechter Grundsatz.«
     »Meinen Sie? Er hat gesagt, daß wir mit einer Karawane nach Lhasa gehen. Er hat das als eine Art von Vergnügungsreise hingestellt. Daß er unterwegs an Typhus gestorben ist, stand nicht in seinem Plan.«
     »Wie hätte er das auch voraussehen können?« sagte Chavasse sanft.
     Sie schwiegen beide. Er bot ihr eine Zigarette an. Diesmal nahm sie die Papirossa schweigend an. Er reichte ihr Feuer.
     Erst nach einer ganzen Weile fragte sie: »Der richtige Kurbsky ist doch tot, wie?«
     »Ich fürchte ja.«
     »Haben Sie ihn getötet?«
     Er schüttelte den Kopf. »Er wurde wirklich von Partisanen überfallen. Offenbar lieben sie die Russen genauso wenig wie die Chinesen.«
     »So ist das also«, meinte sie. »Sie sind dann einfach in seine Person geschlüpft. Waren diese Partisanen Freunde von Ih­ nen?«
     Chavasse zuckte die Achseln. »In gewisser Hinsicht schon. Aber wenn Sie damit andeuten wollen, daß ich Kurbsky viel­ leicht hätte retten können – nein, das war ausgeschlossen. Ich habe keinen Einfluß auf sie.«
     »Und der Tibetaner, der Sie herbegleitet hat? Heißt er nicht Joro? Er hätte doch etwas tun können.«
     »Sie sehen die Dinge anscheinend immer noch nicht so, wie sie wirklich sind. Für diese Leute herrscht Kriegszustand. Sie kämpfen gegen einen rücksichtslosen Eindringling, der ihr ganzes bisheriges Leben gewaltsam verändern will.«
     »Bitte, ich bin doch kein Kind mehr!« sagte sie. »Ich weiß, daß sich die Chinesen vieles haben zuschulden kommen lassen. Aber all das Blutvergießen – ist das nicht eine wahnsinnige Vergeudung wertvoller Menschenleben?«
     »Schon möglich. Aber denken Sie an

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