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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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grinsen, als Dawn sie empört anfunkelte. Sie hatte im Vorhinein gewusst, wie ihre Schwester auf diese Unterstellung reagieren würde.
    »Du weißt genau, dass es mir nicht um sein Geld geht!« Dawn hatte Fionas Grinsen bemerkt.
    »Okay, okay. Er ist ein extrem gut aussehender, äußerst netter Mann«, erklärte Fiona leichthin.
    Zum Glück brach Dawn im selben Moment in Gelächter aus. Das machte es für Fiona leichter, die Enge in ihrer Kehle zu ignorieren.
    »Ich gebe es ja zu«, stieß Dawn, immer noch atemlos, hervor, als sie sich wieder beruhigt hatte. »Ich bin derart verschossen in ihn, dass es schon fast an Albernheit grenzt. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn ich ihn nicht bekomme, werde ich für den Rest meines Lebens unglücklich sein.«
    Sofort hatte Fiona wieder das Gefühl, als hätte jemand einen Eisenring um ihren Hals gelegt. Sie presste die Lippen aufeinander und nickte stumm.
    »Guck mal.« Dawn malte mit dem Zeigefinger in die Luft, und obwohl Fiona mehrmals blinzelte, änderte sich das Bild nicht, was sie sah: Vor ihrer Schwester schwebte ein großes, flammendes Herz in der Luft, das nur langsam verglühte.
    »So was konnte ich vorher nicht, aber seit ich in Aidan verliebt bin, habe ich die Kraft zu solchen Zaubereien.« Fast verlegen lächelte Dawn sie an. »Versprichst du mir, dass wir es bald mit dem Liebeszauber versuchen?«
    »Ja«, flüsterte Fiona und nickte nachdrücklich. Sie streckte die Arme aus und zog Dawn an sich. »Ich hab dich lieb, kleine Schwester. Und ich werde den Liebeszauber für dich machen.«
    Langsam löste Dawn sich aus Fionas Armen. »Soll ich heute Nacht wieder bei dir schlafen? Ich meine, wegen Catriona.«
    Fiona musste nur kurz überlegen, bevor sie den Kopf schüttelte. »Ich habe keine Angst mehr vor ihr. Sie wartet nur darauf, dass wir ihr helfen, und das werden wir auch tun.«
    Als Fiona eine halbe Stunde später die Bettdecke über sich zog und in einer Ecke des Zimmers einen schwachen bläulichen Schein sah, erschrak sie wirklich nur für einen winzigen Moment, und schon in der nächsten Sekunde stieg erneut das warme Mitleid in ihr auf, welches sie früher am Abend unten in der Küche gefühlt hatte.
    Vor drei Tagen hatte sie noch geglaubt, eine ganz normale Frau zu sein, der gelegentlich seltsame Dinge passierten, und heute fand sie es schon fast normal, in einem Haus zu leben, in dem eine Tote umging und ihre Schwester brennende Herzen in die Luft zeichnete. Beim Gedanken an den Liebeszauber, den Dawn von ihr erwartete, spürte sie allerdings Unbehagen. Aber vielleicht würde sie sich auch schon bald an die Zauberkräfte gewöhnen, die sie angeblich besaß.
    »Gute Nacht, Catriona«, flüsterte sie ins Dunkel. »Morgen versuche ich, herauszufinden, weshalb du hier bist.«
    Der blaue Schimmer war nicht mehr zu sehen, aber Fiona war trotzdem sicher, dass die zierliche Gestalt sie gehört hatte. Sie schloss die Augen und schlief sofort ein.

Achtes Kapitel
    Obwohl Fiona es vorgezogen hätte, mit dem Fahrrad zur Kirche und hinterher nach Sinclair Castle zu fahren, überredete Dawn sie, das Auto zu nehmen.
    »Zur Schule kann ich notfalls zu Fuß gehen, aber du willst doch nicht ernsthaft die Berge hier hochstrampeln, oder?«
    »Immerhin weiß ich, dass das Fahrrad fährt, wenn ich in die Pedalen trete«, beharrte Fiona auf ihrem Plan.
    »Papperlapapp!«, machte Dawn, funkelte mit ihren braunen Augen und klang sehr hexenhaft. »Wenn ich den kleinen Zauber zustande bringe, mit dem der Wagen anspringt, gelingt er dir erst recht.«
    Die beiden Schwestern standen im Flur und machten sich zum Weggehen bereit. Dawn wickelte sich einen endlos langen kunterbunten Schal mehrmals um den Hals. Sie hatte Fiona erzählt, dass ihre Schüler ihn für sie gestrickt hatten, jeder ein Stück mit einem anderen Garn.
    »Aber du hast solche Dinge dein Leben lang geübt, und ich weiß erst seit drei Tagen, dass ich so was theoretisch können müsste.« Fiona stülpte sich eine Mütze auf den Kopf.
    Das sonnige Spätsommerwetter war über Nacht umgeschlagen, und der Herbst hatte Einzug gehalten. Nebelfetzen wehten durch die Luft, und der Wind rauschte in den Blättern der Bäume. Selbst Lillybeths Krächzen draußen vor dem Haus klang herbstlich.
    »Ich habe dir doch vorgemacht, wie es geht. Es ist ganz einfach. Du kannst das.« Mit einer ungeduldigen Handbewegung beendete Dawn die Diskussion und öffnete die Haustür. Ein kühler Windstoß wehte ein paar trockene Blätter ins Haus.

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