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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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festen Untergrund.
    »Fiona? Aidan?«
    Dawn klang ängstlich und flehend. Aber wieso rief sie immer wieder auch Aidans Namen? Mühsam drehte Fiona den Kopf zur Seite. Endlich gelang es ihr, die Augen wenigstens einen Spaltbreit zu öffnen. Direkt vor ihrem Gesicht waren nasse Grashalme, dicht dahinter ein Stück dunkelblauer Jeansstoff. Dawn kniete neben ihr. Jetzt spürte sie die Hand ihrer Schwester auf ihrer Schulter. »Aidan? Wo ist er?«, gelang es ihr nach mehreren Versuchen, zu flüstern.
    »Er liegt neben dir und ist immer noch bewusstlos. Ihr seid beide mit einer großen Welle an Land gespült worden, als ich gerade kam. Lillybeth hat mich hergeführt. Was ist denn bloß passiert?« Hilflos strich Dawn Fiona über den Arm.
    »Es ist meine Schuld.« Mühsam drehte Fiona den Kopf in die andere Richtung. Aidan lag so dicht neben ihr, dass ihre Schultern sich berührten. Jetzt spürte sie den leichten Druck. Doch da war keine Wärme, kein Leben. Sein Profil hob sich bleich vom grauen Himmel ab. Der Regen lief über seine blassen Wangen, seine Augen waren fest geschlossen. »Aidan«, wisperte sie. »Wach auf.«
    Er rührte sich nicht.
    Eiskalte Angst durchlief Fiona. Jetzt zitterte sie nicht nur vor Kälte. »Ruf einen Krankenwagen!«, schrie sie ihre Schwester an. »Er braucht Hilfe. Sofort!«
    »Ich müsste ins Dorf fahren und von dort aus telefonieren.« Dawn stand zögernd auf.
    »Du kannst es auch so. Du bist eine Hexe!« Fiona stemmte sich auf die Ellbogen. Regentropfen fielen ihr in die Augen, und sie sah Dawns rote Haare wie durch einen Schleier.
    »Du aber auch, Fiona! Mit stärkerer Zauberkraft als ich. Ich weiß nicht, ob ich das gerade jetzt hinkriege! Was soll ich bloß tun, wenn er tot ist?« Weinend lief Dawn um Aidans ausgestreckte Beine herum und ließ sich neben ihm auf die Knie sinken.
    Fiona runzelte angestrengt die Stirn. Ja, auch wenn sie es manchmal vergaß – sie war tatsächlich eine Hexe. Sie konnte Hilfe herbeiholen, auch ohne Telefon. Sie musste nur fest genug daran glauben. Also kniff sie die Lider zusammen und stellte sich vor, wie zwei weiß gekleidete Männer mit einer Trage über das Gras auf sie und Aidan zuliefen. Auf dem Uferweg stand mit blinkenden Lichtern ein Krankenwagen. Zur Sicherheit ließ sie die Bilder noch einmal vor ihrem inneren Auge ablaufen. Dann beugte sie sich von der anderen Seite über Aidan. »Er ist nicht tot, Dawn«, sagte sie mit fester Stimme zu ihrer weinenden Schwester, obwohl die Angst mit ihrer starken Faust auch ihr Herz umklammerte.
    »Aber er hat diese Kopfverletzung. Eigentlich durfte er gar nicht aufstehen. Und jetzt ist er in diesen schrecklich kalten See gesprungen. Und er reagiert gar nicht.« Mit beiden Händen wischt Dawn sich Tränen und Regentropfen aus dem Gesicht.
    »Gleich ist der Notarzt da.« Angespannt starrte Fiona in Aidans blasses Gesicht. Atmete er? Hatten nicht eben seine Wimpern ein ganz kleines bisschen gezuckt? Oder bildete sie sich das alles nur ein, weil sie es sich so sehr wünschte? Vorsichtig legte sie die Hand auf seinen Brustkorb, um festzustellen, ob er sich hob und senkte. Und im selben Moment schlug Aidan die Augen auf. Sein Blick schien aus weiter Ferne zu ihr zu kommen, zunächst ein wenig verschleiert, doch dann klar wie ein Sommerhimmel.
    »Fiona.« Es schien ihn große Mühe zu kosten, seine Lippen zu bewegen, dennoch verzog er sie zu einem Lächeln. »Du lebst!«
    Sie nickte und lächelte und spürte, wie eine wunderbare Wärme sie vom Kopf bis zu den Zehenspitzen durchströmte.
    »Und du auch. Alles ist gut!«
    Erst in diesem Moment fiel ihr wieder ein, warum sie überhaupt auf den Felsen geklettert und in den See gesprungen war. Hatte sie die wunderschöne, bunte Szene am Grund des Loch Sinclair nur geträumt, oder war das alles tatsächlich geschehen? Hatte sie dort unten wirklich die herrlich funkelnden Fische und die blühenden Pflanzen gesehen? War der blaue Fisch zu ihr gekommen und hatte ihr …
    Fionas Blick huschte zu ihrer linken Hand, mit der sie sich im Gras abstützte. Als sie es auf ihrem Ringfinger rot und golden funkeln sah, atmete sie tief ein. Sie würde wohl nie erfahren, was genau dort unten passiert war, denn eigentlich konnte es in einem schottischen Gewässer keine bunte, märchenhaft schöne Unterwasserwelt geben. Und wieso sollte ein kleiner blauer Fisch ihr einen Ring bringen, der seit mehr als dreihundert Jahren am Grund des Sees lag? Und doch trug sie ihn nun an ihrem Finger –

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