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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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da in der Gasse begegnet sind - das Gelände hat doch bestimmt früher zu dem Stützpunkt gehört.«
    Dass ihn dieses Wissen begeisterte, verstärkte nur ihr Gefühl der Verlorenheit. Und was machte das schon für einen Unterschied - außer dass sie es nun mit Soldaten-Geistern zu tun hatte, und zwar mit einem ganzen Bataillon oder so was.
    »Aber wieso sollte man so was verheimlichen? Da hat's gebrannt, was ist so schlimm daran?«
    »Ja, aber da hat's nicht nur gebrannt. Es gibt dazu alle möglichen Gerüchte, Chess. Hast du mal von der Studie gehört, die das alte Regime damals in Tuskegee durchgeführt hat? Diese Syphilis-Studie? Oder als man irgendwelche Krankheitserreger in die Luft gesprüht hat? Oder im Zweiten Weltkrieg, als sie mit Tränengas und so experimentiert haben? Das waren alles Menschenversuche, und die meisten, die davon betroffen waren, wussten gar nichts davon.«
    »Ja ... Und so was haben sie auch in Chester gemacht? Beziehungsweise in Greenwood?«
    »Man ist sich nich einig, was die da gemacht haben. Manche sagen: Senfgas, aber das glaub ich nich. Andere sagen, es war mehr so ’n Psychoding. Man hat sie am Schlafen gehindert, ihnen nichts zu essen gegeben, keine frische Luft, so was in der Richtung.«
    » Schlafentzug?«
    Er sah zu ihr hinüber. »Ja.«
    »Der Traumdieb.«
    »Ich weiß das nich mit Sicherheit. Aber manche sagen, dieser Brand damals wär kein Unfall gewesen. Ich hab da ein Buch, das ich vor langer Zeit mal gefunden hab, eher so ’ne Art Broschüre. Und da steht drin, dass einer der Piloten entkommen wär und dass sie, als der Stützpunkt niederbrannte, alle schon halb wahnsinnig vor Schlafmangel gewesen wären. Da heißt es, den Brand hat womöglich einer gelegt. Ich fass es nich, dass ich daran nich gedacht hab, aber ich war immer der Meinung, Greenwood wär woanders gewesen, weiter südlich. Wenn an der ganzen Sache denn überhaupt was dran ist.«
    »Wow, unglaublich, was du alles über diese Dinge weißt.« Doch, natürlich, jetzt fiel es ihr wieder ein: Er hatte gewusst, dass es sich bei den Geistern um Piloten gehandelt hatte. Und sie erinnerte sich an seinen verzückten Gesichtsausdruck, als er in Chester davon sprach, dass dort wieder Flugzeuge landen würden. Sie dachte an die Flügel, die sie in dem Tätowierstudio kurz auf seinem Rücken gesehen hatte. Es leuchtete ihr ein, dass er sich selbst als Soldat sah — denn im Grunde war er das ja auch -, und dass er sich daher für militärische Dinge interessierte. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn sie erfahren hätte, dass die ganze Sache mit Chester seine Idee gewesen war.
    »Vertreibt die Langeweile ...« Er bog nach links ab, in Richtung des Highways, der aus Downside hinausführte. »Aber was Earl alles darüber weiß ... Und ich hatte ja keine Ahnung, dass er dermaßen steinalt ist. Hätt nich gedacht, dass man überhaupt so alt werden kann. Hast du so was schon mal gehört?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Man kann da gewisse Zauber wirken, aber ich glaube nicht, dass er das getan hat. Das wäre so richtig dunkle Magie, verstehst du?«
    »Vielleicht hat er einfach vergessen zu sterben. Oder er ist zu fies dazu. Oder zu high. So lange ich zurückdenken kann, ist er tagaus, tagein da in dem Pfeifenraum.«
    Schweigen. Chess nahm sein Unbehagen wahr und fragte sich, ob er meinte, er hätte etwas Falsches gesagt. Ob er an ihre Drogensucht dachte und hoffte, ihr nicht zu nahe getreten zu sein.
    »Terrible?«
    »Ja?«
    »Wer hat dir eigentlich das Lesen beigebracht?«
    Er zuckte mit den Achseln, so als würde er nicht darauf antworten, und sah dann kurz zu ihr hinüber. »Lisa, ’ne Freundin von Bump. Exfreundin, besser gesagt. Das war damals, als er mich bei sich aufgenommen hat. Die mochte mich und hat gesagt, ich müsste das lernen. Hat sich neben mich gesetzt, nur mit so ’nem tief ausgeschnittenen, seidigen Ding an, und hat mir das Buchstabieren und Schreiben beigebracht.«
    »Das war bestimmt ziemlich ermutigend.«
    Er grinste. »Wenn ich was richtig gemacht hab, hat sie sich rübergebeugt und in die Hände geklatscht, und dabei stand immer ihr Ausschnitt sperrangelweit offen. Ich hab schnell gelernt.«
    »Ich glaub’s dir.«
    Sie saßen kameradschaftlich schweigend nebeneinander, während Terrible sich in den Verkehr auf dem Highway einfädelte. Die Stereoanlage lief leise und die Scheibenwischer fuhren langsam über die Windschutzscheibe.
    »Dann weiß man in der Kirche also nichts von Greenwood? Kann es

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