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Geister-Canyon

Geister-Canyon

Titel: Geister-Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Nevis
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Zaun aus in die Tiefe blickte. Justus wandte den Blick wieder ab und holte aus einem der Rucksäcke das Foto der Geige heraus, das O’Sullivan ihm mitgegeben hatte. Zum x-ten Mal prägte er sich die Eigenheiten der Geige ein, als hinter ihm plötzlich ein lautes Flattern ertönte. Wie der Blitz fuhr er herum. Wie konnte er sich nur so überraschen lassen! Doch er hatte nur einen großen Vogel aufgeschreckt.
    Â»Hallo?«, rief Justus, als er sich wieder beruhigt hatte. »Ist da jemand?«
    Er hörte den Wind. Und die Vögel, die ihn aus sicherer Entfernung aus der Luft scheinbar wütend ankrächzten.
    Â»Ich … ich habe die Ware dabei!«
    Keine Antwort.
    Justus beschloss, näher an den markierten Felsen zu gehen. Obwohl das Kreuz die Vorderseite des Felsen markierte, lief er zunächst vorsichtig um den steinernen Block herum. Er wollte in keine Falle gehen.
    Â»Hallo!«
    Doch da war niemand.
    Wo steckte der Entführer? Justus blickte sich lange um. Erst als er sicher war, dass zumindest in der unmittelbaren Nähe alles unverdächtig war, lief er zu dem Platz, den das Kreuz auf dem Foto markierte. Es bezeichnete eine Stelle am Fuß des Felsens, an dem einige schwere Steinbrocken herumlagen. Aber was sollte er hier finden?
    Justus legte die Rucksäcke vor sich ab und wartete. Als minutenlang nichts geschah, rückte er den erstbesten Stein zur Seite. Doch darunter befand sich nichts als ein Gemisch aus Erde und Steinen. Dann nahm sich Justus den nächsten Brocken vor. Und den nächsten. Und so fort. Es war eine Arbeit, die er sofort abgrundtief hasste. Als er sich zum Luftholen aufrichten wollte, sah er ein paar Meter abseits des Felsens etwas Rötliches unter einem Felsbrocken hervorschimmern. Warum war ihm das nicht gleich aufgefallen?! Jemand hatte hier Farbe aufgemalt! Mit wenig Mühe schob Justus den Schotter zur Seite. Zum Vorschein kam etwas Rundes – das runde Ende von etwas, das im Boden steckte und das aussah … wie das Ende eines schwarzen Geigenkastens! Auf den jemand ein rotes Kreuz gemalt hatte, genau wie auf dem Foto! Aufgeregt schnappte sich Justus einen flachen Stein, den er zum Graben benutzen konnte, und legte den Kasten vollkommen frei. Er konnte sein Glück kaum glauben. War es so einfach? Hatte der Erpresser die Guarneri-Geige hier einfach in Schotter und Erde eingegraben? Aber dann konnte er das viele Geld ja wieder mitnehmen … Das Geld! Er hatte sich ablenken lassen! Justus warf einen hastigen Blick zur Seite und atmete erleichtert aus. Die Rucksäcke standen nach wie vor an ihrem Platz. Justus wandte sich wieder dem Geigenkasten zu und zog ihn vorsichtig aus dem Boden. Ganz sachte legte er ihn vor sich hin. Mit den Fingern säuberte er notdürftig die beiden Schlösser und betätigte sie dann. Die Scharniere sprangen auf.
    Mit zitternden Händen klappte Justus den Deckel hoch.

Komm um Mitternacht!
    Bob hatte sich möglichst lange als interessierter Tourist ausgegeben, doch nun war ihm jede Tarnung egal. Während die anderen Besucher ihre Blicke durch die Schlucht streifen ließen, war Bob etwas zur Seite getreten und hatte sein Fernglas ununterbrochen auf den Hang gerichtet. Justus musste dort oben irgendetwas gefunden haben. Jedenfalls kniete er am Boden und untersuchte etwas. Doch Bob konnte beim besten Willen nicht erkennen, worum es sich dabei handelte. Dann richtete sich Justus plötzlich auf. In der Hand hielt er einen länglichen schwarzen Kasten, der aussah – Bob verlor vor Aufregung Justus kurz aus dem Blick – wie ein Geigenkasten! Doch warum hob er jetzt die Rucksäcke auf, in denen sich immer noch das Geld befand? Und wo war der Entführer? Oder hatte Bob etwas nicht mitbekommen? Jetzt kam Justus den Hang heruntergeklettert, die Rucksäcke immer noch auf den Schultern und den Kasten in der Hand. Ab und zu blieb er stehen und sah sich um. Das erinnerte Bob an seinen eigentlichen Auftrag und er suchte mit dem Fernglas flüchtig die nähere Umgebung von Justus ab, allerdings ohne etwas Verdächtiges zu entdecken. Dann heftete er seinen Blick wieder auf den korpulenten Ersten Detektiv, der bei seinem Körpergewicht einige Mühe hatte, seine Schritte abzufedern. Nach einer Weile hielt Justus an und gönnte sich einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Nur schwer konnte Bob dem Drang widerstehen, seinem Freund entgegenzulaufen. Doch er wollte keinen Fehler machen.

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