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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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wirklich nicht sein, dass irgendwer da was rausgefunden hat?«
    »Nein, es sei denn, sie hätten es aus der Akte entfernt. Was theoretisch möglich, aber äußerst schwierig ist, denn die Goodys in der Bibliothek passen auf wie die Schießhunde. Eine von denen sitzt immer am Platz. Man müsste abwarten, bis sie mal kurz rausgeht oder sich kurz von ihrem Schreibtisch abwendet. Die haben da nämlich auch Überwachungskameras.«
    »Echt?«
    »Ja, aber die zeichnen nichts auf, die sind bloß mit den Monitoren am Platz der Goodys verbunden. Apropos ...«
    »Was?«
    »Ach nichts ... Ich dachte nur gerade, mir wär was Wichtiges eingefallen. Aber jetzt ist es wieder weg.«
    Ihr Telefon vibrierte an ihrem Oberschenkel. Sie neigte es gerade so weit, dass sie das Anrufer-Display erkennen konnte. TNL. Die Kennung, die sie für Lex gespeichert hatte, eine Abkürzung für »Tunnel«. Sie hielt das für ausgetüftelt genug, um nicht sofort aufzufliegen, aber auch für so naheliegend, dass es ihr selbst mit komplett zugedröhnter Birne wieder einfallen würde. Mist, wieso hatte er sie nicht früher anrufen können? Was immer er wollte, es musste warten. Sie konnte nicht mit ihm sprechen, während Terrible direkt neben ihr saß.
    Doch wenig später waren sie auch schon da. Terrible parkte den Wagen, schaltete den Motor ab und sah sich um. »Was machst du als Erstes? Willst du die Leute fragen, ob sie was wissen, oder gehst du gleich zum Ältesten?«
    »Ich sollte wohl am besten erst mal zum Ältesten Griffin gehen. Der wird mir zuhören. Wartest du hier?«
    Pause. »Wie lange wirst du denn weg sein?«
    »Weiß ich nicht, ’ne halbe Stunde vielleicht. Oder ’ne Stunde. Wenn du solange wo hin willst, ruf ich dich an, wenn ich fertig bin.«
    »Nee, lass mal. Ich bleib hier. Ich warte und halte die Augen offen.«
    Erst als sich die schwere Eingangstür hinter ihr schloss, rief sie Lex zurück.
    »Hey, Tülpi, wo steckst du?«
    »In der Kirche. Was gibt’s?«
    »Ich dachte, du wartest auf mich, und wir gehn da gemeinsam hin. Bleib, wo du bist, ja? Ich komm und -« Er sagte noch etwas, das aber im Rauschen unterging.
    »Was? Nein, Lex, du darfst nicht herkommen! Terrible ist hier, der darf dich nicht sehen -«
    »Keine Bange.« Es folgten noch einige unverständliche Silben, während die Verbindung immer schwächer wurde.
    »Bitte, mach das nicht! Nicht jetzt - verdammt!« Die Verbindung war abgerissen. Mit zitternden Fingern betätigte sie die Wahlwiederholung, bekam aber kein Signal. Der verdammte Regen. Und das verdammte Eisen in den Wänden und der Decke. Es war natürlich notwendig, aber ein schweres Hemmnis für Funksignale. Sie wollte aber nicht noch mal nach draußen gehen. Terrible würde sie zwar nicht fragen, mit wem sie telefoniert hatte, aber der Gedanke bereitete ihr dennoch Unbehagen. Sie musste sich einfach beeilen und wieder weg sein, ehe Lex kam.
    Eine menschenleere Eingangshalle empfing sie, doch das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, das sie beim Betreten dieses Gebäudes sonst immer empfunden hatte, wollte sich nach den Schrecken der vergangenen Nacht nicht mehr einstellen. Stattdessen wurde sie von Traurigkeit erfasst. Dieses Gebäude und ihre Wohnung hatte sie stets als sichere Zuflucht empfunden. Dieses Gefühl war ihr bei beiden abhanden gekommen, womöglich unwiederbringlich.
    Sie klopfte beim Ältesten Griffin an, doch es kam keine Antwort. Als sie den Türknauf betätigte, erwies sich die Tür als abgeschlossen. Vielleicht war er beim Großältesten oder weiter hinten in einem anderen Büro. Auf dem Weg dorthin konnte sie bei Goody Tremmell reinschauen und mal nachsehen, ob irgendetwas Neues über die Mortons hereingekommen war. Die computergestützten Ermittlungen zu den Lebensumständen dauerten manchmal ein paar Tage länger.
    Aus den Bürofluchten drang fernes Stimmengewirr, doch Goody Tremmell war nicht an ihrem Platz. Mist. Chess musste unbedingt diese Akte einsehen - und zwar sofort. Ihr Leben hing buchstäblich davon ab.
    Die Akten begannen normalerweise mit einem Formular, auf dem Goody Tremmell die eingegangenen Beschwerden vermerkte. Anschließend jagte sie die Namen der Beschwerdeführer durch den Computer. In Minutenschnelle hatte sie finanzielle, polizeiliche und berufliche Unterlagen über die betreffenden Personen beisammen, die sodann ausgedruckt und der Akte beigefügt wurden. Das alles wurde kopiert und die Kopie dem Debunker ausgehändigt, der laut Dienstplan als Nächster einen

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