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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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Schottland! Sind die Highlands tatsächlich so schön wie auf den Fotos? Ich habe im Internet nachgeschaut.«
    »Es ist sehr schön hier«, erklärte Fiona mit gepresster Stimme und wagte nicht, den Blick von der Treppe abzuwenden. Das Licht im oberen Flur schien allmählich heller zu werden. »Aber jetzt muss ich leider Schluss machen.«
    »Hast du heute Abend noch was vor?«, erkundigte Anja sich neugierig.
    »Dawn wartet auf mich. Wir haben viel zu besprechen. Wir haben uns ja lange nicht gesehen …« Fiona schnappte heftig nach Luft und war dennoch atemlos. Oben an der Treppe tauchte eine verschwommene Gestalt auf. Ihr stockte der Atem, und ihre Knie zitterten so heftig, dass sie sich an dem kleinen Schränkchen im Flur festklammern musste.
    »Du bist erst seit zwei Tagen weg, und schon fehlst du mir ganz schrecklich!«
    Fiona redete gern mit ihrer Freundin, doch in diesem Moment wollte sie sich einfach nur in die hell erleuchtete Küche zu Dawn retten. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie meinte, Anja müsste es durch die Telefonleitung hören. Dennoch konnte sie unmöglich erzählen, dass sie das Gespräch wegen einer Geistererscheinung beenden musste. Ihre Freundin würde denken, sie sei in der kurzen Zeit, seit sie Deutschland verlassen hatte, vollkommen verrückt geworden.
    »Du fehlst mir auch, Anja, aber ich muss jetzt wirklich …« Ihre eigene Stimme schrillte in ihren Ohren.
    »Entschuldige, dass ich dich aufgehalten habe.« Jetzt klang Anja ein bisschen beleidigt, aber selbst das war im Augenblick nicht so wichtig. Denn die dunkle Gestalt hatte bereits den Fuß auf die oberste Treppenstufe gesetzt.
    »Ich rufe dich bald wieder an!« Fiona warf den Hörer auf die Gabel und stürzte in die Küche.
    Erstaunt hob Dawn den Kopf. Sie saß am Tisch, vor sich das große Zauberbuch.
    »Also, die Sache mit dem Liebeskraut Damiana ist ganz einfach. Du musst eigenhändig das Kraut pflücken und den Tee kochen. Dazu gibt es einen Spruch, der am besten wirkt, wenn du gleichzeitig einen persönlichen Gegenstand des Mannes in der Hand hältst, der auf den Zauber reagieren soll. Das einzige Problem ist, dass Aidan hier sein muss, um mit mir zusammen den Tee zu trinken. Das heißt, wir müssen eine Ausrede erfinden, weshalb du plötzlich weg musst, damit Aidan und ich ungestört sind, wenn der Zauber wirkt … He, was ist denn los mit dir?« Dawn unterbrach ihren Redeschwall. »Du bist ja ganz blass! Gibt es schlechte Nachrichten aus Deutschland?«
    Mit zitternder Hand deutete Fiona auf die Tür. »Da … auf der Treppe«, stieß sie mühsam hervor. »Catriona.«
    Dawn nickte gelassen. »Sie kommt meistens um diese Zeit. Aber du musst wirklich keine Angst vor ihr haben. Sie geht einfach nur durchs Haus oder sitzt stumm da.« Trotzdem schaute auch Dawn ein wenig beunruhigt zur Tür.
    »Habt ihr denn schon mal versucht, mit ihr zu reden?«, flüsterte Fiona und presste gleich darauf die Lippen aufeinander, um nicht aufzuschreien, als lautlos die Tür aufschwang, die sie soeben hinter sich geschlossen hatte. Eine zierliche graue Gestalt mit einem schwarzen Tuch um Schultern und Kopf betrat die Küche.
    Catriona wirkte seltsam durchscheinend, und selbst im hellen Schein der Pendelleuchte über dem Küchentisch war das blaue Licht zu erkennen, das sie umgab. Ohne nach rechts und links zu sehen, ging sie zu dem Schaukelstuhl in der Ecke der Küche. Dort ließ sie sich nieder, zog sich das schwarze Tuch enger um die Schultern und begann, langsam vor- und zurückzuschaukeln.
    »Mim hat alles Mögliche versucht, um mit ihr Kontakt aufzunehmen, aber sie reagiert nicht«, berichtete Dawn und senkte nicht einmal die Stimme. Wie immer, wenn sie von ihrer Mutter sprach, traten ihr Tränen in die Augen.
    Fiona stellte sich hinter ihren Stuhl und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Wir finden gemeinsam heraus, was wir tun können, damit Catriona ihre Ruhe findet«, versuchte sie ihre Schwester zu trösten. Denn so sehr sie es sich auch wünschte – ihre Mutter konnte sie nicht wieder lebendig machen. »Woher weißt du überhaupt, dass sie Catriona heißt?«, fiel ihr plötzlich ein.
    »Mim hat ein einziges Mal von ihr geträumt. In diesem Traum konnte sie mit ihr reden. Sie fragte sie nach ihrem Namen und bekam auch eine Antwort.«
    Fiona ließ die schmale dunkle Gestalt, die sich in dem leise knarrenden Schaukelstuhl hin- und herwiegte, keine Sekunde aus den Augen. »Sie wirkt so jung, obwohl man ihr Gesicht nicht genau

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