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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Schreibtisch. Und wenn ein Debunker darum bat, etwas in einer seiner Fallakten noch einmal ansehen zu dürfen, machte sie ein finsteres Gesicht und ließ ihn während der Akteneinsicht nicht aus den Augen.
    Wenn sie Feierabend machte und ging, wurde der Aktenraum abgeschlossen und auf magische Weise von einem der Ältesten versiegelt. Ohne die Hilfe eines Ältesten kam dann selbst Goody Tremmell nicht mehr hinein.
    Und Goody Tremmell war in Bankhead Spa gewesen.
    Es gab keine andere Erklärung dafür: Goody Tremmell hatte die Quittung weggeschmissen.
    Ach du Scheiße.

29
    »Und aus diesen Gründen überlassen wir der Kirche die uneingeschränkte Herrschaft über unseren Körper, unser
    Eigentum und unsere Seele.«
    Das Buch der Wahrheit, »Ursprünge«, Artikel 230
    Sie stopfte die Quittung in ihre Tasche, legte die Akte zurück in den Schrank und schloss die Schublade, und in diesem Moment kamen der Älteste Griffin, Goody Tremmell und Doyle um die Ecke.
    »Cesaria! Alles in Ordnung mit dir? Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«, fragte der Älteste.
    Doyle wurde knallrot, doch Chess sah ihn kaum an. Sie sah alle drei kaum an. War der Älteste Griffin etwa auch in diese Sache verwickelt? Ausgerechnet er, ihr Lieblings-Ältester? Er war derjenige gewesen, der ihr den Fall Morton anvertraut hatte. Und er war auch derjenige gewesen, mit dem Randy gesprochen hatte. Er wusste also, dass da etwas vor sich ging.
    Kaum zu glauben. Und sie wollte es auch nicht glauben. Doch sie konnte ihn schlecht danach fragen, während Doyle und Goody Tremmell direkt neben ihm standen und er ihr eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, als wären sie die dicksten Freunde. Und schon gar nicht, während Goody Tremmell die Augenbrauen zusammenzog und Chess argwöhnisch ansah, als wüsste sie, was Chess gefunden hatte. Ihre kräftigen Arme, die sie nun vor der Brust verschränkte, dehnten die Ärmelnähte ihres schlichten schwarzen Kleides. Sie sah aus wie eine Frau, die aus dem Leim ging, weil ihre innere Anspannung zu stark wurde. Chess trat einen Schritt zurück.
    »Cesaria?«
    »Ich bin hingefallen«, sagte sie. »Heute Nacht ... im Regen. Die Treppe bei uns im Haus war nass, und ich hatte beide Hände voll und ...« Mit Mühe schaffte sie es, nicht weiter zu plappern.
    Ältester Griffin, könnte ich kurz mit Euch sprechen?
    Los, sag es! Du musst es ihm erzählen! Jemand muss davon erfahren !
    Ältester Griffin, könnten wir kurz -
    »Was machen Sie hinter meinem Schreibtisch?«
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung! Ich wollte ... Ich war unterwegs zu den Mortons, und da ist mir eingefallen, dass ich noch was in der Akte nachsehen wollte, und deshalb habe ich hier auf Sie gewartet. Dann ist es mir aber auch so klar geworden, und ich muss es nicht mehr nachsehen, und da ist mir mein Stift runtergeplumpst.« Ihr lief der Schweiß die Seiten hinab. Ältester Griffin, könnte ich ... ach, scheiß drauf. »Also, ich muss jetzt los, einen schönen Tag noch.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte der Älteste. Goody Tremmell hingegen schwieg. Chess machte kehrt und ging hinaus, wobei sie sich große Mühe gab, ganz unbesorgt zu wirken, obgleich sie jeden Moment damit rechnete, dass sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
    »Chessie, warte mal!« Doyle holte sie auf dem Flur ein. Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen. Hatte er ein Messer dabei, oder würde er sie jetzt mit bloßen Händen abmurksen? »Könnte ich kurz mit dir sprechen? Bitte! Ich ... Es tut mir so leid! Und ich wollte dir danken, dass du mich nicht verpfiffen hast. Ich hab das echt nicht verdient, aber -«
    »Stimmt, hast du nicht. Lass mich in Ruhe.« Wenn er bloß davon sprach, dass er sie geschlagen hatte, wusste er womöglich nicht, was ihr inzwischen klar geworden war. In diesem Fall konnte sie vielleicht so tun, als ob sie ihn nicht durchschaut hätte, zumindest, bis sie aus dem Gebäude heraus war. Draußen wartete Terrible. Sie ging schneller.
    Doyle hielt mit ihr Schritt. »Hör mal, ich wollte das nicht. Ich hab heut Nacht schon versucht, dir das zu sagen, aber du bist ja weggelaufen. Es ist nur passiert, weil ich völlig übermüdet war und weil du mich überrumpelt hast. Es war ein Reflex. Du weißt doch, dass ich dich niemals -«
    »Nein, weiß ich nicht. Ich weiß, was du getan hast.«
    »Bekomme ich nicht wenigstens eine Chance, mich zu entschuldigen?«
    »Nein.« Sie schob die Tür des Haupteingangs auf und eilte hinaus in den Nebel. Terribles Wagen stand

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