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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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diesen Ort binden. Und sie töten. Vielleicht glaubten sie, sie wäre nicht mehr im Besitz des Amuletts? Wie dem auch sei: Sie hatte die Schnauze voll.
    Sie dachte an die Kirche, an die Gebäude dort, in denen die Angestellten und die Ältesten wohnten. Dort gab es Dutzende potenzieller Verstecke. Hunderte. Hatten die Lamaru und Goody Tremmell dort bereits ihre Beutel platziert, oder hofften sie, vorher noch die Entschädigung der Mortons zu kassieren?
    In der Hand spürte sie immer noch ein Pochen, als sie nun anfing, einen der Aktenkartons durchzusehen, die Terrible aus dem Wandschrank hervorgeholt hatte. Sie wollte jetzt nur noch nach Chester und diese Sache endlich hinter sich bringen, doch zuvor musste sie herausfinden, ob sie mit Goody Tremmell Recht hatte oder nicht und ob Geld tatsächlich das einzige Motiv war. Der Anhänger an dem Schlüsselring und die weggeworfene Quittung waren schon mal nicht schlecht, aber sie brauchte etwas Besseres. Etwas, das sie einem Vorgesetzten vorlegen konnte, etwas, das ihr selbst und allen anderen bewies, dass sie eben doch nicht komplett auf dem Holzweg war.
    Das war alles so ermüdend. Sie hatte diesen ganzen Fall so satt ... hatte die Schnauze voll von diesen Leuten und dieser ganzen Sache ... und von dem ganzen Stress tat ihr der Rücken weh. Bump, Terrible, Lex, die Mortons, die Lamaru, Doyle, Goody Tremmell ... Es reichte echt. Wenn nicht ihr Leben und die Existenz der Kirche auf dem Spiel gestanden hätten, hätte sie das alles stehen und liegen lassen und sich für mindestens eine Woche in einer Dream-Höhle verkrochen.
    Sie blätterte roboterartig die Akten durch. Rechnungen, Rechnungen, Rechnungen. Quittungen, Quittungen, Quittungen. Sie legte sie eine nach der anderen beiseite. Keine davon betraf etwas, das mit Ereshdiran oder Goody Tremmell zu tun haben konnte.
    Allerdings würde Goody Tremmell ja wissen, wo sie suchen würde - und wann. Was bedeutete, dass mögliche Verstecke in diesem Haus dünn gesät waren.
    Andererseits aber war Goody Tremmell ja sonst auch nicht die Einfallsreichste, nicht wahr? Es war jedenfalls ziemlich achtlos - oder arrogant - von ihr gewesen, diese Quittung einfach wegzuwerfen, statt den Reißwolf damit zu füttern, und das, wo Goody Tremmell doch sonst ihren Abfall immer höchstpersönlich zur Müllverbrennung brachte? Also waren die Mortons ja vielleicht genauso einfallslos.
    »Hilf mir mal, die Matratze anzuheben«, sagte sie und sah sich um.

33
    »Es ist stets ratsam, über einen feuerfesten Tresor zu
    verfügen oder über ein Tresorfach außer Haus, in dem man Familienfotos und wichtige Dokumente aufbewahren kann,
    zumal solche genealogischer Art. Vor Unglücksfällen und
    Katastrophen ist man schließlich nie gefeit.«
    Ratschläge für die Damenwelt, von Mrs. Increase
    Der Umschlag befand sich nicht unter der Matratze, jedenfalls nicht direkt. Er steckte in der verkleideten Sprungfederauflage darunter, hinter einem plump geflickten Riss in dem geblümten Stoff, doch Chess hielt unwillkürlich den Atem an. Sie hatte nicht damit gerechnet, ihn dort zu finden. Die meisten Leuten vernichteten belastende Dokumente oder versteckten sie zumindest woanders. Bei ihren Debunker-Fällen gehörte es zum ganz normalen Ablauf, Dutzende Freunde und Bekannte zu befragen, anschließend in ihre Wohnungen einzudringen und nach Dingen zu fahnden, die man ihnen womöglich zur Aufbewahrung anvertraut hatte. Dass sich der Umschlag also immer noch hier im Haus befand ... Das Innere der Sprungfederauflage war ein halbwegs sicheres Versteck, aber keineswegs das allersicherste.
    Es sei denn, sie hatten gemerkt, dass die ganze Sache aus dem Ruder lief. Vielleicht hatten sie gespürt, wie ihnen die Energie ausgesogen wurde, während der Traumdieb an Macht gewann, und hatten den Umschlag dort deponiert, in der Hoffnung, dass ihn jemand fand, der ihnen helfen konnte. Jemand, der wissen würde, wer ihnen das angetan hatte, damit der Schuldige zur Rechenschaft gezogen werden konnte. Durchaus denkbar.
    Chess zuckte mit den Achseln. Es kümmerte sie nicht, aus welchem Grund sie sich entschlossen hatten, sich selbst zu belasten; ihr kam es nur darauf an, dass sie es getan hatten. Sie zog den Umschlag hervor und bog die Klammern der Lasche auf.
    Es war nicht viel drin. Nur ein paar Blatt Papier und zwei verblichene Fotos. Eins zeigte eine sehr junge Frau - fast noch ein Mädchen - mit erschöpftem und traurigem Gesicht, die ein Baby auf dem Arm hielt. Auf dem

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