Gehorche mir!
Wohnbereich, wo Devin mit einem Mikrofasertuch die Spüle trockenrieb.
„Holla!“, staunte Celia. „So hat sie noch nie geglänzt. Danke.“
Devin faltete das Tuch ordentlich zusammen, krempelte die Ärmel seines weißen Hemdes herunter und schloss die Manschettenknöpfe. „Gern geschehen.“
Celia brachte die beiden bis zur Tür. „Fahrt vorsichtig.“
O Gott, wie abgedroschen
.
Leanne sprang die Treppe hinunter, voller Vorfreude, wie Celia mit einem leichten Stich bemerkte.
„Also dann, bis in zwei Wochen“, sagte Devin förmlich und sah auf die Hand, die Celia auf ihr Herz gelegt hatte. Die Andeutung eines Lächelns spielte um seine Augenwinkel. „Es ist mir gestern schon aufgefallen. Und vorhin wieder, als Sie die schwarze Korsage anhatten. Aber das möchten Sie bestimmt gar nicht wissen.“
„Doch, ich möchte.“
Er sah ihr in die Augen. „Ihre Brüste sind wie dafür geschaffen, gepeitscht zu werden.“
Celias erster Impuls war, ihn zu ohrfeigen, aber da hatte er sich schon abgewandt und ging ohne Eile zum Treppenhaus.
Sie hielt den Atem an, um ihm nichts Unflätiges hinterherzurufen, schlug die Tür zu und lehnte sich von innen dagegen.
Hatte er ihr damit etwas Bestimmtes sagen wollen? War es ein versteckter Hinweis darauf gewesen, dass er ein Brustfetischist war? Vielleicht waren ihm Leannes Brüste zu klein und ... genau, dieses Glowcastle war keine Beauty-Farm, sondern eine Schönheitsklinik. Er brachte Leanne dorthin, um sie operativ seinen Wünschen anzupassen.
Nein, das war doch völliger Unsinn. Oder? Sie wusste nicht, was sie glauben sollte und wünschte sich, sie hätte Gelegenheit gehabt, Devin besser kennenzulernen, bevor er mit Leanne auf und davon gefahren war. Wieso hatte sie nicht darum gebeten, dass die beiden einen Tag später abfuhren? Da sie keinen Flug gebucht hatten, waren sie flexibel. Aber es war alles so plötzlich über sie hereingebrochen.
Was für ein bizarrer Tag. Jetzt brauche ich erst mal einen starken Espresso
.
Sie ging in die Küche und stützte sich an der hellen Arbeitsplatte ab, auf der keine Teeflecken mehr zu sehen waren.
„Der Kerl sieht nicht nur teuflisch aus, er ist auch noch ein richtiger Putzteufel.“ Sie öffnete den Oberschrank, in dem die Kaffeepads lagen. Dabei fiel ihr Blick auf das Gewürzbord. Devin hatte die Gewürzgläser mit den Etiketten nach vorn gedreht, dazu noch alphabetisch sortiert.
„Man kann es auch übertreiben“, murmelte Celia und öffnete neugierig alle Schränke, erst die oberen, dann die unteren. Es war unglaublich. In der kurzen Zeit hatte Devin eine perfekte Ordnung geschaffen. Die Küchenhandtücher waren in exakte Quadrate gefaltet, die Tassen standen mit den Henkeln nach vorn, die Deckel lagen auf den richtigen Töpfen und Pfannen.
Celia bekam eine Gänsehaut.
Er ist ein Pedant, ein totaler Kontrollfreak. Und dazu ein Sadist, sonst hätte er diese Bemerkung nicht gemacht, dass meine Brüste
...
Sie wagte es gar nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.
Woran erinnerte sie dieser übertriebene Ordnungsdrang? Da war doch ein Film gewesen. Genau, mit Julia Roberts. Sie spielt eine Frau, deren Mann ein gewalttätiger Psychopath ist, der sie zusammenschlägt, wenn nur ein Handtuch falsch aufgehängt ist.
Was, wenn Devin auch so einer war? Meistens hatten solche Männer einen oberflächlichen Charme und Sexappeal, dem eine Frau leicht verfallen konnte. Es dauerte eine Weile, bis sie ihr wahres Gesicht zeigten.
„Halt, stopp! Ich reagiere ja völlig hysterisch. Aber was, wenn wirklich etwas passiert? Dann werde ich mir ewig vorwerfen, dass ich Leanne nicht gerettet habe.“
Doch worin sollte diese Hilfe bestehen? Sie könnte sie anrufen und sie bitten umzukehren. Dafür musste sie einen plausiblen Grund erfinden, beispielsweise, dass jemand in der Familie krank geworden war. Das ging nur, wenn derjenige mitspielte, sonst flog ihre Lüge ruckzuck auf.
Dann fiel Celia ein, dass sie Leanne überhaupt nicht anrufen konnte. Die Freundin hatte ihr Handy im Wohnzimmer zum Aufladen an die Steckdose angeschlossen. Und jetzt hatte sie es in der Eile nicht eingepackt. Celia warf einen hoffnungsvollen Blick über die Küchentheke zum Schreibtisch. Das Handy war noch da.
Celia machte sich daran, den Espresso zuzubereiten. Dass ihre Hände dabei zitterten, gefiel ihr gar nicht. Sie würde Recherchen anstellen und herausfinden, was es mit Glowcastle auf sich hatte.
Mit dem Kaffee in ihren immer noch zittrigen Händen
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