Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
zu greifen, würde ihr vermutlich alles andere als eine Belobigung einbringen.
    Und daher sah sie schweigend zu, wie Brain mit schreckgeweiteten Augen nickte und Terrible ihn schließlich mit einer Kopfbewegung fortscheuchte. Der Junge stob davon, dass der Kies unter seinen Schuhsohlen wegspritzte.
    »So«, sagte Terrible und wandte sich ihr wieder zu. »Erledigen wir die Sache, und dann nichts wie weg hier.«
    Der übrige Flugplatz bestand größtenteils aus bröckelndem Beton und Grasgestrüpp. Sie gingen einmal um die Abfertigungshalle herum, was Chess’ fiebrige Haut ein bisschen abkühlte, fanden aber nichts. Keine Sender, Projektoren oder Elektromagneten. Nichts widerlegte, dass es auf diesem Flugplatz tatsächlich spukte.
    Im Gegenteil: Ihre erhitzte Haut, ihre magischen Sensoren bewiesen es, auch ohne das plötzliche, starke Ausschlagen des Spektrometers. Doch wieso hatte es sie so heftig und unvermittelt erwischt, als sich die Erscheinung direkt über ihnen befand? Sie hätte doch schon vorher etwas spüren müssen, ein warmes Schaudern, eine Gänsehaut, irgendetwas.
    Vielleicht durch das Speed. Die Cepts beeinträchtigten ihre übersinnlichen Fähigkeiten nicht nennenswert, zumindest nicht bei normaler Dosierung, aber Speed nahm sie nicht oft, und schon gar nicht bei der Arbeit.
    Es war ungewöhnlich, dass das Spektrometer keinen Piep von sich gegeben hatte, sondern gleich voll ausgeschlagen war, aber das war einfacher zu erklären: Jemand konnte einen magischen Energiestoß auf das Gerät abgegeben und gleichzeitig das, was das grelle Licht und den Lärm machte, angeschaltet haben. Es gab alle möglichen illegalen Apparate, mit denen man Spektrometer manipulieren konnte, und deshalb wurden sie auch nur als ergänzende Spürgeräte eingesetzt, die den Debunker in seinen individuellen Fähigkeiten unterstützten.
    Und wenn dieser Störapparat und der Licht- und Lärmverursacher einigermaßen transportabel und ihre Betreiber einigermaßen flink waren, konnten sie durch das Loch im Zaun verschwunden sein, ehe Terrible Chess aus dem Gebäude herausgezogen hatte.
    Aber wie auch immer: In ihrer Ausbildung hatte sie als Erstes gelernt, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, sondern weiter zu ermitteln, bis man zu einem plausiblen Ergebnis gelangte. Was in diesem Fall dummerweise bedeutete, dass alles viel länger dauern würde als ursprünglich gedacht.
    Chess grübelte noch darüber nach, als sie am anderen Ende des Geländes ankamen. Die Ruine des einstigen Terminals war kaum noch auszumachen, und das Gras reichte ihr bis über die Knie.
    Terrible ging vor ihr her, teilte mit seiner hünenhaften Gestalt das Gestrüpp wie ein Raubtier auf der Pirsch.
    Einen Schritt später blieb Chess abrupt stehen. Magische Kräfte schossen ihr das Bein hinauf und ließen ihr die Haare zu Berge stehen. Hier hatte etwas stattgefunden - ein Ritual ... vielleicht sogar eine Opferung. Etwas, das ihr Blut zum Stocken brachte und den dringenden Wunsch weckte, daheim im Bett zu liegen.
    »Was ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. Es versuchte, zu ihr zu sprechen, ihr etwas zu sagen ... Doch sie verstand es nicht, konnte es nicht aus dem Gewisper all der Stimmen heraushören.
    Dunkle Energie strich ihr über die Tattoos und prickelte auf der Haut. Sie musste ihre gesamte Willenskraft aufbieten, um einen Schritt zurückzutreten, sich nicht hinzuhocken und zu lauschen, nicht mit beiden Füßen diesen Zirkel zu betreten, dessen Dunkelheit sie fortreißen würde.
    »Hier hat jemand Magie ausgeübt«, flüsterte sie, und da sie sich ein wenig albern vorkam, wiederholte sie es noch einmal lauter. »Verbotene Magie.«
    »Geisterbeschwörung?«
    »Kann sein. Ich weiß es nicht.«
    Sie trat einen Schritt nach rechts, setzte ihren Fuß vorsichtig ab, versuchte den Rand des Zirkels zu ertasten. Sie wollte nicht noch einmal hineintreten. Zumindest die vernünftige Chess wollte das nicht.
    Der Wind frischte auf, lupfte ihr schulterlanges Haar und kühlte ihr den schweißbedeckten Nacken. Das Ritual war noch nicht lange her. Vier, höchstens sechs Wochen. Das Ausmaß der Kräfte, die dabei geherrscht haben mussten, ging über ihre Vorstellungskraft. Eine derartige Macht deutete entweder auf einen sehr erfahrenen und mächtigen Magier hin oder auf ein ganz und gar unschuldiges Opfer. Oder auf beides.
    Es war jedenfalls nichts, in dessen Nähe sie sich noch länger aufhalten wollte.
    Drei vorsichtige Schritte noch, dann hatte sie eine ungefähre

Weitere Kostenlose Bücher