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Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut

Titel: Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Oberst Li lässig den Schlag­ stock auf und versetzte Chavasse einen eleganten und sehr gekonnten Hieb ins Genick.

    10

    Chavasse trottete am Ende des Zuges durch den Regen. Er bot einen unbeschreiblichen Anblick. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, sein Bart war dreckig und verfilzt, und sein ausgemergelter Körper steckte in einer alten, ungezieferver­ seuchten Shuba.
     Seine Handgelenke waren vor dem Körper zusammengebun­ den. Von ihnen lief ein Seil hinauf zum Sattel seines Bewachers.
     Allmählich spürte er die Erschöpfung. Ein steifer Wind von den Bergen peitschte ihm eiskalten Regen ins Gesicht, und sein Magen schmerzte vor Hunger. Seine Schritte wurde langsamer. Sofort riß sein Bewacher an dem Seil. Chavasse stürzte vorn­ über aufs Gesicht.
     Der Soldat brüllte ihn wütend auf chinesisch an. Mühsam raffte sich Chivasse wieder auf und stolperte weiter. »Schon gut, verdammter Schweinehund«, murmelte er auf englisch. »Brich dir nur nichts ab.«
     Er sah Oberst Li an der Spitze des kleinen Zuges von etwa dreißig Mann reiten. Sie saßen auf kleinen, drahtigen Tibeta­ nerpferden und trugen Maschinenpistolen auf dem Rücken. Welch seltsame Mischung zwischen Alt und Neu diese Chine­ sen immer wieder fertigbringen! dachte Chavasse.
     Obgleich Oberst Li ein riesiges Gebiet zu überwachen hatte, standen ihm nur zwei Jeeps und ein Lastwagen zur Verfügung. Wollte er das Bergland inspizieren – wozu er bei der herr­ schenden Unsicherheit eine starke Eskorte brauchte –, dann war er auf Pferde angewiesen.
     Der Regen wurde stärker. Chavasse zog den Kopf ein. Ihm war hundeelend. Die Kälte schnitt ihm wie mit Messern ins Fleisch. Offensichtlich war er am Tiefpunkt seines Lebens angelangt. Schon die Tatsache, daß er sich das selbst einge­ stand, war äußerst gefährlich. Oberst Li wäre überrascht gewesen, wenn er geahnt hätte, wie nahe Chavasse am Zu­ sammenbruch war. Er hob die gefesselten Hände, wischte sich den Regen vom Gesicht und stolperte weiter.
     Seit fast drei Wochen schlug und demütigte man ihn auf jede nur erdenkliche Weise. Nacht für Nacht schrillte die Glocke in seiner Zelle, und das rote Licht flackerte zum Wahnsinnigwer­ den. Manchmal holte man ihn dann, manchmal nicht. Das alles gehörte zu einem ausgeklügelten psychologischen Zermür­ bungsplan.
     Er machte sich Sorgen um Dr. Hoffner und Katja – und natür­ lich auch um Joro. Seit dem Tag seiner Verhaftung hatte Oberst Li den Tibetaner nicht mehr erwähnt. Das gab zu Hoffnung Anlaß.
     Der Regen klatschte ihm ins Gesicht, er wischte ihn nicht mehr weg. Er zog sich ganz in sich selbst zurück. Nur so hatte er die vergangenen zweiundzwanzig Tage überhaupt durchste­ hen können. Für einen Augenblick dachte er fast sehnsüchtig an seine Zelle. Sie war wenigstens trocken, und gelegentlich bekam er auch etwas zu essen, aber dann fiel ihm die Nacht ein, in der sie ihn achtmal geholt hatten; oder der Tag, da Li und Tsen ihn vierundzwanzig Stunden lang ohne Pause verhört hatten. Er erschauerte bei diesem Gedanken.
     Warum hatte ihn Oberst Li überhaupt auf diese Inspektions­ reise mitgenommen? Li verbarg hinter seiner freundlichen Maske und dem Aussehen eines Gelehrten eine kaum faßbare hinterhältige Gemeinheit.
     Chavasse malte sich aus, wie er diesen Mann umbringen würde, wenn er dazu nur die Gelegenheit fände. Mit diesem Spielchen hatte er sich viele endlose Stunden in seiner Zelle verkürzt. Aber im Augenblick war er zu erschöpft, um klar denken zu können. Sein Körper zitterte vor Kälte.
     Wieder stolperte und fiel er, aber diesmal zerrte niemand an der Leine. Als er hochblickte, merkte er, daß der Reitertrupp im Schutz eines überhängenden Felsens angehalten hatte. Von hier aus hatte man einen Blick hinunter in ein Tal, in dem ein kleines Dorf lag. Aus den Schornsteinen drang Rauch.
     Der Bewacher band den Strick vom Sattel los. Chavasse schleppte sich bis zu einem Stein dicht an der Felswand, setzte sich darauf und nutzte die kurze Rastpause aus, indem er den Kopf auf die Knie legte.
     Vor ihm knirschte Sand unter einem Stiefel. Oberst Li sagte in englischer Sprache: »Mein lieber Paul, Sie sehen wirklich ganz krank aus. Kann ich etwas für Sie tun?«
     Seine Stimme klang ernstlich besorgt. Chavasse blickte auf und antwortete mühsam: »Ja. Fahren Sie zur Hölle.«
     Oberst Li lachte verständnisvoll. Dann setzte er sich auf einen Stein neben Chavasse, goß etwas heißen Tee aus einer

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