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Geisterlicht: Roman (German Edition)

Geisterlicht: Roman (German Edition)

Titel: Geisterlicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Winter
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den Zweigen krächzte es laut. Offenbar erwartete die Räbin ebenfalls ein Lob. Aidan schaute nach oben, was nicht einfach war, weil sein Kopf schmerzte und das grelle Sonnenlicht ihn blendete. »Auch dir vielen Dank, Lillybeth«, rief er und stellte fest, dass seine Stimme schwach und heiser war.
    »Und jetzt verrate mir mal, was du mit deinen Kleidern gemacht hast«, wandte Dawn sich nun an ihre Schwester. Fiona hatte nichts weiter als die Wolldecke um, die sie mit auf die Insel gebracht hatte, um ihren nackten Körper darin einzuwickeln.
    Dawns Frage ließ Fiona erröten, was Aidan so bezaubernd fand, dass er sie am liebsten in seine Arme gerissen hätte. »Das Feuer«, murmelte sie undeutlich vor sich hin.
    Verständlicherweise wollte sie ihrer Schwester nicht erzählen, dass sie erst vor ein paar Stunden nackt das Bett mit ihm geteilt hatte. Soweit er wusste, vertrauten Schwestern einander gern Geheimnisse an, aber sicher wollte Fiona nicht in seiner Gegenwart mit Dawn über das sprechen, was in der vergangenen Nacht zwischen ihr und ihm geschehen war.
    »Hoffentlich liegt das Boot noch am Ufer«, wechselte Fiona schnell das Thema. Gleichzeitig schob sie ihren Arm ein wenig weiter unter seinen, um ihn besser stützen zu können, und strich ihm unauffällig über die Hand.
    Aidan ließ sich ihre Hilfe gefallen, obwohl eigentlich er derjenige sein wollte, der ihr half und sie beschützte. Aber er würde hoffentlich noch genug Gelegenheiten haben, sie auf Händen zu tragen. Im selben Augenblick, in dem ihm klarwurde, dass er sich gerade ein Leben mit Fiona an seiner Seite gewünscht hatte, war allerdings die Angst wieder da. Würde er jemals in der Lage sein, sie so zu lieben, wie sie es verdiente? Für alle Ewigkeit, aus tiefstem Herzen und ohne jeden Zweifel? Oder würde am Ende dasselbe geschehen, was ihm kurz vor der Hochzeit mit Lea passiert war? Würde er ein weiteres Mal feststellen, dass seine Gefühle nicht ausreichten und er sich nicht zutraute, sein ganzes Leben mit einer einzigen Frau zu verbringen?
    Er schaute Fiona von der Seite an: Die fein gezeichneten Linien ihres Profils, ihre kleine, ein wenig aufwärts strebende Nase, die vollen, geschwungenen Lippen, das runde, energische Kinn, das glänzende dunkle Haar, das ihr nach den stürmischen letzten Stunden wirr in die Stirn fiel. Er fühlte mehr und intensiver für sie als für irgendeine der Frauen, die es zuvor in seinem Leben gegeben hatte. Doch war er tatsächlich in der Lage, sie zu lieben ? Er wünschte es sich aus tiefstem Herzen, doch sicher war er sich nicht – und das machte ihm Angst.
    Das nächtliche Unwetter war so schnell vorbeigezogen, wie es gekommen war. Seltsamerweise war schon wenige Meter vom zerstörten Sommerhaus entfernt kaum noch etwas von den zerstörerischen Kräften der Natur zu bemerken. Aidan entdeckte weder abgebrochene Äste noch umgestürzte Bäume und als er am Ufer der Insel das Boot ausmachen konnte, atmete er auf. Viel weiter hätte er nicht mehr gehen können. Außerdem war er erleichtert, dass es nicht wieder abgetrieben worden war.
    Unter den letzten Bäumen vor dem Uferstreifen blieb Fiona stehen. »Geht schon voraus und wartet beim Boot auf mich. Ich muss noch rasch etwas holen.«
    »Du willst aber nicht noch mal zurück zum Haus oder zu dem, was davon übrig geblieben ist?«, erkundigte Dawn sich nervös bei ihrer Schwester. Plötzlich wirkte sie ängstlich.
    »Nein, nein. Ich will nur ein paar Kräuter mitnehmen. Deshalb sind wir schließlich hergekommen. Du weißt schon, die Kräuter für den Zauber.« Fiona strich ihrer Schwester beruhigend über die Schulter, und Dawn nickte eifrig.
    Bevor Fiona sich abwandte, lächelte sie ihm zu. Woher meinte sie nur plötzlich, zu wissen, wo die Kräuter wuchsen? Aidan fragte nicht. Vielleicht erzählte sie es ihm später einmal. Während Dawn und er zum Boot stolperten, verschwand Fiona zwischen den Schottischen Kiefern.
    Nach nicht einmal zehn Minuten kehrte Fiona bereits zurück. In der Hand hielt sie ein Büschel hellgrüner Blätter mit kleinen Zacken an den Rändern. Dawn betrachtete die Ausbeute ihrer Schwester mit einem zufriedenen Lächeln, bevor sie ein Päckchen Papiertaschentücher hervorholte und Fiona half, die Kräuter sorgfältig in mehrere Lagen der Tücher einzuwickeln. Dann schoben Fiona und Dawn gemeinsam das Boot ins Wasser.
    Zu seiner Erleichterung gelang es Aidan, ohne jede Hilfe einzusteigen. Ihm war zwar immer noch schwindelig und übel, aber

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