Geisterlicht: Roman (German Edition)
Grund für ihr plötzliches Erscheinen einfiel, ohne ihre komplizierte Geistergeschichte zu erzählen.
Aidan hatte bereits die ersten Stufen nach unten zurückgelegt, blieb aber nun mitten auf der Treppe stehen.
»Woher weißt du, dass ich die ganze Nacht auf war?«
»Weil … Weil du anscheinend noch geschlafen hast. Außerdem weiß ich, dass du schon bald deinen Abgabetermin hast. Schreiben Schriftsteller nicht meistens nachts?« Unvermittelt erinnerte sich Fiona daran, wie sie neben seinem Schreibtisch gestanden und ihn auf den Mundwinkel geküsst hatte. Sie spürte, wie ihre Wangen anfingen, zu glühen.
»Du wirkst so aufgeregt und bist ganz außer Atem. Ist irgendetwas passiert?«
Während er die restlichen Stufen herunterstieg, lag sein prüfender Blick auf ihrem Gesicht. Am liebsten hätte sie sich abgewandt, weil sie mittlerweile sicher puterrot war.
»Nein. Doch.« Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, sich zu konzentrieren. »Dawns Wagen … Er ist unten an der Straße stehen geblieben, und ich bin den Rest des Weges zu Fuß gegangen.«
Sie war allerdings nicht gegangen, sondern den Berg heraufgerannt. Die Angst um Aidan hatte sie getrieben. Nun, da er gesund und munter vor ihr stand und weit und breit keine Spur von Catriona zu sehen war, hätte sie eigentlich erleichtert sein sollen, aber solange der Geist sich in seiner Nähe aufhielt, war er womöglich noch in Gefahr. Sie musste also herausfinden, wo Catriona war und was sie vorhatte.
»Am besten legst du dich wieder ins Bett, Aidan. Falls es dich nicht stört, gehe ich nach oben und suche in deinen Büchern weiter nach Hinweisen auf die Geschichte unserer Familie.«
Als plötzlich direkt hinter Aidan wie aus dem Nichts eine schattenhafte Gestalt auftauchte, ruderte Fiona linkisch mit den Armen durch die Luft und rief hektisch: »Vielleicht sollten wir aber auch erst einmal gemeinsam frühstücken, was meinst du, hm? Es ist nicht gesund, ohne Frühstück schlafen zu gehen.« Was redete sie da nur für einen Blödsinn?
Jetzt war Aidans Gesicht ein einziges Fragezeichen. »Ist alles in Ordnung, Fiona?«
»Aber klar. Sicher.« Sie nickte heftig und sah über Aidans Schulter hinweg Catriona streng an. »Ich könnte Kaffee kochen und vielleicht ein paar Pfannkuchen backen. Magst du Pfannkuchen?«
Sie musste ihn irgendwie dazu bringen, in ihrer Nähe zu bleiben, damit sie auf ihn aufpassen konnte. Wenigstens so lange, bis sie herausgefunden hatte, was ihre Urahnin heute auf Sinclair Castle wollte.
Aidan nickte zögernd. »Allerdings habe ich vor einer Stunde, bevor ich mich hingelegt habe, ein Schälchen Müsli und mehrere Scheiben Toast gegessen«, gab er zu bedenken.
»Ha, du hast meine Pfannkuchen noch nicht probiert! Einer passt immer noch rein, das schwöre ich dir. Ich könnte dir auch einen extrakleinen machen.«
Aidan musste mittlerweile zu der Ansicht gelangt sein, dass sie vollkommen durchgedreht war. Als Catriona hinter seinem Rücken die Arme hob und mit den Händen eine Bewegung machte, als wollte sie einen Lappen auswringen, schrie Fiona erschrocken auf, stürzte zu ihm hinüber und zerrte ihn von der durchscheinenden Gestalt weg.
Er war so überrascht, dass er ins Stolpern geriet und gestürzt wäre, hätte er sich nicht im letzten Moment an ihren Schultern festgehalten. »Hoppla«, flüsterte er direkt an ihrem Ohr, und sie spürte seinen heißen Atem. »Du bist heute wohl etwas stürmisch, was?«
Glaubte er etwa, das wäre ein ungelenker Annäherungsversuch gewesen? Fiona wollte sich aus seinen Armen befreien und ihm irgendeine Begründung für ihr seltsames Verhalten liefern. Eine einleuchtende Erklärung, die möglich nichts mit der Wahrheit zu tun hatte. Nur fiel ihr einfach nichts ein. Außerdem wollte sie viel lieber so stehen bleiben. Es war ein wunderschönes Gefühl, ihn so warm und lebendig ganz dicht bei sich zu fühlen. Sie schloss die Augen und genoss den Augenblick.
Aidan bewegte sich als Erster wieder. Sanft schob er sie von sich und trat einen Schritt zurück. »Wir hatten doch beschlossen, das hier nicht mehr zu tun«, erinnerte er sie mit heiserer Stimme.
Sie nickte eifrig. »Tut mir leid. Ich wollte das nicht. Aber ich habe mich erschrocken …« Sie blickte wild um sich, doch von Catriona war nichts zu sehen. Was nicht bedeutete, dass sie fort war.
»Weshalb bist du denn nun wirklich hier, Fiona?« Er lächelte sie aufmunternd an. »Wegen der Bücher hättest du dich nicht so beeilen müssen. Die
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