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Geisterflut

Geisterflut

Titel: Geisterflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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ging es ihr zur Zeit mit den meisten Gedanken. Ununterbrochen drehte sie im Geiste die Scherben einer Vase hin und her, die sich nicht mehr zusammensetzen ließ. Flugplätze und Geisterflugzeuge, Runen und Leichen und Augen - diese schwarzen Augen, deren Blick sich ihr geradewegs einzubrennen schien ... Wieso hatte dieses Wesen sie nicht getötet?
    Die Kälte drang ihr durch die Jeans, als sie sich an den Kotflügel ihres Wagens lehnte und die Arme verschränkte. In einem der Nachbarhäuser wurde ein Fenster hell. Dort begann offenbar ein Frühaufsteher seinen Tag. Chess war gegen drei Uhr bei den Mortons angekommen. Jetzt war es höchstens fünf, aber ein blauer Lichtstreif zeigte sich schon am Horizont, vor dem sich die Schornsteine der Häuser wie schwarze Zahnruinen abhoben.
    Warum zum Teufel brauchte er so lange? Das war doch keine Villa, verdammt noch mal, sondern nur ein stinknormales zweigeschossiges Haus.
    Vielleicht hatte der Geist ... Nein. Lex hatte in dem unterirdischen Gang keinerlei Angst erkennen lassen, und obwohl das Wesen dort im Haus schlimmer war, viel schlimmer, bezweifelte sie, dass es ihn aus der Ruhe bringen könnte.
    Apropos: Es schien sich auch keiner der Mortons daran gestört zu haben. Das Wesen in Alberts Zimmer hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit der Erscheinung, die Mrs. Morton ihr geschildert hatte. Das Wesen hatte keine grauen Fetzen getragen, und es war eindeutig männlich gewesen. Spukte in diesem Haus denn mehr als nur ein Geist? Und wenn dem so war, wieso hatte dann außer ihr niemand diese schwarze Gestalt gesehen?
    Und wieso hatte das Wesen sie nicht getötet? Es konnte nicht real sein. Das war die einzige plausible Antwort, die einzig logische Erklärung. Es war nicht real, und sie hatte so viele Drogen intus, dass sie gar nicht mehr wusste, was sie wirklich wahrnahm. Sie rieb sich die Stirn und den Nasenrücken. Oh Mann, sie war kurz davor durchzudrehen. Sie brauchte Schlaf, musste mal eine Weile runter von dem Speed und wieder ein halbwegs normales Leben führen.
    Lex kam zurück, die Tasche in der einen Hand, die Hand in der anderen. Sein angewiderter Gesichtsausdruck wäre in jeder anderen Situation sehr amüsant gewesen.
    »Ich hätte ja keinen Bock, so was zur Arbeit mitzuschleppen«, sagte er und überreichte ihr die Ausrüstung. »Keine Ahnung, wie du das erträgst.«
    »Man gewöhnt sich dran.« Sie warf die Tasche hinten in den Wagen und platzierte die Hand mit der noch brennenden Kerze darin auf dem Beifahrersitz. Normalerweise blies sie die Kerze aus, sobald sie das betreffende Haus verließ, doch angesichts der vorgerückten Stunde hielt sie es für besser, sich erst mal vom Acker zu machen. Die Leute wachten aus diesem Zauberschlaf meist schlagartig auf, und sie wollte nicht riskieren, dann noch vor Ort zu sein.
    »Dann fährst du jetzt nach Hause?«, fragte Lex.
    »Hatte ich eigentlich vor, ja.«
    »Willst du gar nicht fragen, was du mir jetzt schuldest?«
    »Das wirst du mir schon von allein verraten.« Sie hatte zwar nicht die allergrößte Lust, auf dieser frühmorgendlichen Straße die Hose herunterzulassen und ihm ihr Tattoo zu zeigen, aber sie würde es tun. Sie war ihm etwas schuldig. Und das wäre alles in allem eine noch recht harmlose Forderung.
    »Ja ...« Er nickte und sah ihr unverwandt in die Augen. »Ich hätte da ’ne Idee.«
    Sie schluckte. »Nämlich?«
    »Weißt du, diese Hand anzufassen, das war nicht sehr angenehm. Da hab ich dir schon einen ziemlich großen Gefallen getan, nicht wahr?« Er war näher an sie herangetreten, so nah, dass sie seine einzelnen Wimpern sah und das Zigarettenaroma seines Atems roch. Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
    Seine Hand berührte sanft ihren Hals, der Daumen lag unter ihrem Kinn. Die andere Hand glitt ihr um die Taille. Er drückte sie gegen den Wagen, aber das wirkte nicht bedrohlich.
    »Ich dachte, dass ich dich küsse, Tülpi«, murmelte er. »Was meinst du?«
    Chess öffnete den Mund, doch ihr fiel keine Antwort ein - obwohl sie der Meinung war, dass sie dazu dringend etwas sagen sollte. Sie hatte keine Chance. Seine Lippen bemächtigten sich ihrer mit dem vollkommenen Selbstvertrauen eines Mannes, der wusste, dass sein Kuss willkommen war, und als ihr klar wurde, dass er damit Recht hatte, durchfuhr sie ein kleiner Schreck.
    Dann breitete sich wohlige Wärme in ihr aus und drang bis in die Finger, mit denen sie seine Schultern ergriff und über seinen Nacken strich. Seine Zunge schmeichelte

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