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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Whates
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schien der Boden unter ihnen ständig zu beben und zu rütteln; vermutlich rührte das nicht nur von dem Beschuss her, sondern auch von dem Rückstoß, als die The Noise Within ihre eigenen mächtigen Waffen abfeuerte. Das Licht flackerte, ging aus und schaltete sich wieder ein.
    Man hörte keine Sirenen, keine schrillen Alarmsignale, die die Crew an die Kampfstationen rief; und das Schiff erteilte keine Anweisungen mehr. Lärm war das Element, das Kyle am meisten vermisste, und das Fehlen von Raumanzügen. Rennende Männer, der Adrenalinschub, das Rattern abgefeuerter Waffen und das Bewusstsein, dass der Tod ganz in der Nähe lauerte – fast fühlte er sich in den Krieg zurückversetzt, nur dass das hier in völliger Stille passierte.
    Und abermals fuhr ein heftiges Rütteln durch das Schiff. Baines schlitterte gegen die Wand, Kyle verlor die Balance und landete der Länge nach auf dem Boden – ein Umstand, dem er höchstwahrscheinlich sein Leben verdankte. Irgendetwas brach entzwei, kein Wunder, wenn man bedachte, welchem Beschuss das Schiff ausgesetzt war. Ein Strahl aus unter hohem Druck stehendem Dampf teilte den Korridor in zwei Teile und hüllte Drevers ein. Die Schreie, die der Mann ausstieß, kannte Kyle nur aus seinen finstersten Albträumen. So schrie ein Gequälter im Todeskampf, ein Sterbender.
    Nachdem er zusammengebrochen war, zogen sie ihn aus der Gefahrenzone heraus. Kyle bekam einen Arm zu fassen und zerrte ihn unter der tödlichen Wolke aus glühend heißem Dampf hervor, während Baines von der andere Seite schob. Trotzdem kam jede Hilfe zu spät. Selbst Kyle, der solchen Dingen gegenüber in gewisser Weise abgestumpft war, brachte es kaum über sich, das Gesicht des Mannes anzusehen, die mit Brandblasen übersäten, verbrühten Hautfetzen, die leeren Augenhöhlen, alles in eine Mischung aus kondensiertem Wasser und aussickerndem Blut getaucht; darunter das rote, rohe Fleisch, wie ein Stück von einem geschlachteten Tier im Metzgerladen.
    Etwas in ihm hatte ihn immer daran gehindert, Drevers hundertprozentig zu mögen, doch die Gesellschaft des Mannes war für ihn wie ein Gottesgeschenk gewesen, und wenn es mal hart auf hart kam, hatten sie sich verhalten wie Freunde.
    Aber Drevers war nicht der erste Freund, den er in einem Kampf verloren hatte, und helfen konnte man ihm ohnehin nicht mehr. Also wandte er sich ab und fing an, sich um Blaine zu kümmern, der auf der falschen Seite des Korridors festsaß. Auf Kyles Drängen hin presste sich der jüngere Mann gegen die Wand, aus der der Dampf schoss, ließ sich fast bis auf den Boden sinken und schaffte es auf diese Weise, unter dem siedend heißen Geysir durchzurutschen.
    Blaines Hosen waren tropfnass, und er zitterte vor Schock oder Angst, aber Hauptsache, er war noch am Leben. Die beiden Überlebenden sagten nichts, erwähnten Drevers mit keiner Silbe, sondern traten um den Körper herum und rannten los. Kurz darauf standen sie nach Luft ringend vor den Türen zu ihren jeweiligen Quartieren. Es hatte keine weiteren Vorfälle gegeben, obwohl die durch den Kampf hervorgerufenen Erschütterungen nicht nachließen.
    Kyle nickte Blaine zu und fragte sich, ob er genauso erschrocken aussah wie dieser jüngere Bursche. »Viel Glück.«
    Dann betrat er seine Kabine. Er ließ das Bett links liegen und sackte einfach auf den Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt. Jetzt glich es einer Lotterie, wer überleben würde: beide, einer von ihnen, oder gar keiner.
    Doch, diese Situation brachte die Erinnerungen an den Krieg zurück, aber damals hatte er eine aktive Rolle innegehabt, und sich nicht hilflos in seiner Kabine verkrochen; das Einzige, was er in seiner Lage tun konnte, war hoffen und beten, dass der Tod ihn auch dieses Mal wieder übergehen würde.
    Erfolg ist relativ. Jenner und seine Kollegen gelangten recht bald zu dieser Erkenntnis, denn trotz der erlittenen Schäden war die The Noise Within alles andere als kampfunfähig. Die fünf Piloten versuchten, weiterhin die ihnen zugewiesenen Ziele zu attackieren – noch mehr Waffenaufbauten und Sensorphalangen –, aber unter Feuer waren sie in ihrer Leistung behindert, und außerdem mussten sie für ihre eigene Sicherheit sorgen.
    Das Piratenschiff drehte sich schwerfällig in dem Versuch, seine nunmehr eingeschränkte Mobilität einzusetzen, um den wesentlich agileren angreifenden Schiffen das Leben schwerer zu machen und das Quintett gleichzeitig mit seinem immer noch beachtlichen Waffenarsenal zu

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