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Geisel der Leidenschaft

Titel: Geisel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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wir gehen zum Bäcker und auf den Markt.«
    Am Fuß der Treppe wartete Anne-Marie und lächelte freundlich. »Dieser Ausflug war natürlich nicht meine Idee«, versicherte sie Eleanor, während sie das Haus verließen. »Brendan ärgert sich, weil Ihr so wenig Vertrauen in die Schotten setzt, die Euch nach Paris begleiten.«
    »In unserer elenden Welt muss jeder für sich selbst sorgen«, meinte Helene. »Und es war Lady Eleanors gutes Recht, einen Fluchtversuch zu wagen.«
    Empört schnappte Anne-Marie nach Luft. »Wie kannst du so etwas sagen?«
    »Weil ich davon überzeugt bin«, verteidigte sich Helene. »In diesem schrecklichen Krieg mussten die Frauen auf beiden Seiten unfassbares Leid ertragen. Wallaces Gemahlin wurde in ihrem eigenen Heim ermordet, weil sie sich weigerte, etwas zu verraten, das sie gar nicht wusste. Seither ist er ein anderer Mensch.«
    »Ja«, bestätigte Eleanor, »wo er geht und steht, übt er Rache.«
    »So viele Männer sind verbittert und grausam geworden«, meinte Helene. Inzwischen hatten sie den Grat des Hügels erreicht. »Schaut doch, der Hafen! Was für ein prachtvoller Tag! Wie die Sonne über den Masten leuchtet ...«
    Fasziniert blieb Eleanor stehen. »Ja, eine wunderbare Aussicht!«
    »Kommt, Lady! Unser Calais ist eine schöne, große Stadt. Von hier aus könnt Ihr nicht viel davon sehen. Aber in den Straßen werdet Ihr merken, wie lebhaft es hier zugeht.«
    Wenig später erreichten sie eine schmale Straße zwischen uralten und neuen Häusern. Spielende Kinder warfen Steine gegen die Mauern, Hausfrauen öffneten die Fensterläden und schrien: »Attendez! L'eau!«
    Bestürzt sprang Eleanor zur Seite, als eine dicke Frau das morgendliche Waschwasser und den Inhalt eines Nachttopfs herunterschüttete.
    »Nehmt Euch in Acht!«, mahnte Helene. »Die Leute hier sind so unachtsam!«
    Einen Korb mit frischem Brot auf dem Kopf, eilte ein Bäcker vorbei. In einem Eselskarren saß ein Kesselflicker, der außer seinen Diensten Nähnadeln und Scheren anbot. Obwohl die Straße vor Schmutz starrte, genoss Eleanor das rege Leben und Treiben - und ihre kurzfristige Freiheit.
    An einer Straßenecke pries ein Händler seinen Bonjour vin< an. Beim Anblick der drei Frauen rief er: »Ah, meine Damen, dieser süße Tropfen wird Eure verwöhnten Zungen liebkosen!«
    Anne-Marie beschloss, den Wein zu kosten, und der Mann reichte ihnen drei Becher.
    »Ist das die Countess?«, hörte Eleanor ihn flüstern.
    »Ja, das ist sie - und haltet bloß den Mund!«, warnte Anne-Marie.
    »Ihr bringt Alain de Lacvilles Braut zum Fischmarkt und ich soll schweigen?«, fragte der zwergenhafte Franzose grinsend.
    »Allerdings, sonst durchschneidet Wallace Eure Kehle!«, drohte Helene.
    In gespieltem Entsetzen zog er den Kopf ein.
    Während sie weitergingen, wehten Lautenklänge heran. Ein Sänger gab eine Ballade zum Besten.
    »Von Piraten gefangen, für Arabiens Wüste.
    Von Schotten erobert, König Edward zum Trotz.
    Doch ein Franzose gewinnt die edle Maid.
    Ah, schöne Eleanor of Clarin,
    Euch drohen Verrat und Leid.«
    Abrupt blieb Eleanor stehen und starrte ihre Begleiterinnen an.
    »Kommt, Lady!«, drängte Helene. »Nun muss ich dem kleinen Kerl Recht geben - hätten wir Euch bloß nicht in die Stadt geführt! Aber regt Euch nicht auf, Ihr seid eine Countess und über alberne Spottlieder erhaben ...«
    Erbost fiel Eleanor ihr ins Wort. »Warum verschweigt Ihr mir, was alle Leute wissen?«
    »Danach müsst Ihr Brendan oder Wallace fragen. Oder de Longueville.«
    Helene wandte sich ab, und Eleanor wusste, dass sie vorerst nichts erfahren würde. Nun war die Freude an dem schönen Morgen verflogen. Sie kauften Brot, Fische und Blumen. Auf dem Rückweg unterhielten sich Helene und Anne-Marie über belanglose Dinge. Während sie sich dem abgeschiedenen Haus näherten, unterbrach Eleanor das Gespräch. »Darf ich eine Frage stellen? Wieso kennt Ihr die Schotten? Ist das nicht gefährlich? Immerhin ist die Schwester des französischen Königs mit Edward verheiratet.«
    »Nun, ich bin gar keine Französin«, erwiderte Helene lächelnd.
    »Eine Schottin?«
    »Teilweise. In meinen Adern fließt vor allem norwegisches Blut.«
    »Und ich stamme von einer französischen Mutter und einem schottischen Vater ab«, erklärte Anne-Marie.
    »Henris Vater ist ein Franzose, seine Mutter mit Douglas von Schottland verwandt«, fügte Helene hinzu. »Wenn die Franzosen auch so manche Verträge mit den Engländern unterzeichnet haben -

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