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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Er kam ihr schon seit Monaten nicht mehr hässlich vor. Aus einem einfach nur vertrauten Gesicht war längst eins geworden, dass sie liebevoll ansah, ein Gesicht, das sie .... glücklich machte.
    Wen interessierte es denn schon, was die anderen dachten, wenn sie ihn ansahen, wenn sie die krumme, mehrfach gebrochene Nase betrachteten, die Narben, den Stirnwulst, den plumpen Kiefer oder die buschigen Koteletten? Sie wusste, was sie sah, und das war alles, was zählte. Sie wusste, was sich hin ter diesen harten, finsteren Augen verbarg, und das wollte sie mehr als alles andere.
    Sie hätte lügen müssen, wenn sie behaupten wollte, dass sie nicht um seine Unsicherheiten wusste, die paar, die er hatte. Sie wusste, dass ihm seine mangelnde Bildung peinlich war und dass er immer wieder ausgesprochen beeindruckt von ihrer war. Sie wusste, dass er sich nicht für besonders schlau hielt, trotz aller Gegenbeweise. Und dass er der Überzeugung war, als Schlägertyp gerade gut genug zu sein.
    Aber irgendwie hatte sie diese Selbstzweifel nie für so ernsthaft gehalten, hatte nie angenommen, dass er sich auch ihr gegenüber unsicher fühlte oder dass er glauben würde ... Scheiße!
    Sie war ja so blöd. Er hatte es ihr doch sogar selbst gesagt, in Worten, deren Bedeutung sie damals gar nicht registriert hatte: Der einzige Grund, aus dem ’ne Lady ’n Kind von mir will, ist Geld. Das war in der Nacht gewesen, in der sie seine Tochter kennengelernt hatte, in der Nacht, in der er sie geküsst und ihr gesagt hatte, was er wirklich für sie empfand. Damals hatte sie sich bei diesen Worten nicht viel gedacht, aber jetzt, wo sie hier mit ihm im Auto saß und sich alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ ...
    Wie würde sie sich denn an seiner Stelle fühlen, wenn sie sich mit Lex sah? Mit dem gut aussehenden Lex, dessen Gesicht so perfekt geschnitten war, der so gewinnend lächeln konnte und so arrogant auftrat? Sie war schon eine echt clevere Kirchenhexe, in der Tat.
    »Mir ist das doch völlig egal, wie er aussieht«, sagte sie vorsichtig, immer in Erwartung einer erneuten Explosion. »Es kümmert mich nicht, weil ich dich ... weil mir dein Aussehen einfach viel besser gefällt, und ich ...«
    »Fuck!« Er schnippte die Kippe aus dem Fenster und zündete sich eine neue Zigarette an. »Lass das ... ich kann dir nicht mal mehr glauben, was du mir erzählst, ich weiß nicht mal, warum ich hier meine Zeit damit verschwende, mit dir rumzulabern. Du hast mich damals angelogen, und du lügst mich heute an. Du hast mich monatelang hintergangen, und jetzt ...«
    »Und wenn ich dir auch nur irgendwas bedeuten würde, wäre dir das egal.« Ihre Kehle fühlte sich an, als hätte ihr jemand ein Stahlrohr hineingerammt. Sie musste aus dem Wagen raus. Auf der Stelle, bevor sie etwas sagte oder tat, was ihr später leidtun würde - ein Punkt mehr auf der stetig anwachsenden Liste von Dingen, die sie bereute.
    Aber die Worte sprudelten trotzdem aus ihr hervor, bevor sie sich zurückhalten konnte. »Wenn du dir wirklich ganz ehrlich nichts mehr aus mir machen würdest, dann wäre dir das alles egal, du würdest dir gar nicht die Mühe machen, hier rum-zusitzen und mit mir zu reden. Ja, ich habe gelogen, das hätte ich nicht tun sollen, und es war echt mies von mir, und es tut mir leid. Ich wollte dir nie wehtun. Das habe ich nie gewollt. Ich wünsche mir so sehr, dass ich es einfach ungeschehen machen könnte, okay? Aber wir wissen beide, wer jetzt gerade lügt, und ich bin es nicht. Also, ruf mich an, wenn du dich ernsthaft mit mir unterhalten willst, anstatt mich bloß anzubrüllen oder mir zu sagen, was für ein abgrundtief schlechter Mensch ich bin. Das... tja, das weiß ich sowieso schon, okay?«
    Sie knallte die Autotür zu, als er gerade zu einer Antwort ansetzte, und stolzierte mit hoch erhobenem Kopf und straffen Schultern davon. Sie war dankbar, dass er nur ihren Rücken erkennen konnte - und nicht die Tränen, die ihr über das Gesicht strömten.
    Ihr war nicht wirklich eine andere Wahl geblieben, als Lauren von Maguinness zu erzählen, nachdem er sie beide fast abgefackelt und in eine wüste Schlägerei auf dem Parkplatz des Schlachthofs verwickelt hatte. Außerdem war es wichtig herauszufinden, ob die Leichenteile tatsächlich zu Maguinness’ Familie gehörten - beziehungsweise, es zu beweisen. Und noch mal mit ihm zu reden war sogar noch wichtiger. Mit Terrible an ihrer Seite hatte sie ihre Position nicht ausspielen können, aber

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