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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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über den Rücken jagte. Warum war er nur so verdammt mächtig? »Wenn du mir verrätst, was du weißt, dann können wir ...«
    »Ich denke nicht, dass dich das irgendwas angeht«, wiederholte er.
    Plötzlich stand er vor ihr; sie hatte nicht gesehen, wie er sich bewegt hatte, aber da war er, direkt auf der Stufe über ihr. Näher als noch vor einer Sekunde. Der Gestank, der von ihm ausging, war fast so schlimm wie die Erkenntnis, was für eine Familie er sich hier unten züchtete; Schweiß, Rauch und schmieriger, blutiger Dreck.
    Seine Augen waren jetzt ganze Welten in seinem Gesicht, wirbelnde Seen aus Farben und Dunkelheit. »Ja«, flüsterte er. »Sieh mich an! Lass mich sehen ... lass mich in dich hineinsehen, kleine Hexe.«
    Er griff nach ihrem Arm und drehte ihn um, sodass ihr Handgelenk entblößt war. Sie keuchte. Seine Berührung verursachte ihr einen stechenden Schmerz, aber sie konnte den Blick nicht abwenden, konnte sich auf nichts anderes konzentrieren. Terribles Hand krampfte sich noch fester um ihre: sie spürte es, ohne dass die Erkenntnis wirklich zu ihr durchdrang, als würde er die Hand von jemand anders drücken.
    »Hmm.« Seine Finger krochen wie Spinnen über die schwarze Narbe, die der Bindende Eid hinterlassen hatte, während er sie weiter mit dem Blick gefangen hielt. »Interessant.«
    Seine Hand schloss sich um die Narbe wie ein Schraubstock. Kraft strömte hindurch, brennende Kraft, die ihr Stimme und Verstand raubte.
    »Arteru niska«, wisperte er. Ihr Arm zitterte. Ihre Tätowierungen wanden sich und kribbelten. Sie wollte schreien, brachte aber keinen Ton heraus; er hatte ihr zusammen mit dem Willen auch die Stimme genommen. Der Rand ihres Gesichtsfelds verdüsterte sich.
    Inmitten dieser Dunkelheit, zwischen den roten Punkten, die ihr vor den Augen explodierten, sah sie grelle weiße Lichter aufblühen und sich ausbreiten, die alles andere auslöschten, bis es nur noch blendendes, hasserfülltes Weiß gab ...
    Schmerz überwältigte sie, raste von den Handgelenken in die Brust und den Kopf und brach den Zauber. Sie zitterte am ganzen Körper und versuchte sich loszureißen, sich dem Griff zu entwinden, der von ihrem Blut immer glitschiger wurde, oh Scheiße, ihr Blut quoll aus der Wunde, die der Bindende Eid hinterlassen hatte, tropfte zu Boden, und unter seinen Kindern erhob sich ein Schrei.
    Ein weiteres Licht blendete sie; Terribles Messer an Maguinness’ Hals.
    Er sprach kein Wort. Das war auch überflüssig.
    Durch den Schleier von Schmerz und Blut sah sie, wie Maguinness’ Blick zwischen ihr, seinen Kindern und Terrible hin und her wanderte.
    »Ja, sie könnten dir helfen«, sagte Terrible leise. »Aber für dich wäre es zu spät.«
    »Ich könnte dir helfen, kleine Hexe«, wandte sich Maguinness an sie. »Ich könnte diese Bindung brechen und dir die Freiheit wiedergeben. Wir könnten uns gegenseitig helfen. Ja, das könnten wir.«
    Sie schluckte. »Sag mir, warum du gegen sie kämpfst. Was weißt du?«
    Er zuckte die Achseln und ließ ihr Handgelenk fallen. Die Energie verebbte. »Kommt nie wieder hierher«, sagte er. »Lasst uns in Ruhe. Wir haben’s nicht nötig, dass sich die Kirche in unser Leben einmischt.«
    Er trat beiseite.
    Es kostete sie zwei Anläufe, ihre weichen Knie dazu zu bringen, die Treppe hinaufzusteigen, aber als sie erst mal oben angekommen waren, ließ sich die Tür ohne Probleme öffnen. Frische, feuchte Luft - so frisch, wie es in Downside eben wurde - strömte ihr in die Lungen und über das Gesicht. Es hatte aufgehört zu regnen.
    Bevor sich die Tür hinter ihnen schloss, warf sie einen letzten Blick zurück, nur um sich sofort verzweifelt zu wünschen, sie hätte es nicht getan.
    Im schmaler werdenden Spalt zwischen Tür und Rahmen stand Maguinness und sali ihnen hinterher.
    Er leckte sich ihr Blut von den Fingern.

27
    Der Segen der Kirche wurde nicht ohne Bedingungen erteilt, denn im Leben gibt es nichts umsonst. Vielmehr war die Bedingung wie folgt: dass die Menschen die Wahrheit erfahren und annehmen müssen, danach leben sollen und sich der Führung der Kirche anvertrauen.
    Das Buch der Wahrheit, »Ursprünge«, Artikel 700
    Laurens roter Sportwagen lauerte gegenüber von ihrer Wohnung, ein fetter, glänzender Vorwurf, dass Chess sich heute nicht bei ihr gemeldet hatte.
    Dabei hätte sie es wirklich tun sollen. Echt. Nach allem, was Lauren in der Nacht zuvor durchgemacht hatte, war ihr Verhalten wirklich nicht zu entschuldigen; sie war zwar

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