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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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er die Stirn runzelte und die Mundwinkel verzog, erkannte sie, dass er sich ebenfalls erinnerte.
    Seine Begleiterin nutzte die Gelegenheit, um ihm mit der
    Hand über die Brust zu streichen und mit den Fingernägeln über seinen Hals zu fahren. Sein Blick löste sich von ihr; er wandte sich wieder ganz dem Mädchen und ihrem drallem Busen zu und Chess hielt es nicht eine Sekunde länger in der Bar aus.
    Sie murmelte irgendetwas, ohne zu wissen, was, und stand auf, während sie noch immer das Bier umklammert hielt. Die Musik dröhnte in ihrem Kopf und schwoll immer mehr an, bis sie das Gefühl hatte, dass der Druck sie jeden Augenblick umbringen konnte, so sehr schmerzte es.
    Auf dem Weg aus der Bar musste sie direkt an ihm vorbei. Kam gar nicht infrage. Sollte er etwa ihren überstürzten, peinlichen Rückzug mit ansehen? Einen Scheiß würde er!
    Ihr Sitznachbar wollte ebenfalls aufstehen und streckte die Hand nach ihr aus, aber sie entzog sich ihm und steuerte aufs Klo zu, während sie Scham und Wut als Antriebsmotor nutzte, um sich den Weg durch die Menge zu bahnen. Sie standen ihr im Weg. Gesell all ihnen ganz recht, wenn sie jetzt einen Schubser oder einen Ellbogen abbekamen.
    Zu dieser frühen Stunde hatte sich vor dem Klo noch keine Schlange gebildet. Oder vielleicht hatte sie die Wartenden auch einfach übersehen, zum Teufel. Sie hatte nur Augen für die Tür und die paar Augenblick Ruhe, die sie versprach. Mehr brauchte sie jetzt nicht. Nur ein paar Minuten, einfach nur den Kopf klar kriegen, bis dieses Scheißlied endlich vorbei war und sie so tun konnte, als wäre es nie gespielt worden.
    Es war außerdem noch früh genug, dass das Klo - ein winziger Raum, kaum größer als ein Kleiderschrank - noch einigermaßen sauber war. Vielleicht sah sie aber auch den Dreck jetzt nicht mehr. Tränen verschleierten ihr den Blick, sodass sie ohnehin nicht mehr viel erkennen konnte.
    Kalte, harte Fliesen bedeckten die Wand. Sie drückte die Stirn dagegen und schlang die Arme um sich. Scheiß ... einfach nur ...
    Scheiße! Warum musste er denn ausgerechnet hierherkommen? Wann lernte sie endlich, sich zusammenzureißen und sich nicht länger wie ein blödes Baby zu benehmen? Was war denn nur los? Warum kam sie einfach nicht darüber hinweg - nicht über ihn hinweg? So was hatte sie noch nie gemacht. Sie hatte einer gescheiterten Beziehung noch nie so sehr hinterhergetrauert. Aber bisher hatte es auch noch nie etwas zum Hinterhertrauem gegeben, schließlich hatte sie auch noch nie länger mit jemandem zusammen sein wollen.
    Sie hatte sich das alles selbst zuzuschreiben. Es gab sonst niemanden, dem sie die Schuld geben konnte. Den Weg zur Oberschlampe hatte sie Schritt für Schritt und ganz allein zurückgelegt. In jener Nacht war sie zu Lex gegangen, statt bei einem seiner Freunde zu pennen, wie Terrible vorgeschlagen hatte. Er war schon drauf und dran gewesen, alles klarzumachen. Er hatte das Handy schon in der Hand gehabt. Und dann hatte sie bei Lex im Schlafzimmer gestanden und sich gesagt, dass er aussah, als könne man mit ihm Spaß haben, warum also nicht zugreifen? Am nächsten Tag hatte sie Terrible angelogen und sich eingeredet, dass es so besser war.
    All das konnte sie sich vielleicht noch verzeihen. Vielleicht.
    Chess log sich jeden Tag etwas vor; sie war daran gewöhnt, so wie sie ihre Pillen nahm oder sich überzeugte, dass sie einen Stift in der Handtasche hatte. Meistens waren es harmlose Lügen. Unbedeutende Lügen. Natürlich gab es auch größere, zum Beispiel, wenn sie sich sagte, dass sie mehr sei als nur ein Junkie, der das Glück hatte, ein einzigartiges Talent zu besitzen. Dass sie aus freien Stücken allein war und dass sie keine Sterbensangst vor anderen Menschen hatte, weil man ihnen nicht trauen konnte, weil sie nur Dreck im Kopf hatten und ihre Hände nichts als Schmerzen verhießen und sie beides bei erster Gelegenheit abbekommen würde.
    Aber die dickste Lüge, die sie sich je aufgetischt hatte, die sie sich nach jener Nacht im Trickster’s über Monate hinweg immer wieder vorgebetet hatte, war, dass sie nicht dabei war, sich in Terrible zu verlieben, und es eigentlich schon getan hatte. Dass all die Nächte, in denen sie auf der Couch geschlafen und die Augen gegen die hellen Lampen abgeschirmt hatte, nur, weil Terrible manchmal bei ihr klingelte, wenn er sah, dass noch Licht brannte, nichts zu bedeuten hatten, genau wie die Tatsache, dass sie immer Ja sagte, wenn er anrief und sie zum

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