Gehorche mir!
setzte sie sich an den Schreibtisch und fuhr den Laptop hoch. Nachdem sie sich ins Internet eingeloggt hatte, gab sie „Glowcastle“ in die Suchmaschine ein und starrte stirnrunzelnd auf die einzige Seite, die gefunden worden war: Online-Poker. Da hatte jemand den Nickname Glowcastle. Die Suchmaschine wollte wissen, ob sie „Glencastle“ meinte.
Vielleicht schrieb man Glowcastle anders. Celia probierte herum mit Snow-, Low- und Blowcastle, ohne fündig zu werden. Sie versuchte ihr Glück mit anderen Suchmaschinen, die ihr genauso wenig weiterhalfen. Zuletzt studierte sie auf Google Maps die Gegend um Glasgow. Kein Ort hieß so, kein Schloss, keine Ruine, nichts. Sie suchte diverse Schottland-Tourismus-Seiten durch und Verzeichnisse von Wellnesshotels. Alles ohne Erfolg.
In die leere Kaffeetasse starrend fragte sie sich, wohin Devin Leanne brachte, und was er mit ihr vorhatte.
Und vor allem, wie sie die nächsten zwei Wochen überstehen würde, ohne den Verstand zu verlieren.
Kapitel 4
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie den zähen Verkehrsfluss des Großraums London hinter sich gelassen hatten.
Leanne hätte Devin gern nach dem Reiseziel ausgefragt, aber sie wollte sich die Überraschung nicht verderben. Außerdem musste sie erst etwas gegen ihr schlechtes Gewissen tun. „Meinst du, Celia ist mir böse? Wenn dein bester Freund dich so behandeln würde, wäre das das Ende eurer Freundschaft?“
„Ich habe keinen Freund, mit dem ich so eng verbunden bin wie du mit Celia.“ Devin, der einen entspannten Fahrstil pflegte, nahm eine Hand vom Steuer und streichelte ihr übers Haar. „Eins aber kann ich dir versichern. Es ist ziemlich schwierig, dir ernstlich böse zu sein. Du weckst in deinen Mitmenschen einen starken Beschützertrieb. Ich glaube, Celia war eher verunsichert als böse.“
„Wieso sollte sie verunsichert sein?“
„Weil sie mich nicht kennt.“
„Aber
ich
kenne dich doch. Reicht das nicht?“
Er grinste, und Leanne, die sein Profil studierte, stellte fest, dass Lachfältchen ein ganz besonderes Aphrodisiakum waren. „Nun“, meinte er. „Es reicht dann, wenn sie deiner Menschenkenntnis traut.“
„Hm, sie hätte eher Grund, meiner Menschenkenntnis zu misstrauen. Meine beiden letzten Männerbekanntschaften waren ein Griff ins Klo.“
Leanne sah, wie er sich zwang, düster zu blicken. Mit zusammengezogenen Augenbrauen blickte er sie kurz an, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. „Und jetzt glaubt sie, dass du diese Serie mit mir fortsetzt. Dabei habe ich so lieb die Küche geputzt und ihr Komplimente gemacht.“ Ein schelmisches Lächeln spielte um seine Lippen.
„Was denn für Komplimente?“
„Ach, es ging um ihre Brüste.“
Leanne hob eine Augenbraue. „Deine Hände gehören gefälligst auf meine Brüste.“ Sie betrachtete sinnend seine linke Hand, die auf dem Steuerknüppel ruhte. „Erzähl mir von den Frauen in deinem Leben.“
„Das geht nicht, denn damit würde ich mein ehernes Prinzip verletzen.“
„Dass du nicht über deine Vergangenheit sprichst?“
„Nein, dass ich über andere Menschen nur Gutes sage. Wenn ich nichts Gutes über jemanden zu erzählen habe, dann sage ich lieber gar nichts.“
„Aber du kannst doch nicht nur unglückliche Beziehungen erlebt haben.“
„Du hast recht. Meine erste Liebe war wundervoll, aber ich war erst siebzehn und viel zu jung und unerfahren, um das schätzen zu können.“
„Ich hatte meine erste Liebe auch mit siebzehn. Leider war sie unerwidert.“ Ob das anders gewesen wäre, wenn Franklin gewusst hätte, wie sehr sie ihn begehrte? Sofort sah sie ihn wieder vor sich. Dieser strenge, abschätzige Blick, der ihr bis tief unter die Haut ging.
Sie hatte sich immer schon nach Strenge gesehnt und nach Bestrafung. Und das wohl gerade deswegen, weil sie in allen Menschen den Beschützertrieb weckte und als Kind in Watte gepackt worden war.
Erregt bei dem Gedanken, von Franklin übers Knie gelegt zu werden – eine der ersten Fantasien, in denen er die Hauptrolle gespielt hatte – legte sie eine Hand auf Devins. „Sind die ersten hundert Meilen schon rum?“
„Wieso?“
„Ich hatte versprochen, dich alle hundert Meilen zu verführen.“
„Keine Chance. Wenn ich Auto fahre, bin ich asexuell.“
„Ich dachte immer, Männer fänden Autofahren erregend.“
„Für mich ist ein Auto ein Transportmittel, sonst gar nichts.“
Leanne drehte den Kopf nach hinten. „Ein so geräumiges, bequemes
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