Geisterjagd
sich ein, noch ehe Leyton ein passender Fluch über die Lippen kam. »Doch die Daten kann man selbst dann noch retten, nicht wahr? Ich meine, in einem Computer geht doch nichts unwiederbringlich verloren, oder?«
»Sie dürfen nicht alles glauben, was Sie so hören«, erwiderte der ältere Techniker. »Mit der richtigen Ausrüstung und genug Mannstunden gelingt es uns eventuell, an die Daten zu gelangen, kommt ganz darauf an, auf welche Weise sie gelöscht wurden, aber eine Wette würde ich nicht eingehen.«
»Außerdem verfügen wir weder über die Ausrüstung noch haben wir ausreichend Zeit«, legte der jüngere Mann nach.
»Richtig«, bekräftigte der erste Techniker.
Es musste doch etwas geben, das sie unternehmen konnten! Leytons angeborene Dickköpfigkeit gestattete ihm nicht, eine Mission so ohne Weiteres als gescheitert zu betrachten; vor allen Dingen nicht dann, wenn der Job sich als totales Fiasko entpuppte, wie es jetzt der Fall war. »Was würde den Unterschied ausmachen?« Er sprach den erfahreneren der beiden Techniker an, der wenigstens zu wissen schien, was er tat.
»Wie bitte?«
»Was benötigen Sie, um die Schutzmechanismen des Systems rechtzeitig zu durchbrechen und Zugriff auf die Informationen zu erhalten? Um zu verhindern, dass die Daten gelöscht werden.«
»Einen leistungsstärkeren Rechner als den hier.« Der Mann tippte auf seinen Handkoffer.
Wenn Computerleistung alles war, was sie brauchten … »Könntest du helfen?«, fragte Leyton.
»V IELLEICHT , DOCH SOLANGE ICH DAMIT BESCHÄFTIGT BIN, WÄREN SÄMTLICHE HÖHEREN DEFENSIVEN UND OFFENSIVEN F ÄHIGKEITEN DEAKTIVIERT . I CH WÄRE NICHTS WEITER ALS EIN SIMPLES , UNBESEELTES S TÜCK K RIEGSWERKZEUG .«
Leyton verdaute diese Nachricht, ein bisschen überrascht, welches Gefühl der Verletzlichkeit diese Aussicht in ihm hervorrief; aber wenn die Mission doch noch ein Erfolg sein sollte, dann blieb ihm gar keine andere Wahl.
»Möglicherweise könnte ich Ihnen in dieser Hinsicht weiterhelfen«, beschied er dem Techniker und gab das Angebot der Waffe an ihn weiter.
Der Mann blickte skeptisch drein, antwortete jedoch: »Einen Versuch ist es wert.«
»Vergewissere dich, dass du auf Projektil geschaltet bist, und fang an«, instruierte er die Gun.
»Wir müssen die Waffe an mein Gerät anschließen«, erklärte der Techniker und streckte die Hand aus. Nach kurzem Zögern reichte Leyton ihm die Gun.
Sein Visor schaltete sich ab. Die roten und grünen Punkte verschwanden, und er sah nur noch den Raum und die darin befindlichen Personen.
Mit einem Mal hörte sich das Gewehrfeuer draußen lauter, näher an. Der Sergeant hatte sich vom Fenster entfernt und neben seinem Mann an der Tür Posten bezogen. Beide standen in kampfbereiter Haltung mit angelegten Gewehren da. Plötzlich kam sich Leyton verloren vor, machtlos. Seine Hand juckte danach, eine Waffe zu umklammern, aber er trug keine zweite bei sich – warum auch? Und er widerstand der Versuchung, einen der beiden Soldaten zu fragen, ob sie irgendeine Ersatzwaffe für ihn hätten, denn das hätte zu sehr nach einem Eingeständnis von Schwäche geklungen.
Er beobachtete, wie die beiden Marines ihre Körperhaltung veränderten – eine leichte Korrektur, aber eine vielsagende, als sie irgendein konkretes Ziel anvisierten und zu feuern begannen. Kugeln hämmerten in den Türrahmen über Blacks Kopf und veranlassten den Sergeant, sich in den Raum hineinzuducken. Aber nur für einen kurzen Augenblick, dann beugte er sich nach vorn und nahm den Beschuss wieder auf, jedoch feuerte er dieses Mal in die entgegengesetzte Richtung. Also erfolgte der Angriff von zwei Seiten; die einheimischen Truppen mussten gleichzeitig von der Treppe und den Aufzügen anrücken, was für die Marines, die abkommandiert waren, um die Türen und den Treppenschacht des Gebäudes zu schützen, nichts Gutes verhieß.
Leyton blickte sich im Raum um, vergebens auf der Suche nach einer Waffe. Dann vollführte der Marine neben Black eine halbe Drehung und stolperte in den Raum hinein, eine Hand gegen seine Schulter gepresst. Leyton wollte vorpreschen, in der Absicht, sich die Waffe des Verletzten zu schnappen und seinen Posten an der Tür einzunehmen, doch gerade als er losdüste, wisperte eine Stimme: »H AST DU MICH VERMISST ?« Im selben Moment triumphierte der Techniker: »Geschafft!«
Die Welt erwachte wieder zum Leben. Zweifellos waren nur Sekunden vergangen, doch dem EyeGee kam es viel, viel länger vor. Rote
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