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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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mit ihm unterhalten.
    Terrible sah das offenbar ähnlich. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Hau jetzt ab. Hier gibt’s heut keine Geister.«
    Brain hatte gerade ein Bein durch das von Terrible verbreiterte Wandloch geschwungen, als Chess’ Haut mit einem Mal glühend heiß wurde und ihre Tätowierungen förmlich daran zerrten. Gleichzeitig piepte das Spektrometer los und leuchtete rot auf. Kurz warf es einen unheimlichen Lichtschein auf die morsche Bretterwand, dann wurde die Halle schlagartig taghell erleuchtet, und Chess warf sich unter dem Dröhnen eines Flugzeugs, das direkt über sie hinwegflog, auf den schmutzigen Boden.

4
    »Tote dürfen nicht wieder zum Leben erweckt werden,
    und außerhalb der Kirche darf niemand Verbindung zu
    ihnen aufzunehmen. Wer das versucht,
    beschwört seinen eigenen Untergang herauf.«
    Das Buch der Wahrheit , »Gesetze«, Artikel 26
    Es hörte nicht auf: das Warten auf den Tod, das rasende Herzklopfen, Brains spitze Schreie, die ihr zu dem Getöse in den Ohren gellten. Es kam näher und näher, um sie alle in einem Feuerball aus Kerosin zu vernichten. Chess wollte wegkriechen, aber geschickterweise hatte sie sich vor der einzigen unbeschädigten Wandpartie der ganzen Ruine zu Boden geworfen. Die Lichter wurden nicht schwächer und änderten auch nicht die Richtung. Chess hielt sich schützend die Arme um den Kopf, obwohl ihr klar war, dass das überhaupt nichts brachte.
    Neben ihr zerbarst ein Brett, ein paar Splitter trafen sie an Wange und Armen. Sie zog den Kopf noch mehr ein, doch dann packte etwas Hartes, Warmes sie am Arm und riss sie durch die Wand.
    Terrible. Er hatte ein Loch ins morsche Holz geschlagen und trug sie von der Halle weg. Als er sie wieder absetzte, bemerkte sie, dass das Getöse verstummt war. Auch die Lichter waren verschwunden. Nur Brains Keuchen und Schluchzen drang an ihre Ohren.
    Ihr Körper fühlte sich an wie aus Gummi. Sie versuchte zu stehen, kippte aber wieder um. Terrible umfing mit einem Arm ihren Oberkörper, knapp unterhalb der Brust, und hielt sie aufrecht.
    »Es ist nichts, Chess. Es ist nichts.« Sie wusste nicht, wie oft er das sagte, bis es schließlich bei ihr ankam, auf jeden Fall, bis ihre Beine sich nicht mehr anfühlten wie aus Wackelpudding und sie den Kopf heben und ihn ansehen konnte.
    »Ich dachte, dieser Geisterkram könnte dir nichts anhaben«, sagte er. »Und jetzt siehst du selber aus wie so ’n Gespenst.«
    »Und du siehst aus wie ’n ausgekotzter Elvis«, erwiderte sie.
    Er lachte, und davon bekam sie erneut ein Pfeifen in den Ohren. »Tja, dann sehn wir wohl beide scheiße aus. Aber bei mir ist das normal - und bei dir eher nich. Geht's denn jetzt wieder?«
    »Ja, ja, geht schon. Komm, führ mich draußen rum.«
    »Dein Ding da hat gepiept, bevor der Lärm losging.«
    »Das ist ein Spektrometer. Es misst Energieschwankungen auf der metaphysischen Ebene. Geister strahlen Meta-Energie ab und hinterlassen Spuren davon.«
    Er runzelte die fliehende Stirn. »Also -«
    »Woo-hoo!« Brains Schrei scholl durch die Dunkelheit. Chess wich vor Schreck zurück und prallte mit Terrible zusammen. Durch die Nip und das zusätzliche Adrenalin war sie viel zu schreckhaft. Sie sollte eigentlich was einwerfen, um wieder runterzukommen.
    »Ich hab einen gesehn! Ich hab einen Geist gesehn! Wenn ich das erzähle, die werden Augen machen! Die werden -« Er brach würgend ab, als sich Terribles Hand um seine Kehle schloss.
    »Du wirst gar nichts erzählen, Kleiner. Verstanden?«
    Brain nickte.
    Terrible ließ ihn los. »Hier gibt’s keine Geister. Wir werden die finden, die hier irgendwelche Tricks abziehen, und dann machen wir sie kalt. Und du erzählst gar nichts, sonst komm ich und stopfe dir das Maul.« Er wies auf Chess. »Du weißt, wer sie ist, oder?«
    »Ich hab sie noch nie gesehn.«
    »Guck dir ihre Haut an, Kleiner, dann weißt du, wer sie ist. Willst du die wirklich an der Backe haben? Sie wird mir helfen, dich zu finden, und wenn’s so weit kommt, überlass ich es vielleicht ihr, dir das Maul zu stopfen.«
    Chess trat einen Schritt vor, wollte etwas sagen, hielt sich dann aber doch zurück. Es ging sie nichts an. Das war Bumps Angelegenheit, und wenn sie sich einmischte, würde es angenehme Folgen für sie haben.
    Und außerdem konnte sie es genauso wenig gebrauchen, dass sich diese Sache herumsprach. Die Kirche drückte bei vielerlei ein Auge zu, doch dass sie Kirchen-Equipment benutzte, um Drogendealern unter die Arme

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