Geister der Vergangenheit
Granger am Richtplatz erwartet.«
Sie nickte. »Sicher, Mr. Sinclair. Nur weiß ich nicht, welcher gemeint ist. Da haben uns diejenigen, die die Botschaften geschickt haben, überfordert.«
»Irgendwo müssen wir beginnen.«
»Das sehe ich ein.«
»Warum nicht in Forest Abbey ?«
Bill Conolly wollte mehr über das Kloster wissen. Zwei Mal las er sich den Text durch und nickte sich selbst zu.
»Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es dieses Kloster noch.«
»Sind dort noch Mönche?«, fragte Phil Granger.
»Nein, das wohl nicht. Zumindest lese ich nichts in den Informationen darüber.«
»Wir werden trotzdem in der Dunkelheit oder bei deren Anbruch dort sein«, entschied Suko.
Dagegen sprach sich keiner aus. Allerdings war zu erkennen, dass Fiona Rush und Phil Granger eine Gänsehaut bekommen hatten. Auf ihren Gesichtern lag mehr als nur eine Spur von Furcht.
»Und wo müssen wir hin?«, fragte Suko.
»Das muss ich noch herausfinden.« Bill machte sich an die Arbeit. Es gab noch eine zweite Seite, und dort wurde er fündig. Früher hatte es außerhalb der Stadt gelegen. Nun gehörte das Kloster zum Großraum London. Es lag bei Hampstead, ein Vorort, der als idyllisch und teuer bezeichnet werden konnte. Wer dort lebte und sich ein Haus baute, musste einiges an Geld aufbringen. Künstler hatten sich dort niedergelassen, und dort gab es auch die Hampstead Heide, eine Gegend, die bei schönen Tagen zum Spazierengehen genutzt wurde.
Wir schauten uns an.
Bill nickte als Erster. »Ich denke, wir sollten uns den Platz mal ansehen und mit einigen Leuten sprechen, die vielleicht wissen, ob es dort ein altes Kloster gibt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das werden wir tun, aber nicht sofort, sondern später. Wozu sind wir beim Yard. Versuchen wir es zunächst bei den Kollegen. Und anschließend an der Uni, Fakultät Kirchengeschichte.«
»Perfekt«, sagte Suko.
Ich ging in unser Büro und telefonierte mit der Info-Abteilung. Dort waren wahnsinnig viele Daten gesammelt worden. Es ging dabei besonders um ein Kartenwerk, das ständig erneuert wurde und alles erfasste, was wichtig war.
»Forest Abbey sollte kein Problem sein«, hörte ich die Stimme des Kollegen.
»Danke, dann warte ich.«
Suko betrat das Büro. Er setzte sich auf die Schreibtischkante und schaute mich an. »Was hältst du von dem Fall?«
Ich hob die Schultern. »Wenn du meine ehrliche Meinung hören willst, ist er verdammt undurchsichtig.«
»Stimmt. Ich frage mich, was dieses alte Kloster mit Fiona Rush und Phil Granger zu tun hat?«
»Wir werden es herausfinden.«
»Aber dass sie nichts wissen, macht mich schon nachdenklich.«
Ich runzelte die Stirn. »Es liegt in einer tiefen Vergangenheit begraben. Das ist meine Meinung.«
»Du denkst an irgendwelche Vorfahren?«
»Klar. Aber nicht jeder kennt seinen Stammbaum. Davon sollten wir auch ausgehen.«
»Was hast du denn für einen Eindruck von Fiona Rush?«, fragte ich.
»Man kann sie sogar auf eine gewisse Art und Weise bewundern, John. Die hält sich tapfer. Ihr ist ein Skelett auf den Fersen, wie dieser Mönch bei Phil Granger. Beide wollen etwas von ihnen. Vielleicht läuft wirklich alles auf eine alte Abrechnung hinaus, dass die Geister der Vergangenheit geweckt worden Sind.«
»Ja, das könnte man so sehen.«
Ich war froh, als sich das Telefon meldete. Ich hob ab und brauchte meinen Namen nicht zu nennen, denn das Lachen des Kollegen erreichte mein Ohr.
»Was ist denn so spaßig?«
»Da haben Sie mal wieder Glück gehabt, Mr. Sinclair.«
»Schön. Und wie sieht das aus?«
»Das Kloster gibt es noch, habe ich herausgefunden«, berichtete der Kollege. »Oder was davon übrig geblieben ist.«
»Mauern also?«
»Viel mehr jedenfalls nicht. Es ist irgendwann mal zerstört worden. Wenn Sie die Gründe wissen sollen, müsste ich nachforschen und...«
»Nein, nein, die interessieren mich nicht. Wichtig ist, dass die Mauern noch stehen.«
»Zumindest die Reste.«
»Und liegt es wirklich im Wald?«
»Ja, davon kann man ausgehen. Am Rand der Heide. Da muss sich ein lockerer Mischwald gebildet haben.«
»Danke. Damit haben Sie mir sehr geholfen.«
»Wenn’s weiter nichts gibt.«
»Im Moment nicht.« Ich legte auf und drehte mich nach links. Mein Telefongespräch war gehört worden. Aber man hatte nicht verstanden, was ich da erfahren hatte.
Ich berichtete es den dreien, die in der Tür standen. Es war genau zu sehen, dass Fiona Rush eine Gänsehaut bekam. Sie erklärte, dass sie
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