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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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sage ich ihm schon, wo ich ihn treffe. Und ich riet ihm zur Vorsicht, aber er meinte, das mache er mit jemandem zusammen, einem lieben Freund, der in solchen Dingen recht erfahren sei. Zufällig sei der gerade bei ihm zu Besuch.
    „Na, gut. Wenn du meinst. Aber wirklich nur, wenn´s ungefährlich ist. Du weißt ja....“
    Er wusste.
    Dann rief ich Julie an. Begeistert war sie nicht. „Wo bist du?“
    „In der Nähe. Aber mit Besuch ist nichts. Jedenfalls nicht im Moment. Was gibt´s Neues?“
    „Gestern Abend war Patricia hier. Hat wissen wollen, wo du bist. Was sie einen Scheißdreck angeht, habe ich ihr gesagt, worauf sie stocksauer wurde. Hat mich Nutte geschimpft und mir Schläge angedroht. Besoffen war sie, sturzbesoffen. Ich habe ihr die Tür vor der Nase zugeknallt, aber die hat noch gute fünf Minuten weitergepöbelt. So ein Scheißweib! Du hast manchmal einen Geschmack, dass es die Sau graust. Wie bist du mir nur bis ans Eingemachte gekommen?“
    Ich musste klarstellen, dass sie mich verführt hatte, nicht umgekehrt. Und das mit Patty konnte ich nur unterschreiben. Patricia war ein übles Saufloch, keine Frage. Was ich eine Zeit lang ganz lustig fand, aber nach einer Weile ging sie selbst mir auf den Wecker.
    „Ich rufe dich nächste Woche an. Falls du ein paar Wochen Urlaub machen kannst, könnten wir zusammen weg. Ich weiß nur noch nicht, wann, aber bald.“
    Julie meinte, das ließe sich bestimmt machen. Ihre Laune verbesserte sich hörbar. Sie brachte noch ein paar Sprüche an, die mir den Peso wieder steigen ließen. Verdammt. Ver-dammt.
     
    Anschließend telefonierte ich mit meinem Mütterchen. Die freute sich, von mir zu hören. Kommt nicht allzu oft vor.
    „Ich höre, du hast Ärger“, meinte sie, wie immer informiert. Ich staunte, obwohl ich´s ja hätte wissen sollen.
    „Was heißt Ärger – ich bin da in eine Sache reingeschliddert, völlig unschuldig.“ Ich hörte förmlich, wie sie mit den Augen rollte. Sie kannte ihren Einzigen. „Und nun haben sich einige Missverständnisse ergeben. Wird schon wieder werden, Mama. Ich wollte dich nur bitten, meine Post zu dir kommen zu lassen und dich um das eine oder andere zu kümmern. Wenn irgendwas sein sollte – ich muss nämlich erst mal eine Weile weg.“ Ich schob „frag nicht“ nach, als sie Luft holte. Was sie natürlich prompt tat. Immer wieder.
    „Hast du die Finger wieder in diesem dreckigen Drogengeschäft? Wirst du denn nie Vernunft annehmen? Schämen solltest du dich, aber da ist bekanntlich Hopfen und Malz verloren, wenn man bedenkt was dein Vater für einer war. Na ja, ist auch meine Schuld. Dass du aber auch nicht lernst....“ Bekannte Nörgeleien aus meiner längst vergangenen versauten Jugend.
    Was soll man der eigenen betagten Mutter schon vorlügen? Ich erzählte ihr, dass ich mich an mein Versprechen von damals gehalten habe, dass ich nur noch saufe, und dass es was mit dem Toten zu tun hat, den ich am Strand fand. Dass einige Typen wohl meinen, ich wüsste mehr als ich tatsächlich weiß. Also will ich vorläufig verduften, bis sich alles von allein aufklärt.
    Das kapierte sie. War ja auch wahr. So ziemlich.
     
    Dass sie nicht zu mir ins Mobilheim geht, war völlig klar. Sie hat die Bude nie betreten, ist nicht mal in meiner Straße gewesen. Seit damals. Da hat sie ihren Stolz. Ist ja auch richtig. Der Alte hat sie da fast jeden Tag verarscht und sie soll sich angucken wo das passierte? Na also.
     
    Ich wünschte ihr was und hängte ein. Den Helm setzte ich trotz der Wärme wieder auf, den Schal band ich um Hals und Mund, Rennbrille auf und Lederjacke zu. Finito, der Unbekannte. Incognito, wie Neil Young, der ähnlich getarnt dauernd hier herumfegt, auch auf einer Harley, allerdings neuer als meine.
    Ich drehte auf dem Weg zu John wieder mächtig auf. Macht einfach Spaß, so eine Tour durch das sommerliche Big Sur. Die Freude machen sich auch andere. Ich traf auf den wenigen Kilometern einen repräsentativen Querschnitt der Harley-Modellpalette.
     
    Sie kam gleich in den Schuppen, die Schöne. Ich wollte sie unbedingt noch waschen, wachsen und wienern, die Dicke, ehe ich mich daranmachte, sie einzukonservieren. Ist schon ein Haufen Arbeit, so eine Superharley. Aber mir macht´s Spaß.
    Die Sonne hatte ihren Zenit überschritten, als ich fertig wurde. Gegen Abend noch die verchromten Stahlspeichen einsprühen und die Reifen mit Gummikonservierung einreiben, und dann kann die Maschine bis zur Wiederkehr Christi

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